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Innsbrucker Forscher:innen charakterisierten Ferroportin-assoziierte Eisenüberladung

Eine Gruppe von Eisen-Expert:innen an der Univ.-Klinik für Innere Medizin I veröffentlichte eine umfassende Registerstudie zu den seltenen Ferroportin-assoziierten Eisenspeichererkrankungen. Die Ergebnisse, die im Journal of Hepatology erschienen sind, fördern neue Erkenntnisse hinsichtlich des Risikos für Lebererkrankung und anderer Organmanifestation, der Wirksamkeit der Aderlass-Therapie sowie von geschlechtsabhängigen Unterschieden zutage.

Wenn sich am 4. und 5. Dezember die Mitglieder des European Iron Club an der Medizinischen Universität Innsbruck treffen (Infos und Registrierung) wird auch Ferroportin ein Thema sein.

Kürzlich wurde die bisher größte klinische Charakterisierung von 458 Patient:innen mit einer seltenen Eisenspeicherkrankheit ausgehend von Mutationen im SLC40A1 Gen im renommierten Journal of Hepatology veröffentlicht. Maria Troppmair, Heinz Zoller und Benedikt Schäfer, Eisen-Expert:innen an der Univ.-Klinik für Innere Medizin I (Direktor: Herbert Tilg) haben, die seit 2016 laufende internationale Registerstudie, federführend durchgeführt – und dabei eine Reihe neuer Erkenntnisse gesammelt.

Ferroportin-Erkrankungen sind nach der deutlich bekannteren HFE-Hämochromatose die zweithäufigsten unter den seltenen Eisenspeicherkrankheiten. „Da Ferroportin-Erkrankungen so selten auftreten sind sie bis dato nicht sehr gut verstanden. Viele Annahmen zur Erkrankung wurden von der HFE-Hämochromatose extrapoliert“, sagt Schäfer. Die Studie zeigt jedoch, dass sich die Krankheiten phänotypisch unterscheiden.

Während bei der HFE-Hämochromatose der zugrundeliegende Gendefekt die Regulation des Eisenstoffwechselhormons Hepcidin betrifft, beruhen SLC40A1-assoziierte Erkrankungen auf Mutationen im zellulären Eisenexporter Ferroportin.

Die Eisen-Expert:innen (v.l.) Benedikt Schäfer, Maria Troppmair und Heinz Zoller haben die Registerstudie federführend durchgeführt. (Foto: MUI/B. Schäfer)

Die Eisen-Expert:innen (v.l.) Benedikt Schäfer, Maria Troppmair und Heinz Zoller haben die Registerstudie federführend durchgeführt. (Foto: MUI/B. Schäfer)

„Ferroportin kann man sich wie ein Tor an der Zellmembran vorstellen. Es ist das einzige Protein mit der Fähigkeit, Eisen aus der Zelle zu exportieren. Hepcidin ist der Schlüssel, der die Tür schließt, damit nicht zu viel Eisen in die Zirkulation gelangt“, erklärt Schäfer die Funktionsweise bildlich.

Bei Menschen mit SLC40A1 Mutationen gibt es unterschiedliche Krankheitsbilder, die man oft über die Transferrinsättigung (TSAT) einteilt: SLC40A1-Hämochromatose mit einer Transferrinsättigung >45% ähnelt phänotypisch stärker der HFE-Hämochromatose. Hier stören Genvarianten die Bindung von Hepcidin an Ferroportin, sodass der Transporter nicht deaktiviert wird und sich Eisen im Körper ansammelt. Die Ferroportin-Krankheit hingegen ist charakterisiert durch eine Transferrinsättigung <45% und entsteht durch einen direkten Funktionsverlust des Eisenexporters Ferroportin, sie führt neben der Leber auch zu einer Eisenüberladung der Milz. „Das ist bei der HFE-Hämochromatose nicht der Fall und kann bei der Diagnose hilfreich sein“, sagt Troppmair. Die Studie zeigt jedoch, dass viele SLC40A1-Varianten keinem klaren Muster zugeordnet werden können und Faktoren wie Alter und Geschlecht nur einen kleinen Teil der Unterschiede erklären. Außerdem schwankt die Transferrinsättigung stark, sodass dieser Wert allein nicht zuverlässig ist, um Ferroportin Erkrankung und SLC40A1-Hämochromatose sicher zu unterscheiden.

Die Wissenschafter:innen haben für die Studie fast zehn Jahre lang Patient:innendaten von sechs europäischen Zentren gesammelt und ausgewertet und mit weltweiten Literaturdaten kombiniert. Insgesamt verglichen sie 458 Ferroportin-Patient:innen mit 603 Patient:innen, die eine klassische HFE-Hämochromatose aufweisen.

Die Forscher:innen konnten zeigen, dass SLC40A1 Patient:innen eine deutlich stärkere Eisenüberladung in den Organen aufweisen, als alters- und geschlechts-gematchte Patient:innen mit HFE-Hämochromatose. Zudem zeigt sich, dass die Phlebotomie (i.e. Aderlass-Therapie) offenbar keinen klaren Überlebensvorteil bei Betroffenen mit SLC40A1 Mutationen bringt, die Langzeitprognose insgesamt aber sehr gut ist. Allerdings leiden Patient:innen mit hoher Transferrinsättigung häufiger an einer chronischen Lebererkrankung. Männer erkranken häufiger an einer HFE-Hämochromatose als Frauen. Bei den SLC40A1-assoziierten Erkrankungen ist der Geschlechterunterschied weniger stark ausgeprägt. „Insgesamt können wir die Patient:innen beruhigen. SLC40A1-assozierte Eisenspeichererkrankungen sollen regelmäßig kontrolliert werden und im Hinblick auf mögliche Leberschäden sollte individuell über eine Aderlass-Therapie entschieden werden. Im Allgemeinen gilt, dass die Lebenserwartung und Prognose sehr gut sind“, fasst Schäfer zusammen.

Derzeit arbeitet die hepatologische Arbeitsgruppe daran, die internationalen Datensätze auszuweiten und zu den unterschiedlichen Eisenspeicherkrankheiten europa- und weltweit große Kohorten zu generieren. Damit sollen die phänotypischen Beschreibungen weiter verbessert werden, um noch mehr Kenntnisse zu gewinnen.

(Innsbruck, am 27. November 2025, Text: T. Mair, Bilder: Univ.-Klinik für Radiologie/Ch. Kremser, MUI/B. Schäfer)

Forschungsarbeit:

Troppmair, M. R., A. Ricci, S. Scarlini, S. Pelucchi, G. Porto, F. Busti, M. Sanchez, H. Weissensteiner, S. Schönherr, L. Forer, F. Kronenberg, L. M. Pammer, C. Kremser, B. Henninger, P. C. Junior Lima Santos, P. An, F. Wang, M. De Gobbi, S. Unal, Y. Noriyuki, T. Ishikawa, H. Drakesmith, H. Tilg, E. Bardou-Jacquet, D. Girelli, A. Piperno, A. Pietrangelo, E. Corradini, B. Schaefer* and H. Zoller "Characterization of ferroportin disease and SLC40A1-related hemochromatosis - Results from the EASL non-HFE registry." Journal of Hepatology. DOI: 10.1016/j.jhep.2025.10.016
https://www.journal-of-hepatology.eu/article/S0168-8278(25)02567-X/fulltext

Zu den Personen:

Benedikt Schäfer
Heinz Zoller

Weitere Links:

European Iron Club Meeting in Innsbruck, 4.-5.12.2025
Univ.-Klinik für Innere Medizin I

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