search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

home>mypoint>thema>677970.html

Univ.-Prof.in Dr.in Christa Fonatsch Foto: MUI/C. Lackner.

Hohe Auszeichnung für Univ.-Prof.in Christa Fonatsch

Em.Univ.-Prof.in Dr.in Christa Fonatsch, Mitglied des Universitätsrates der Medizinischen Universität Innsbruck, wurde zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) ernannt. Die emeritierte Professorin für Humangenetik und ehemalige Direktorin des Institutes für Humangenetik der Medizinischen Universität Wien ist die erste Frau, die erste Biologin und erste Österreicherin, die diese Ehrung erhält.

Im Rahmen der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizer Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie Ende Oktober wurde em.Univ.-Prof.in Dr.in Christa Fonatsch die Ehrenmitgliedschaft der DGHO verliehen. Die Wissenschafterin ist seit Mai 2012 Mitglied des Universitätsrates der Medizinischen Universität Innsbruck. Sie erhielt die Ehrenmitgliedschaft für ihr Engagement um die Hämatologie und Onkologie sowie für die Fachgesellschaft. In der Laudatio von Univ.-Prof. Detlef Haase (Göttingen) hieß es dazu: „Christa Fonatsch verfasste bisher als Autorin oder Co-Autorin über 300 Publikationen, die ihren Ruf als Spitzenwissenschafterin von Weltgeltung in der Tumorzytogenetik begründet haben. Sie hat entscheidend dazu beigetragen, die Tumorzytogenetik als interdisziplinäre Fachrichtung, angesiedelt zwischen Onkologie, Pathologie und Humangenetik in Deutschland und darüber hinaus im deutschsprachigen Raum zu etablieren. Inzwischen ist die Tumorzytogenetik, basierend auch auf den Ergebnissen, die ihrer „Schule“ entstammen, zu einem unverzichtbaren, integralen Bestandteil in der Erforschung und Behandlung hämatologischer Neoplasien geworden.“

„Ihre“ Geschichte der Tumorytogenetik
Wie Univ.-Prof.in Fonatsch zu ihrem Forschungsschwerpunkt Tumorctyogenetik kam, beschreibt die Biologin anschaulich in der Broschüre „Vorbilder ehren, junge Ideen fördern“ der österreichischen, deutschen und schweizerischen Fachgesellschaften zur Jahrestagung 2013 folgendermaßen: „Als Humangenetikerin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in den 70er Jahren war ich mit angeborenen genetischen Defekten, vor allem Chromosomenanomalien, befasst. Diese, in allen Zellen einer Patientin/eines Patienten nachweisbaren, chromosomalen Veränderungen liegen spezifischen Krankheitsbilder(n) zugrunde. Bekanntestes Beispiel ist die Trisomie 21 bei Down-Syndrom. Die Begegnung mit Volker Diehl, der damals an der MHH seine ersten Hodgkin(HD)-Zelllinien etablierte, erweckte mein Interesse an erworbenen, auf einen bestimmten Zelltyp beschränkte Chromosomenanomalien. Obwohl in den HD-Zelllinien keine übereinstimmenden chromosomalen Marker identifizierbar waren, fiel die Involvierung bestimmter Chromosomenregionen in Aberrationen bei allen Zelllinien auf. Bald galt mein und das Interesse meiner MitarbeiterInnen auch den chromosomalen Veränderungen bei Leukämien, wie der chronisch myeloischen Leukämie, den akuten Leukämien und den myelodysplastischen Syndromen (MDS). Ein Ziel unserer Analysen war die Aufdeckung neuer spezifischer cytogenetischer Anomalien, die von diagnostischer und ev. auch prognostischer Relevanz sein könnten. Ferner untersuchten wir zusätzliche, sekundäre Aberrationen, die zur klonalen (Karyotyp-)Evolution führen, und für den Krankheitsverlauf von Bedeutung sind. Die Entwicklung molekulargenetischer Techniken führte später zur Identifizierung und Charakterisierung der von Chromosomenaberrationen betroffenen Gene, eine Thematik, der wir uns bei der molekularen Entschlüsselung spezifischer Chromosomenaberrationen bei der akuten myeloischen Leukämie widmeten. Schon bei den HD-Zelllinien war die Instabilität ihres Genoms aufgefallen. Dieses Phänomen der genomischen Instabilität, also der ’sporadischen’ strukturellen und numerischen Chromosomen- Anomalien, trat auch in Primärmaterial, z.B. Knochenmark und/oder peripherem Blut von Leukämie- und MDS-PatientInnen, auf. Als eine Folge erhöhter genomischer Instabilität kann auch die Amplifizierung von Genen gewertet werden, die sich in Leukämie- und MDS-Zellen als Markerchromosomen, z.B. als Ringchromosomen, manifestiert. Häufig sind davon die Gene MLL und RUNX1, aber auch sie umgebende Sequenzen betroffen. Neben den erworbenen spezifischen Chromosomenanomalien und den sie auslösenden Agentien und Mechanismen interessierten mich stets auch angeborene Chromosomenanomalien und Gendefekte, die eine erhöhte Disposition zu Leukämien, Lymphomen und soliden Tumoren mit sich bringen. Diesem Themenkomplex war die Untersuchung der Rolle genetischer Varianten, Polymorphismen, z.B. von Genen, die in die Detoxifikation oder die DNA-Reparatur involviert sind, zuzuordnen. Bei der chronisch lymphatischen Leukämie scheinen solche Polymorphismen einen Faktor der multifaktoriellen Genese darzustellen. Alle meine in Hannover, Lübeck und Wien durchgeführten Studien wären ohne die enge und stets Freude bringende Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Klinik nicht möglich gewesen und dafür danke ich ihnen herzlich!“

