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Andreas Mayer ist neuer Professor für RNA Biologie und Genomik

Seit 1. August leitet Andreas Mayer das Institut für Genomik und RNomik am Biozentrum und folgt damit Alexander Hüttenhofer nach. Zwischen der Vertragsunterzeichnung zum Professor für RNA Biologie und Genomik bei Rektor Fleischhacker im Mai und seinem Dienstantritt liegen viele Umzugskilometer und vor allem Vorfreude auf das neue Forschungsumfeld und die Berge.

Ins kalte Wasser zu springen, ist – im wörtlichen Sinn – nicht unbedingt die Sache von Andreas Mayer. Gemeint ist etwa ein Sprung in den Wannsee Berlins, an den der Molekularbiologe vor allem seinem kleinen Sohn zuliebe schon im Frühsommer zum Baden hingefahren ist, als er noch Teamleiter am Max Planck Institut für Molekulare Genetik (MPIMG) in Berlin war. Und doch kann dem gebürtigen Bayer mit dem Wechsel vom Norden Deutschlands an das Institut für Genomik und RNomik am Innsbrucker Biozentrum durchaus Unerschrockenheit zugeschrieben werden. Der Umzug vom Flachland in das gebirgige Innsbruck samt Familie, MitarbeiterInnen und Laborgeräten war schließlich eine logistische Herausforderung, wenn auch sorgfältig geplant – auch das ist einer seiner Wesenszüge. „Das Forschungsumfeld, in dem Zusammenarbeit großgeschrieben wird, die kurzen Wege zwischen den Instituten und Kliniken vor Ort sowie die Nähe zur Natur und zu den Bergen haben meine Entscheidung sehr positiv beeinflusst“, freut sich Andreas Mayer auf seine neue Aufgabe als Professor für RNA Biologie und Genomik, die er aufgrund seiner wissenschaftlichen Ausbildung, seiner bisherigen Forschungstätigkeit und den bereits geknüpften Beziehungen zu vielen Gruppen am Biozentrum, den Comprehensive Centers sowie zu onkologischen und neurowissenschaftlichen Teams für die ideale Fortsetzung seiner Arbeit hält.

Von Wald und Wiese zur RNA-Biologie

Sein Interesse für die Biologie wurde schon im Kindesalter geweckt. „Mit meinen Eltern und Großeltern waren wir oft in Bayerns Wäldern unterwegs. Schon damals bin ich auf die Pflanzen- und Tierwelt aufmerksam geworden. In den Abschlussjahren der Gymnasialzeit wollte ich dann verstehen, wie biologische Prozesse in der Zelle ablaufen und was Zellen auszeichnet und von toter Materie unterscheiden. So bin ich auf die Genexpression gestoßen, also wie RNA anhand einer DNA Vorlage gebildet wird – ein Vorgang, der die Grundlage vieler biologischer Prozesse und auch die von Lebewesen bildet. Deshalb habe ich dann an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München Biologie studiert und bin durch exzellente Professorinnen und Professoren schließlich in die Molekularbiologie und in die molekulare Genetik eingestiegen“, erzählt Mayer, der durch Patrick Cramer, seinem Mentor und einem der führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet, zu seinem heutigen Forschungsfokus fand, die Transkription und die ‚RNA-Prozessierung‘, d.h. die Weiterverarbeitung der noch unreifen RNA. „Das sind zwei der zentralen Schritte im Lebenszyklus der RNA, die dazu führen, dass ein funktionelles RNA Molekül überhaupt gebildet werden kann“, so Mayer. Als Postdoktorand und unterstützt von Stipendien wechselte Mayer dann an das Department für Genetik der Harvard Medical School in Boston. In der Gruppe von L. Stirling Churchman war er unter anderem an der Entwicklung einer Methode beteiligt, mit der es gelang, die Landschaft neu entstehender RNA mit Einzelnukleotid-Auflösung in menschlichen Zellen und auch Krebszellen zu bestimmen.

