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Ergebnisse der 3. Untersuchungsrunde der Schul-SARS-CoV-2-Monitoringstudie (Gurgelstudie) liegen vor

Seit gestern liegen die Ergebnisse aus der dritten Untersuchungsrunde der so genannten Schul-SARS-CoV-2-Studie vor. Die Studie zur Bestimmung der Häufigkeit aktiver SARS-CoV-2 Infektionen bei SchülerInnen und LehrerInnen in Österreich wurde an ca. fünf Prozent der österreichischen Schulen durchgeführt. Die Analyse der in der dritten Runde zwischen 1. und 18. März 2021 gewonnenen Proben zeigt eine Prävalenz aktiver SARS-CoV-2 Infektionen von 0,21 Prozent.

„In der sogenannten Gurgelstudie bestimmen wir in etwa 250 Schulen die Häufigkeit von SARS-CoV-2 Fällen bei Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonen. Durch wiederholte Untersuchungen können wir zeitliche Veränderungen der Häufigkeit erfassen und verschiedene Einflussfaktoren identifizieren. Während die beiden Runden im Herbst Häufigkeiten von 0,39 und 1,39 Prozent zeigten, betrug die Häufigkeit bei der aktuellen Untersuchungsrunde von 1. bis 18. März 0,21 Prozent. Zu dieser Abnahme haben vermehrtes Testen in und außerhalb der Schulen und andere Maßnahmen an den Schulen, wie der teilweise abgehaltene Schichtbetrieb, einen Beitrag geleistet. Unsere Studie zeigt auch, dass ein Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von SARS-CoV-2 Fällen und der Inzidenz in der Allgemeinbevölkerung besteht“, sagt Epidemiologe Peter Willeit von der Medizin Uni Innsbruck, der für die Auswertung der Studiendaten verantwortlich ist. Die Gurgelstudie wird im Auftrag des BMBWF von den Universitäten Wien und Linz sowie den Medizinischen Universitäten Graz und Innsbruck durchgeführt und liefert belastbare Daten zur Rolle von Kindern für die Epidemiologie von COVID-19.

Hier die Ergebnisse im Detail: https://www.i-med.ac.at/pr/presse/2021/Pressebilder2021/Abstract_Gurgelstudie_3Runde.pdf

Hintergrund

Die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie stellen unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen und die Rolle der Schulen in der Pandemie ist noch nicht ausreichend verstanden. Das Ziel der wissenschaftlichen Schul-SARS-CoV-2 Monitoringstudie ist es, die Häufigkeit aktiver SARS-CoV-2 Infektionen bei Schüler*innen der Primarstufe (Volksschule) und Sekundarstufe 1 (Mittelschule/AHS Unterstufe) und deren Lehrer*innen in Österreich über einen Zeitraum von 10 Monaten zu bestimmen. Vom 01. bis zum 18. März 2021 fand die dritte Untersuchungsrunde statt. Seit der Wiederöffnung der Schulen am 8. Februar 2021 in Wien und Niederösterreich und am 15. Februar in den anderen Bundesländern müssen alle Schüler*innen im Präsenzunterricht ein negatives Antigenselbsttest-Ergebnis vorweisen (die Antigentestungen erfolgten im Untersuchungszeitraum 1-2 x pro Woche je nach Schulstufe). Darum war es in dieser Untersuchungsrunde von besonderem Interesse zu untersuchen, bei wie vielen Schüler*innen und Lehrer*innen aus dieser Kohorte mittels RT-qPCR eine aktive SARS-CoV-2 Infektion nachgewiesen werden kann.

Die Schul-SARS-CoV-2-Studie ist eine Kohortenstudie, die an ca. 5% der österreichischen Schulen durchgeführt wird. An diesen Schulen wurden Schüler*innen der Primar- und Sekundarstufe 1 und deren Lehrer*innen zufällig für die Teilnahme an der Studie ausgewählt. Pro Schule werden maximal 60 Personen untersucht. Im Laufe des Schuljahres 2020/21 werden die Studienteilnehmer*innen mehrmals untersucht. Dabei werden Mund- Rachenspülungen mit 1-minütigem Gurgeln durchgeführt. Die gewonnenen Proben werden mittels RT-qPCR auf Vorliegen einer SARS-CoV-2 Infektion untersucht. Jeder positive SARSCoV-2 Nachweis basiert auf positiven Ergebnissen mehrerer unabhängiger PCR-Tests.

