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Nachruf_Riccabona

Nachruf o. Univ.-Prof. emeritus Dr. Georg Riccabona

Die Medizinische Universität Innsbruck und die Universitätsklinik für Nuklearmedizin trauern um den langjährigen, ehemaligen Direktor o. Univ.-Prof. em. Dr. Georg Riccabona (12.06.1933 – 17.01.2019).

o. Univ.-Prof. em. Georg Riccabona wurde am 12. Juni 1933 in Innsbruck geboren. Er studierte Medizin in Innsbruck, einige Semester auch in Paris und promovierte im Jänner 1958 in Innsbruck zum Dr. med. univ. Anschließend begann er die Turnusausbildung in Chirurgie und Innerer Medizin, arbeitete auch kurze Zeit als Assistent an der Pathologie und Anästhesie und absolvierte schließlich die Ausbildung in Chirurgie.

Bereits 1961 führte er nuklearmedizinische Verfahren bei Schilddrüsenerkrankungen im sogenannten Isotopenlabor der Chirurgischen Universitätsklinik in Innsbruck ein, nachdem er 1960 eine nuklearmedizinische Grundausbildung in Hamburg-Eppendorf absolviert hatte. Die klinische Isotopenarbeit in Innsbruck erfolgte damals mit Scanner, Speichermessplatz und Bohrlochdetektor.

In den Jahren 1962/1963 führte ihn ein Stipendium an das Massachusetts General Hospital in Boston, USA, wo sich Georg Riccabona vor allem mit der Schilddrüsendiagnostik mit Hilfe radioaktiver Isotope vertraut machte.

Nach der Rückkehr an die Innsbrucker Klinik schloss er 1965 seine Facharztausbildung an der Chirurgie in Innsbruck ab, sein Herz aber gehörte schon damals der Nuklearmedizin.

1964 wurde an der Innsbrucker Klinik die erste Ambulanz für die Diagnostik und Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen eingerichtet und dazu wurde die erste Gammakamera in Österreich angeschafft. Die nuklearmedizinische Untersuchungspalette wurde auf Leber-, Nieren, Hirn, Milz-, Lungen, Skelettdiagnostik, etc. erweitert und es wurden die In-vitro Assays eingeführt.

1968 habilitierte sich Georg Riccabona mit Arbeiten über “Die Endemische Struma in Tirol”, im Fach „Chirurgie mit besonderer Berücksichtigung der Isotopenanwendung“. Im selben Jahr übersiedelte die Isotopenambulanz­ – zur Erweiterung – in das Untergeschoß des Chirurgiegebäudes, wo sie noch heute lokalisiert ist. Heute befinden sich hier nicht nur die Schilddrüsenambulanz, sondern auch die konventionelle nuklearmedizinische Ambulanz und das PET-ZENTRUM, das sich seit 1991 in Planung befindet und im Jahr 2000 in der ersten Ausbaustufe in Betrieb ging.

1969 wurde die nuklearmedizinische Therapiestation für Hochdosis-Radionuklidtherapien im 1. Stock des chirurgischen Gebäudes in Betrieb genommen und eine zweite Gammakamera angeschafft.

1973 wurde Georg Riccabona Vorstand und Ordinarius der ersten Österreichischen Lehrkanzel für Nuklearmedizin, die 1976 zur ersten Universitätsklinik für Nuklearmedizin in Österreich wurde. Hier habilitierten sich in den kommenden Jahren unter anderem ao. Univ.-Prof. Heiko Fill, ao.Univ.-Prof. Günther Galvan (ehem. Primarus von Salzburg), Ao. Univ.-Prof. Peter Lind (Primarius in Klu), ao. Univ.-Prof. Werner Langsteger (Primarius in Linz), Univ.-Doz. Wolfgang Zechmann (ehemaliger Primarius von Wörgl), ao. Univ.-Prof. Roy Moncayo (Stellvertretender Klinikdirektor in Innsbruck), Univ.-Doz. Jürgen Gallowitsch (Klagenfurt), Univ.-Doz. Ewald Kresnik (Primarius in Villach), Prof.h.c.Univ.-Doz. Clemens Decristoforo und später die Priv.-Dozenten Michael Gabriel (Primarius in Linz), John Zaknun (Wien), und die Innsbrucker Priv.-Dozenten Margarida Rodrigues, Alexander Kroiss, Daniel Putzer, Elisabeth von Guggenberg, sowie unser Geschäftsführender OA Christian Uprimny. Diese Vielzahl an Habilitierten weist nicht nur auf die wissenschaftliche Leistung der Univ.-Klinik für Nuklearmedizin hin, die Besetzung vieler Primariate zeigt auch die hohe Bedeutung der Ausbildung an der Univ.-Klinik in Innsbruck.

Georg Riccabona hat einen wesentlichen Grundstein für die sensationelle Entwicklung der Nuklearmedizin in den letzten Jahren gelegt und war einer der Gründer der Österreichischen Gesellschaft für Nuklearmedizin im Jahr 1968, deren Präsident er auch 1968/1969 war.

Im Jahr 1985 war er maßgeblich an der Gründung der European Association of Nuclear Medicine, der EANM, beteiligt, von der er auch 1986 zum ersten Präsidenten gewählt wurde - Funktionsperiode Jänner 1988 bis Dezember 1990 – und von der er nach seiner Pensionierung 2003 zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

Mitunter auch aufgrund seiner langjährigen Mitarbeit bei IAEA-Projekten wurde Georg Riccabona weit über die Grenzen hinaus v.a. auf dem Gebiet der Schilddrüsenerkrankungen bekannt und so wurde ihm letztlich von der Gesellschaft WARMTH (World Association of Radionuclide Therapy) im Jahre 2015 der Lifetime Achievement Award überreicht und damit auch die Ehrenmitgliedschaft von WARMTH.

Ich bin stolz, die Universitätsklinik für Nuklearmedizin in Innsbruck nun bereits seit 15 Jahren nach Georg Riccabona weiter nach oben führen zu können, mit einem der größten Teams in Europa, mit Schwerpunkt weiterhin in der nuklearmedizinischen Therapie, die ja heute ihre Renaissance erlebt. Die zielgerichtete spezifische Präzisionstherapie hat ihren historischen Ursprung in der Schilddrüsenkarzinomtherapie mit Radiojod, Jod 131, dem ersten Modell, das Georg Riccabona in Österreich so erfolgreich eingeführt hat.

Die am 24. Jänner 2019 vorgesehene Ernennung zum Ehrenmitglied der OGNMB konnte Georg Riccabona leider nicht mehr persönlich miterleben. Er ist zuvor im Kreise der Familie verstorben und die Ernennung erfolgte post mortem.

Wir werden die Errungenschaften von Herrn o. Univ.-Prof. em. Dr. Georg Riccabona mit großer Dankbarkeit immer in Ehren halten.

 

Univ.-Prof. Dr. Irene Virgolini

Direktorin der Universitätsklinik für Nuklearmedizin

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