search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

home>mypoint>news>717061.html

Tubapreise_2016_2017.jpg

Dr.-Johannes-Tuba Preise für Gerontologie und Geriatrie vergeben

Vergangene Woche wurden gleich drei WissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck mit dem „Dr.-Johannes-Tuba-Preis" für Gerontologie und Geriatrie ausgezeichnet. Der Neurologe und Schlaganfallforscher Johann Willeit erhielt den Dr.-Johannes-Tuba-Preis 2016, der Preis für 2017 ging an den Hämatologen, Onkologen und Geriater Reinhard Stauder und an Ilsemarie Kurzthaler-Lehner, Fachärztin für Psychiatrie, Neurologie und Psychotherapeutische Medizin.

Einmal jährlich stellt der von Hertha Tuba nach dem Tod ihres Mannes Hofrat Prim. Dr. Johannes Tuba gestiftete Preis der Ärztekammer für Tirol einen Betrag zur Förderung von wissenschaftlichen Arbeiten oder einer besonders herausragenden Tätigkeit auf den Gebieten der Gerontologie und Geriatrie zur Verfügung. Aus organisatorischen Gründen fand die Verleihung des Preises aus dem Jahr 2016 heuer zeitgleich mit der Vergabe des Tuba-Preises 2017 statt.

Die PreisträgerInnen:

Johann Willeit: Bestmögliches Outcome mit dem Tiroler Schlaganfallpfad

Die im Fachjournal Lancet Neurology veröffentlichte und nun mit dem Dr.-Johannes-Tuba Preis 2016 prämierte Forschungsarbeit unter der Leitung des Neurologen Johann Willeit (Univ.-Klinik für Neurologie) ging der Frage nach, ob sich durch einen klar definierten Behandlungspfad mit Optimierung der Prozessabläufe vom Akutereignis, über Prähospital und Krankenhaus bis hin zur stationären und ambulanten Rehabilitation eine Verbesserung der Heilungschancen von Schlaganfall-PatientInnen  erzielen lässt. Hierzu wurden im "Integrierten Patientenpfad / Behandlungspfad Schlaganfall Tirol" im Jahr 2009 landesweit alle Berufsgruppen, Institutionen, Akutkrankenhäuser und Reha-Einrichtungen in einem Netzwerk zusammengefasst, eine einheitliche Dokumentation eingeführt, die Datenqualität laufend durch den Tiroler Gesundheitsfonds überprüft sowie Benchmarks für relevante Qualitätsindikatoren festgelegt. Die durchgeführten Analysen belegen, dass Tirol durch den Schlaganfallpfad, der flächendeckend als Routine-Instrument implementiert ist und den mittlerweile über 10.000 Schlaganfall-PatientInnen durchlaufen haben, im Vergleich zu allen anderen europäischen und amerikanischen Ländern die höchste Thrombolyse-Rate beim akuten Schlaganfall aufweist, die Heilungschancen  sich verbessert haben und das integrierte Versorgungsmodell dazu beigetragen hat, dass unabhängig vom Wohnort für alle Betroffenen der gleiche Zugang zur bestmöglichen Versorgung in Tirol gegeben ist (zur Forschungsarbeit). Im Lancet-Editorial wird das Tiroler Versorgungsprogramm inklusive der Resultate als richtungsweisend für andere Länder eingestuft.

Johann Willeit ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie an der Univ.-Klinik für Neurologie, wo er seit vielen Jahren die „stroke unit“ und die Neurovaskuläre Arbeitsgruppe leitet, aus der zahlreiche hochrangige Forschungsarbeiten hervorgingen. Willeit ist Vorstandsmitglied der Österreichischen Schlaganfall-Gesellschaft sowie Initiator und wissenschaftlicher Projektleiter der prospektiven „Bruneck“-Studie und Mitglied in zahlreichen internationalen wissenschaftlichen Konsortien, außerdem ärztlicher Leiter des Programms „Integrierter Patientenpfad Behandlungspfad Schlaganfall Tirol“.

Reinhard Stauder: Individualisierte Therapie für ältere PatientInnen mit Leukämie

Die chronisch-lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Leukämie in Europa mit einem medianen Alter von 71 Jahren bei der Erstdiagnose. Da der Behandlungsbeginn meist erst nach einigen Jahren erfolgt, sind die PatientInnen zu diesem Zeitpunkt in einem noch fortgeschritteneren Alter. Ältere PatientInnen mit CLL sind somit häufig und stellen eine große Herausforderung dar, da Empfehlungen zur individualisierten Therapieplanung bei betagten PatientInnen bisher weitgehend fehlen.
Auf Initiative und unter der Leitung des Hämatologen und Geriaters Reinhard Stauder (Univ.-Klinik für Innere Medizin V) wurde unter der Schirmherrschaft der Internationalen Gesellschaft für geriatrische Onkologie SIOG eine Arbeitsgruppe „CLL bei Älteren“, bestehend aus international führenden ExpertInnen, gegründet. Ergebnisse aus der Literatur wurden zusammengefasst und Empfehlungen zu Diagnostik, Risikostratifizierung, der Integration des geriatrischen Assessment und der Behandlung von älteren PatientInnen mit CLL erstellt und unter der Federführung von Reinhard Stauder im Annals of Oncology publiziert. Annals of Oncology gilt als eines der weltweit führenden Fachjournale im Bereich der Hämatologie und Onkologie und ist das offizielle Organ der European Society for Medical Oncology (ESMO). Die Bedeutung dieses Projektes liegt darin, dass es gelungen ist, hochrangige internationale ExpertInnen aus Geriatrie und Hämatologie in einer Taskforce erfolgreich zusammenzuführen, um in strukturierter Kooperation Empfehlungen ausschließlich für ältere PatientInnen mit CLL zu erstellen (zur Forschungsarbeit)

