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Werner Schmölz (l.) bei der Vertragsunterzeichnung mit Rektor Wolfgang Fleischhacker

Professur für Biomechaniker Werner Schmölz

Im Biomechanik-Labor der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie forschen Innsbrucker und internationale ChirurgInnen mithilfe einer Reihe von Gelenkssimulatoren an der Verbesserung und möglichen Innovationen von Behandlungsmethoden bei traumatischen und degenerativen muskuloskeletalen Erkrankungen des Bewegungsapparates. Das Labor hat Werner Schmölz seit 2004 aufgebaut. Nun wurde er zum Professor berufen.

ChirurgInnen aus aller Welt geben sich in einem Stöcklgebäude in der Maximilianstraße die Klinke in die Hand. Sie alle kommen zu Werner Schmölz. Rektor Wolfgang Fleischhacker hat ihn knapp vor Weihnachten 2021 zum Professor für Translationale Biomechanische Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck berufen. Schmölz hat in den vergangenen Jahren das international gefragte Biomechanik-Labor der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie (Direktor: Rohit Arora) aufgebaut. Beim Eintreten erinnern Werkbank, Instrumente und massive Aufbauten auf den ersten Blick eher noch an eine Werkstatt als an ein medizinisches Forschungslabor. Erst auf den zweiten Blick fallen in weiteren Räumen ein OP Bereich mit Röntgengerät und Gefriertruhe für Versuchspräparate, sowie wissenschaftliche Poster im Stiegenhaus auf. „Wir fokussieren uns auf translationale Forschung, die direkte Auswirkungen auf die Klinik hat“, erklärt Schmölz. So sei etwa die Versorgung von Frakturen des Oberarmknochens bei Osteoporose mit kanülierten Schrauben, welche eine in situ Augmentation mit Knochenzement ermöglichen, direkt nach der Entwicklung und Testung im Biomechanik-Labor in die klinische Routine übergegangen.

Bereits während seines Maschinenbaustudiums an der Hochschule in Aalen interessierte sich Schmölz für die Biomechanik und die Anwendung von mechanischen Prinzipien auf biologische Strukturen. So widmete er bereits seine Diplomarbeit der Hüftendoprothetik. Promoviert hat er in Glasgow, danach war er zwei Jahre am Orthopedic Hospital in Los Angeles im Implant Performance Laboratory. In Ulm, wo er auch aufgewachsen ist, beschäftigte sich Schmölz danach drei Jahre lang intensiv mit der Wirbelsäule. 2004 kam er dann an die damalige Universitätsklinik für Unfallchirurgie zum Aufbau des Biomechanik-Labors. Mittlerweile stehen dort Gelenkssimulatoren für Schulter, Knie, Wirbelsäule, Hand und Ellbogen – alle selbst konzipiert und gebaut, versteht sich. In den Maschinen zur Simulation können Operationsmethoden, Frakturversorgungen und Implantate funktionell evaluiert und optimiert werden.

„Insgesamt gibt es in der Biomechanik nichts Vergleichbares in Österreich“, sagt Schmölz über sein Labor. Auch international ist die Zahl der Forschungslabore für biomechanische in vitro Untersuchungen limitiert, in der muskuloskeletalen Medizin dennoch unabkömmlich. „In den letzten Jahren gab es viele geförderte Projekte in Kooperation mit internationalen Chirurgen“, schildert er. Sie kommen aus Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz, aber auch aus Israel, Japan, USA und Australien zu ihm und bringen neue Ideen zu Implantaten, OP-Verfahren und Osteosynthesetechniken mit, die sie von ihm evaluieren lassen möchten. Unterstützt wird der Neo-Professor von drittmittelfinanzierten MitarbeiterInnen und PhD-Studierenden. Er koordiniert auch das PhD-Programm Muscoloskeletal Science und betreut DiplomandInnen sowie Bacheolor- und Masterarbeiten. Seit der Zeit in Ulm beschäftigt er sich persönlich am liebsten mit der Wirbelsäule. Schmölz ist Leiter der Wissenschafts- und Studienkommission der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) und er ist Mitglied der Task Force Research der European Spine Society. Aktuell arbeitet der Vater einer sechsjährigen Tochter und begeisterte Bergsportler unter anderem an einer neuartigen Ring-Osteosynthese. Bei dieser Methode wird ein frakturierter Wirbelkörper über zwei Pedikelschrauben in den Wirbelkörpern stabilisiert. „Das ist vor allem für geriatrische Patientinnen und Patienten interessant. Die Methode ist minimal-invasiv und bringt eine geringe Morbidität mit sich.“

(Innsbruck, am 14.1.2022, Text und Foto: T. Mair)

Weitere Links:

Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie
Biomechanik-Labor
Video: Besuch im Biomechanik-Labor (Tirol TV, 2015) 
Reportage - Junge ForscherInnen an der MUI

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