Molekulare Mechanismen verstehen

Im Zentrum seines aktuellen Forschungsinteresses steht die Frage, wie Zellen sicherstellen, dass die benötigte RNA zur richtigen Zeit und in der richtigen Menge produziert wird, um Zellfunktionen zu steuern. „Mein Team und ich wollen die molekularen Mechanismen verstehen, die die Synthese naszierender, also gerade entstehender RNA Moleküle durch das Schlüsselenzym RNA-Polymerase II und die RNA-Verarbeitung in reifen und differenzierenden Säugetierzellen steuern. Besonders interessiere ich mich dafür, wie die Transkription mit der RNA-Verarbeitung, einschließlich Spleißen und alternativem Spleißen, koordiniert und gekoppelt wird. Dabei zielt unsere Forschung nicht nur auf ein grundlegendes Verständnis dieser fundamentalen Prozesse und ihres faszinierenden Zusammenspiels ab, sondern auch darauf, wie die Transkription und RNA-Verarbeitung der Zelldifferenzierung, insbesondere der neuronalen Differenzierung, zugrunde liegen“, so Mayer, der für die Identifikation und Funktionsaufklärung einzelner regulatorischer Faktoren einen hochauflösenden funktionellen Multi-Omik-Ansatz anwendet, der sowohl experimentelle als auch computergestützte Methoden umfasst. „Wir nutzen unseren interdisziplinären Ansatz zur Analyse naszierender RNA, um aufzuklären, wie Veränderungen in der Transkription und RNA-Verarbeitung Krankheiten wie Leukämien und neuronale Entwicklungsstörungen verursachen können. Das übergreifende Ziel ist, dass die neuen Erkenntnisse über die Krankheitsmechanismen helfen, die Diagnose zu verbessern oder neue Wege für spezifischere therapeutische Eingriffe in der Zukunft zu eröffnen. Diese ‚Verbandelung‘ von Grundlagenforschung, wo wir ursprünglich herkommen und die wir auch am Biozentrum weiter fortsetzen werden, hin zur Klinik, ist meines Erachtens sehr wichtig“, beschreibt der Molekularbiologe die zukünftige Ausrichtung seiner Forschung.

Die exzellente wissenschaftliche Infrastruktur am Standort, die vielen thematischen Anknüpfungspunkte mit anderen Arbeitsgruppen sowie die räumliche Nähe von Grundlagenforschung und Klinik waren für Andreas Mayer schließlich die maßgeblichen Faktoren für die Bewerbung auf die neue Professur. „Mein Team und ich haben den Anspruch, dass unsere Forschung immer eine gewisse Kliniknähe hat. Wir wollen die molekularen Mechanismen verstehen, welche die Genexpression steuern und wie diese in bestimmten Krankheitszuständen verändert oder gestört sind und dazu beitragen, zum Beispiel Leukämien auszulösen. Ich sehe viele natürliche Anknüpfungspunkte zwischen theoretischen und klinischen Arbeitsgruppen vor Ort zu Projekten, die mein Team und ich bereits bearbeiten, aber auch zu zukünftigen, die wir in Innsbruck neu angehen werden“, berichtet Mayer, der im Sinne der Kontinuität seiner Forschungsarbeit einige seiner PostDocs und DoktorandInnen von Berlin nach Innsbruck geholt hat und in den nächsten Monaten noch holen wird. Auch ein Satz an Gerätschaften, die ein Funktionieren der sensitiven Genomik-Experimente gewährleisten, sind mitumgezogen. „Gemeinsam mit bereits ansässigen ForscherInnen wie Matthias Erlacher – wir sind auf einer Wellenlänge – wollen wir die internationale Sichtbarkeit der RNA-Forschung, im Besonderen der Genomik, noch weiter stärken“, betont der neue Institutsleiter, dem Motivation und Spaß an der Thematik bei seinen MitarbeiterInnen besonders wichtig sind. Sich selbst sieht er „nicht als Micromanager“, sondern als jemand, der seinen Mitarbeitenden Freiraum für Kreativität und Entfaltung geben möchte.

Sein Freiraum abseits von RNA und Genomik gehört seiner Familie. „Mit meinem Sohn und meiner Frau auf die Berge rund um Innsbruck zu wandern, auf das freue ich mich schon sehr“, erzählt Mayer, der im Zuge seines Aufenthalts zur Vertragsunterzeichnung trotz vieler Termine gleich die Gelegenheit nutzte, auf die Höttinger Alm zu wandern. Dabei wurde auch eine alte Leidenschaft geweckt: „Vielleicht aktiviere ich schon bald mein eingestaubtes Mountainbike, das seit meiner Zeit in München nicht mehr zum Einsatz kam…“.

(04.08.2025, Text: D. Heidegger, Bild: C. Simon)

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