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Wie Alkohol die Darmflora schädigt zeigen Herbert Tilg (Mitte), Christoph Grander (re.) & Timon Adolphin in einem Paper, das kürzlich im renommierten Forschungsmagazin GUT veröffentlicht worden ist. Foto: MUI

Darmbakterium als neuer Hoffnungsträger für schwere Lebererkrankung

„Akkermansia muciniphila“ gilt als Hoffnungsträger für die Behandlung von Übergewicht und anderen Stoffwechselerkrankungen. Der Darmkeim hat aber nicht nur eine metabolische Funktion, sondern spielt auch für das Fortschreiten der alkoholbedingten Lebererkrankung eine entscheidende Rolle. Zu dieser Erkenntnis ist ein ForscherInnenteam unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg (Direktor Univ.-Klinik für Innere Medizin I) gekommen.

Eine alkoholbedingte Lebererkrankung ist ein schwerwiegendes Gesundheitsproblem in den westlichen Industrienationen. Die Mortalität ist mit 40 Prozent sehr hoch, gleichzeitig stehen derzeit so gut wie keine Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Wie Alkohol die Darmflora schädigt, zeigen jetzt Ergebnisse einer Innsbrucker Forschungsarbeit. Das ExpertInnenteam unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg hat aufzeigen können, dass die Keimwelt im Darm, die sogenannte Mikrobiota, eine entscheidende Rolle beim Fortschreiten der alkoholbedingten Lebererkrankung (Alcoholic Liver Disease/ ALD) spielt. Im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit stand mit „Akkermansia muciniphila“ ein Darmkeim, der bis dato unter anderem in Zusammenhang mit der Behandlung von Übergewicht und anderer Stoffwechselerkrankungen in Verbindung stand.

Darmkeim wird fast völlig zerstört
Für ihre wissenschaftliche Arbeit, die im renommierten Forschungsmagazin „GUT“ erschienen ist, haben die WissenschafterInnen nicht nur Ergebnisse aus Tierversuchen, sondern auch Stuhlproben von PatientInnen herangezogen. Es hat sich bestätigt, dass durch hohen Alkoholkonsum, sowohl beim Menschen, als auch bei Mäusen, „Akkermansia muciniphila“ fast völlig zerstört wird und kaum mehr  nachgewiesen werden kann. Der Keim ist allerdings essentiell für die Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Darmbarriere, die sich wiederrum günstig auf die Leber auswirkt. Die ForscherInnen konnten damit nicht nur weitere Details über den Wirkmechanismus von „Akkermansia muciniphila“ aufzeigen: „Wir haben im Tiermodell gezeigt, dass durch die Gabe von Akkermansia muciniphila dieser Keim sich wieder im Darm ansiedelt und damit auch die Erkrankung der Leber positiv beeinflusst wird“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg.

Neuer Therapieansatz
Die Erkenntnisse der ForscherInnen bringen daher auch einen neuen Therapieansatz. „Es besteht die Hoffnung, dass wir durch die Behandlung mit Darmkeimen das Fortschreiten der gravierenden Lebererkrankung verzögern können“, sagt Erstautor Christoph Grander, Assistenzarzt an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Innere Medizin I. Die Innsbrucker Erkenntnisse sind dementsprechend von großem Interesse für die Fachwelt. Die Erforschung und Behandlung von Lebererkrankungen ist eines der Spezialgebiete von Herbert Tilg und seinen KollegInnen. Aber auch an anderen Universitätskliniken in Innsbruck ist die Expertise für Lebererkrankungen hoch, weshalb erst vor Kurzem das LCI (Leber Centrum Innsbruck) gegründet wurde, um die Kompetenzen am Standort zu bündeln.

Publikation:
Recovery of ethanol-induced Akkermansia muciniphila depletion ameliorates alcoholic liver disease

AutorInnen: Christoph Grander, Timon E Adolph, Verena Wieser, Patrick Lowe, Laura Wrzosek, Benedek Gyongyosi, Doyle V Ward, Felix Grabherr, Romana R Gerner, Alexandra Pfister, Barbara Enrich, Dragos Ciocan, Sophie Macheiner, Lisa Mayr, Matthias Drach, Patrizia Moser, Alexander R Moschen, Gabriel Perlemuter, Gyongyi Szabo, Anne Marie Cassard, Herbert Tilg

 

 (B. Hoffmann-Ammann)  

 

Weitere Informationen:

- Univ.-Klinik für Innere Medizin I 

- Leber Centrum Innsbruck

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