Zur Person:
1943 in Graz geboren, studierte Christa Fonatsch Biologie und Philosophie in Graz sowie Würzburg und promovierte 1968 zur Dr.in phil. Zunächst als Wissenschaftliche Assistentin am Institut für Physiologie sowie ab 1970 am Institut für Medizinische Biologie und Humangenetik der Medizinischen Fakultät der Universität Graz tätig, wechselte sie 1973 an die Medizinische Hochschule Hannover, wo sie am Institut für Humangenetik für die Einrichtung und Leitung des cytogenetischen Labors verantwortlich zeichnete. Nach der Habilitation im Fach Humangenetik zur Dr.in med. habil. im Jahre 1979 nahm die Forscherin 1983 eine Professur am Institut für Humangenetik der Medizinischen Hochschule Lübeck an. Über viele Jahre hinweg leitete Prof.in Fonatsch dort die Pränataldiagnostik sowie die von ihr aufgebaute Arbeitsgruppe „Tumorcytogenetik“. 1995 erfolgte die Berufung als o.Univ.-Prof.in und Direktorin des Instituts für Medizinische Biologie an die Universität Wien mit dem Auftrag, ein Institut für Humangenetik aufzubauen. Zahlreiche Forschungsprojekte, 314 Originalarbeiten sowie mehrere Buchartikel zeugen von Expertise und Engagement der mehrfach ausgezeichneten Wissenschafterin. Prof.in Fonatsch war von 2006 bis zu ihrer Emeritierung im September 2010 Vizepräsidentin des Senats der Medizinischen Universität Wien und engagierte sich ebenso erfolgreich in etlichen wissenschaftlichen Gesellschaften. So fungierte sie zwischen 1996 und 2009 als Vizepräsidentin und Beisitzerin der Österreichischen Gesellschaft für Humangenetik sowie Mitglied der Gutachterkommission zur Vergabe des Titels „Fachhumangenetiker“. Von 1985 bis 2004 war Prof.in Fonatsch Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik und von 2004 bis 2010 Mitglied von deren Kommission für Grundpositionen und ethische Fragen. Nicht zuletzt ist die erklärte Gegnerin des genetischen Determinismus Mitglied der „Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen“, was ihr hohes Ansehen in medizinisch-ethischen Fragen unterstreicht.
(B. Hoffmann, C. Fonatsch)


Weiterführende Informationen:
Universitätsrat der Medizinischen Universität Innsbruck

- DGHO

Aktuell