Reinhard Stauder ist Facharzt für Innere Medizin (Hämatologie und Internistische Onkologie) und Geriatrie und leitet an der Univ.-Klinik für Innere Medizin V die Programme „Myelodysplastische Syndrome (MDS)“ und „Geriatrische Onkologie“ sowie die Spezialsprechstunden für „MDS“, „Geriatrische Hämatologie und Onkologie” und „Anämie“. Neben führenden Funktionen in verschiedenen Fachgesellschaften ist er auch Vorstandsmitglied der American Society of Hematology (ASH) Aging Special Interest Group, der Elderly Task Force in Hematology der Europäischen Gesellschaft für Hämatologie (EHA) und u.a. Träger des Paul Calabresi Awards der Internationalen Gesellschaft für Geriatrische Onkologie SIOG für weltweite Verdienste im Bereich der geriatrischen Hämatologie und Onkologie 2016. Stauder ist zudem Gründer und Präsident des Vereins Senioren-Krebshilfe.

Ilsemarie Kurzthaler-Lehner: Verkehrssicherheit im psychiatrischen Kontext

Aufgrund der steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung nehmen sowohl das physiologische Alter als auch die Prävalenz dementieller Erkrankungen zu. Das damit verbundene erhöhte Risiko im Straßenverkehr ist also von hoher gesellschaftspolitischer Relevanz. Vor diesem Hintergrund liefert die an der Gedächtnisambulanz der Universitätsklinik für Psychiatrie I unter der Federführung von Ilsemarie Kurzthaler durchgeführte und nun mit dem Dr.-Johannes-Tuba Preis ausgezeichnete, kontrollierte Querschnittsuntersuchung wichtige Erkenntnisse. Eingeschlossen wurden 10 PatientInnen mit Mild Cognitive Impairment (MCI, leichte kognitive Beeinträchtigung) 16 PatientInnen mit Alzheimer Demenz (AD) und 35 gesunde Kontrollen. Die Untersuchung zeigte, dass sowohl gesunde ältere Menschen als auch PatientInnen mit MCI oder leichter bis mittelgradiger Demenz vom Alzheimertyp spontan zu einem restriktiven Fahrverhalten tendieren. Dies gilt sowohl unter einfachen als auch unter schwierigen Fahrbedingungen. Die Selbstrestriktion im Fahrverhalten korreliert positiv mit Defiziten im Bereich der Exekutivfunktionen, während eine Beeinträchtigung der Gedächtnisfunktionen keinen Einfluss auf das Fahrverhalten hat. Außerdem wurde nachgewiesen, dass ungefähr ein Drittel der PatientInnen mit MCI bzw. leichter oder mittelgradiger Demenz vom Alzheimertyp selbst unter erschwerten Fahrbedingungen noch regelmäßig Auto fährt. Diese Tatsache ist für alle, die für die allgemeine Verkehrssicherheit verantwortlich sind, nicht zuletzt auch im Hinblick auf den Umgang mit der Fahrerlaubnis im Alter von hoher klinischer und praktischer Relevanz (zur Forschungsarbeit).

Ilsemarie Kurzthaler-Lehner ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie und seit 2008 auch für Psychotherapeutische Medizin. Neben ihren Tätigkeiten als leitende Oberärztin an der Univ.-Klinik für Psychiatrie und als Konsiliarärztin im Krankenhaus Hochzirl leitet Kurzthaler auch die interdisziplinäre Arbeitsgruppe für psychiatrisch-psychologische Verkehrssicherheits- und Unfallforschung mit internationalen Kooperationen an der Univ. Klinik für Psychiatrie I. Die Expertin ist außerdem im Vorstand der AG für Neuropsychopharmakologie und  Biologische Psychiatrie vertreten, Vizepräsidentin der ÄKVÖ (Ärztliche Kraftfahrzeugvereinigung Österreichs) und Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie und Psychiatrie sowie des Arbeitskreises „Drogen und Medikamente im Straßenverkehr“ des Bundesministeriums.

(D. Heidegger)

Links:

Wissenschaftspreise der Ärztekammer für Tirol
http://www.aektirol.at/wissenschaftspreise

"Integrierter Patientenpfad / Behandlungspfad Schlaganfall"
https://www.tirol.gv.at/gesundheit-vorsorge/krankenanstalten/schlaganfall/

Neurovaskuläre Arbeitsgruppe
https://www.i-med.ac.at/neurologie/forschung/atherosklerose/index.html

AG MDS Geriatrische Hämatologie und Onkologie
http://www.haematologie-onkologie.at/de/wissenschaft-forschung/arbeitsgruppen/arbeitsgruppe-mdsgeriatrische-haematologie-und-onkologie.html

Internationale Gesellschaft für geriatrische Onkologie SIOG
http://www.siog.org/

Verein Senioren-Krebshilfe
https://www.senioren-krebshilfe.at/

Aktuell