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Zwischen Uni und Turnhalle: Medizinstudent und Turner Martin Miggitsch

Doppelsalto und Schrauben gehören zum Alltag von Medizinstudent Martin Miggitsch genauso wie Famulaturen und Praktika. Der Österreichische Staatsmeister im Sprung studiert an der Med Uni Innsbruck, daneben trainiert er bis zu 30 Stunden pro Woche – mit Disziplin und Leidenschaft für Sport und Medizin. In diesen Tagen nimmt der 22-Jährige aus Klagenfurt an der Turn-Weltmeisterschaft teil.

In Jakarta, Indonesien geht für den 22-jährigen Martin Miggitsch im Oktober 2025 ein großer Traum in Erfüllung. Er nimmt gemeinsam mit über 570 Sportler:innen an der Weltmeisterschaft in Kunstturnen teil und wird auf der großen internationalen Bühne sein Können zeigen. Dabei ist der Sport für den Klagenfurter eine Art Zweitjob, denn in erster Linie sieht er sich als Medizinstudent: „Ich will Arzt werden, seit ich bei den sportmedizinischen Untersuchungen diesen Beruf näher kennengelernt habe und vor allem, seit ich meinen Zivildienst beim Rettungsdienst gemacht habe“, erzählt Miggitsch, der an der Med Uni Innsbruck im 5. Semester Humanmedizin studiert. Den Turnsport, den er betreibt, seit er im Kindergarten ist, wollte er trotzdem nie an den Nagel hängen. So wechselte er zum Verein in Innsbruck und trainiert auch während des Studiums weiterhin alle sechs Disziplinen: Boden, Pauschenpferd, Ringe, Sprung, Barren und Reck.

Martin Miggitsch bei einer Übung am Barren

Martin Miggitsch bei der Universiade in Essen im Sommer 2025: Spitzensport und Medizinstudium unter einen Hut zu bringen, ist manchmal ein Balanceakt (Foto: Thomas Schreyer)

Zwischen Risiko und Kontrolle

„Ich kann mich in der Luft sehr sicher orientieren“, erzählt der Kärntner. „Das Gefährlichste am Turnen ist ja, wenn man sich koordinativ verliert und dann auf dem Kopf landet oder auf das Gerät stürzt.“ Deshalb habe er keine große Angst vor Stürzen. Das Thema Risiko im Sport betrachtet er aus einem anderen Blickwinkel: „Beim Turnen bleibt es immer spannend, auch ein Olympiasieger kann vom Gerät fallen und in einem Augenblick ist der Wettkampf gelaufen“, sagt Miggitsch über den Vergleich seines Sports mit dem Studium. „Ich denke, im Studium kann ich einigermaßen sicher davon ausgehen, dass eine Prüfung gut laufen wird, wenn ich mich gut genug vorbereitet habe.“ Parallelen sieht er aber genauso: Durch den Sport kenne er Disziplin und Struktur und findet ohnehin, dass sich beides ideal ergänzt. „Ich mag den Ausgleich. Durch das Turnen habe ich Struktur im Tag, ich weiß genau, ich muss die Zeit, die ich zum Lernen eingeplant habe, gut nützen. Gleichzeitig denke ich nicht nur an den Sport, sondern habe andere Themen im Leben. Und nach einer intensiven Trainingseinheit kann ich erstaunlicherweise richtig gut lernen.“

Großereignisse wie die Universiade im chinesischen Chengdu 2021 sind für Martin Miggitsch (2. v.l.) Highlights im Sportlerleben (Foto: privat)

Großereignisse wie die Universiade im chinesischen Chengdu 2021 sind für Martin Miggitsch (2. v.l.) Highlights im Sportlerleben (Foto: privat)

Im Sprung wurde Miggitsch 2025 Österreichischer Staatsmeister. Vor allem weil Turnen selten im medialen Fokus steht, sind Großereignisse für den jungen Sportler eine spannende Erfahrung. Zweimal war er bei den „World University Games“ – der sogenannten Universiade: „Das war immer cool, ein großes Event mit toller Atmosphäre, man trifft viele junge Leute. Allerdings sagen viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ganz offen, dass sie eigentlich nur pro forma in der Uni inskribiert sind und sie praktisch nur Sport machen.“

Das ist bei Miggitsch anders: „Ich will alles für den Sport rausholen, ohne dass die Uni darunter leiden muss.“ Die Grenzen sind dabei oft fließend: „Wenn beim Training mal kurz Pause ist, nehme ich das I-Pad raus und lerne für die KMP“, erzählt Miggitsch. Er trainiert in der Woche zwischen 25 und 30 Stunden in der Halle. „Am Wochenende mache ich auch anderen Sport, laufen, wandern, Skifahren oder Skitouren, Tennis,“ zählt er sein sportliches Pensum auf. Daneben müssen die Lehrveranstaltungen, Praktika und selbstverständlich das Lernen Platz finden.

Martin Miggitsch konzentriert mit ausgestreckten Armen vor einem Sprung

Immer fokussiert: entweder auf den Sport oder auf das Medizinstudium (Foto: Denis Vakhrushev)

„Mein Innsbrucker Trainer kommt mir zum Glück sehr entgegen, er unterstützt mein Studium und kommt auch nur für mich in die Halle, wenn ich während des regulären Trainings Praktikum habe. Und wenn es sich mal mit den Praktikumsgruppen und Wettkämpfen nicht ausgeht, habe ich immer Studierende mit Mitgefühl gefunden, die mit mir getauscht haben.“ Nur das klassische Studentenleben bleibe ein wenig auf der Strecke: „Das ist der einzige wirkliche Nachteil, für Partys habe ich oft keine Zeit und vor allem keine Lust.“

Ein Ziel: Arzt und Athlet bleiben

Im Sport ist Miggitschs Lieblingsdisziplin der Boden, in der Medizin findet er Neurochirurgie spannend: „Noch ist es natürlich schwierig zu sagen, was mir gefällt, aber ich habe Bücher zu dem Thema gelesen und fand auch die Studieninhalte in Neurologie letztes Jahr richtig gut.“ Als Assistenzarzt – dann vielleicht wieder im Kärnten – werde er sich möglicherweise auf eine Disziplin, Sprung oder Boden, beschränken müssen. „Aber bis dahin will ich beides, Sport und Studium, noch voll genießen.“

(Innsbruck 17.10.2025, Text: P. Volgger, Bilder: MUI/D. Bullock, Thomas Schreyer, Denis Vakhrushev, privat)

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