Alle positiven Proben werden zusätzlich im Labor von Dr. Andreas Bergthaler (CEMM, Wien) sequenziert, um die der Infektion zugrundeliegende Virusvariante zu bestimmen. Der in der Studie erhobene Datensatz wurde einer umfassenden Qualitätskontrolle unterzogen, die für epidemiologische Studien optimiert ist.

Ergebnisse

Der aktuelle Bericht bezieht sich auf den dritten Untersuchungszeitraum der Schul-SARSCoV-2-Studie. Im Zeitraum zwischen 01. März und 18. März 2021 wurden Proben von 7.648 Personen gewonnen. 43 der gewonnenen Proben wurden von den Berechnungen ausgeschlossen, da die betroffenen Personen bei früheren Untersuchungsrunden positiv waren. 82 der gewonnenen Proben waren nicht verwertbar (1,1%). 16 der verbleibenden 7.523 Proben waren positiv. Dies entspricht einer Gesamtprävalenz von 0,21% mit einem 95% Konfidenzintervall („Schwankungsbreite“) von 0,13-0,36%. Wie in den ersten beiden Untersuchungsrunden wurden keine signifikanten Unterschiede in der Prävalenz zwischen Volksschulen und Mittelschulen/AHS Unterstufe, sowie zwischen SchülerInnen und LehrerInnen gefunden. Wie in den vergangenen beiden Runden wurde in Schulen mit einem Index hoher/sehr hoher sozialer Benachteiligung eine höhere Prävalenz als in Schulen mit einem Index geringer/moderater sozialer Benachteiligung nachgewiesen, auch wenn der Unterschied in dieser Runde nicht statistisch signifikant war.

Durch Vergleich der mit den Antigenselbsttests bestimmten Prävalenzen der Schüler*innen und Lehrer*innen in der Primarstufe und Sekundarstufe 1 mit den hier präsentierten Ergebnissen kann abgeschätzt werden, wie viele mit SARS-CoV-2 aktiv infizierte Personen bei den Antigentestungen falsch negativ getestet werden. Da keine Daten über den Prozentsatz der durch RT-qPCR bestätigten positiven Antigenselbsttests vorliegen, haben wir für diesen Vergleich angenommen, dass 70% der Antigenselbsttests mittels PCR bestätigt werden können. Unter dieser Annahme werden in der Primarstufe 19%, in der Sekundarstufe 1 23% und unter den Lehrer*innen beider Schulstufen 54% der mit SARS-CoV-2 infizierten Personen durch die Antigenselbsttests detektiert. Bei der Interpretation dieser Ergebnisse gilt es zu beachten, dass ein Teil, der mit den Antigentests falsch negativ getesteten Personen nicht mehr ansteckend ist. Von den 14 positiv getesteten Schüler*innen in dieser Untersuchungsrunde wiesen 6 (43%) einen Ct-Wert unter 30 in zumindest einem der eingesetzten PCR-Tests auf. Ct-Werte unter 30 werden häufig als Hinweis auf potentielle Infektiosität interpretiert.

Von den 16 positiven Proben wurden bereits 7 Proben aus Wien und Niederösterreich sequenziert. Dabei wurde in 5 Proben die britische Variante (B.1.1.7) und in einer Probe die unter Beobachtung stehende Linie B.1.525 mit der E484K Mutation gefunden.

Zusammenfassung und Ausblick

Die dritte Untersuchungsrunde im Rahmen der Schul-SARS-CoV-2-Studie zeigt eine Prävalenz aktiver SARS-CoV-2 Infektionen von 0,21% (95% Konfidenzintervall 0,13-0,36%). Dieser Prozentsatz beschreibt die Dunkelziffer unter den Personen mit einem negativen Antigenselbsttest in den Schulen. Nach Erhalt aller Virusgenomsequenzen aus den positiven Proben innerhalb der nächsten Wochen werden wir auch ein noch aussagekräftigeres Bild über die Verbreitung der britischen (B.1.1.7) und ggfs. südafrikanischen Virusvariante (B.1351) in den untersuchten Schulen machen können.

(25.03.2021, Doris Heidegger)

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