search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

home>mypoint>news>709263.html

Foto BU: Der Einladung von Kongresspräsident Christian Schubert waren 120 TeilnehmerInnen in die Räumlichkeiten der Theologie in Innsbruck gefolgt. Foto: Sven Eisenreich.

Neue Modelle in der Medizin wurden diskutiert

Einfach zu komplex? Die Jahrestagung der Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin (AIM) fand heuer erstmals in Innsbruck statt. Der Kongress setzte sich interdisziplinär mit der Komplexität in der Medizin auseinander. Der Einladung von Kongresspräsident ao.Univ.-Prof. DDr. Christian Schubert von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. G. Schüßler) waren 120 TeilnehmerInnen aus dem deutschsprachigen Raum gefolgt.

Neue Paradigmen und Sichtweisen in der Medizin wurden im Rahmen der 19. Jahrestagung der Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin (AIM) in Innsbruck Ende April besprochen. Der Psychoneuroimmunologe ao.Univ.-Prof. DDr. Christian Schubert gehört seit 2013 zum Vorstand der AIM und fungierte als Kongresspräsident. „Die Komplexität in der Medizin hat in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Patientinnen und Patienten aber auch Ärztinnen und Ärzte sind mitunter verunsichert, welche Entscheidungen sie treffen sollen“, so Schubert. Heutzutage stehen beispielsweise MedizinerInnen immer mehr Daten zu Verfügung, das bedeutet aber auch, dass immer mehr Aspekte berücksichtigt werden müssen. Dabei trifft die moderne Medizin auf eine komplexe PatientInnenwirklichkeit, die beispielsweise durch chronische Schmerzen, unklaren Schwindel, Altersarmut, Arbeitsplatzkonflikte, Einsamkeit und/oder depressive Erschöpfung geprägt ist. „Ziel der Veranstaltung war es, eine möglichst enge Verbindung zwischen Praxis und neuester bio-psycho-sozialer Forschung herzustellen,“ sagt Schubert. Zu den TeilnehmerInnen zählten daher sowohl PraktikerInnen, als auch Studierende, angehende ÄrztInnen und WissenschafterInnen.

Verschiedene Gesichtspunkte
Die Komplexität in der Medizin wurde aus unterschiedlichen, medizinisch relevanten Perspektiven diskutiert. Die Fachärztin für Innere Medizin sowie Expertin für Pneumologie, Intensivmedizin und Palliativmedizin, Dr.in Simone Rosseau (Bad Belzig, D), referierte beispielsweise über die Konsequenzen der Technisierung in ihrem Fachbereich. Die Expertin für Beatmung zeigte auf, dass die Gefahr besteht, dass bei den zur Verfügung stehenden Technikangeboten, nicht mehr gefragt wird, ob es für die Lebenswirklichkeit des individuellen Menschen und seine Lebensqualität überhaupt Sinn und Qualität schafft. Es gibt die Befürchtung, dass vor dem Hintergrund einer zunehmenden Ökonomisierung der Medizin die ursprünglich lebenserhaltende Technik entmenschlicht wird. Dr. Herbert Kappauf, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin aus Starnberg erläuterte seine These, nach der sich Komplexität in der modernen Medizin reduzieren lässt, wenn MedizinerInnen verstärkt auf die individuelle Wirklichkeit ihrer PatientInnen achten und gemeinsame Wirklichkeiten mit ihnen herstellen.

Zu den Referentinnen der zweitägigen Veranstaltung zählte ebenfalls die deutsche Medizinstudierende Mareike Weibezahl. Sie setzte sich aus ihrem Blickwinkel kritisch mit der Frage auseinander, in wie weit das Medizinstudium auch die Persönlichkeitsentwicklung der angehenden ÄrztInnen berücksichtige. Christian Schubert referierte über die neusten Erkenntnisse aus seinem Fachgebiet der Psychoneuroimmunologie. „Der Zusammenhang zwischen unserer Psyche und unserem Immunsystem ist inzwischen nachgewiesen. Eine Entzündung zeigt sich nicht nur in biologischen Parametern, sondern wird sich auch auf unser Verhalten aus“, erklärt Schubert. „Wenn wir im Körper eine Entzündung haben, fühlen wir uns krank. Das ist Teil der Strategie des Immunsystems, damit wir uns ausruhen.“

Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin
Die Organisation wurde 1992 von Thure von Uexküll (1908-2004) mit FreundInnen und KollegInnen gegründet. Ihr Anliegen ist die theoretische und praktische Aufhebung des Dualismus von Körper und Seele durch die Integration der Psychosomatik in den klinischen Alltag aller Fächer der Medizin. „Für sein Modell einer Integrierten Medizin verband Uexküll Konzepte der Biosemiotik, des Konstruktivismus und der Systemtheorie miteinander“, so Wulf Bertram, Generalsekretär der AIM.

(B. Hoffmann-Ammann)

Weitere Informationen:

- Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin

- Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie

- ao.Univ.-Prof. DDr. Christian Schubert – private Webseite

Aktuell