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Dr. Otto Seibert-Preise vergeben

Das Archäologische Museum im 3. Stock des Universitätshauptgebäudes bot gestern einen angemessenen Rahmen für die feierliche Verleihung der Dr. Otto Seibert-Preise an junge ForscherInnen beider Universitäten. Die PreisträgerInnen der Medizinischen Universität Innsbruck sind in diesem Jahr Dr. Andreas Pircher PhD von der Univ.-Klinik für Innere Medizin V und Dr. Wilfried Posch von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie sowie die Studierenden Caren Agreiter und Paul Nardelli.

Für einen gelungenen Ablauf des Dr. Otto Seibert Festaktes 2016 zur Auszeichnung herausragender wissenschaftlicher Leistungen sorgten Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Schindler, Vizerektorin für Forschung der Universität Innsbruck und Univ.-Prof. Dr. Lars Klimaschewski als Vertreter der Medizinischen Universität Innsbruck, die alle Festgäste herzlich begrüßten und die PreisträgerInnen und ihre Forschungsarbeiten vorstellten.

Der Dr. Otto Seibert-Preis zur Förderung von Forschung für Gesellschaftlich Benachteiligte ging in diesem Jahr an den Hämato-Onkologen Dr. Andreas Pircher PhD und an den Molekularbiologen und HIV-Forscher Dr. Wilfried Posch von der Medizinischen Universität Innsbruck.

Der 1983 in Meran geborene Andreas Pircher studierte Humanmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck, wo er auch sein PhD-Studium im Programm „Molecular Oncology“ absolvierte und mit der Doktorarbeit “Predictive biomarkers for anti-angiogenic cancer therapies” bereits sein aktuelles Forschungsgebiet bearbeitete. Als PostDoc beforscht Andreas Pircher derzeit im Rahmen eines Erwin Schrödinger Stipendiums im hochrenommierten Labor von Prof. Carmeliet am Vesalius Research Center (VRC) / VIB in Leuven (Belgien) neue Mechanismen der Resistenzentwicklung gegenüber antiangiogenen Therapien und fokussiert dabei auf den Metabolismus von Tumorendothelzellen. Für seine Forschungsleistungen wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet.

Die Untersuchung von prädiktiven Biomarkern, welche ein Therapieansprechen oder eine Resistenzentwicklung gegenüber antiangiogenen Therapien vorhersagen können stand im Mittelpunkt der prämierten wissenschaftlichen Arbeit von Andreas Pircher, welche im Labor für Tumorbiologie und Angiogenese (Univ. Doz. Dr. E. Gunsilius in Zusammenarbeit mit Ao. Univ. Prof. Dr. W. Hilbe) an der Univ.-Klinik für Innere Medizin V (Direktor Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl) durchgeführt wurde. In der als Kooperationsprojekt der  Univ.-Kliniken für Innere Medizin V und II, Radiologie und Urologie angelegten Studie wurden PatientInnen mit Lungenkrebs, Nierenzellkarzinom und Leberkrebs eingeschlossen. Unter der laufenden Behandlung mit einer konsekutiven Progredienz der Erkrankung konnten verschiedenste dynamische Veränderungen, wie die Hochregulierung von zentralen angiogenen Wachstumsfaktoren, Rekrutierung von endothelialen Vorläuferzellen und Veränderung des Perfusionsmusters des Tumors in den PatientInnen nachgewiesen werden. „Eine wichtige Erkenntnis dieser Untersuchungen war, dass zum Zeitpunkt der Resistenzentwicklung Biomarker, die für Stabilität der Tumorgefäße verantwortlich sind, verloren gehen.  Somit könnte ein nachweislicher Verlust dieser Parameter auch eine Resistenzentwicklung vorhersagen, was für den klinischen Einsatz von antiangiogenen Substanzen eine substantielle Verbesserung bedeuten würde“, erklärt Andreas Pircher. Die prädiktive Validität muss jedoch erst in prospektiven Studien getestet werden.
(Link zur Forschungsarbeit: http://dx.doi.org/10.18632/oncotarget.7915)

Der weitere Preisträger in dieser Kategorie ist der Molekularbiologe Wilfried Posch. Der Jungforscher wurde 1981 in Kufstein geboren und absolvierte nach dem Studium der Molekularbiologie an der Leopold-Franzens Universität Innsbruck das Doktoratsstudium der Naturwissenschaften am früheren Department für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin. Nach einem Forschungsaufenthalt am University College London verfasste Wilfried Posch seine Doktorarbeit zum Thema „Complement opsonization as potential DC vaccination strategy for HIV-1“. Derzeit arbeitet und forscht er als Senior Scientist an der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie (Direktorin Univ.-Prof.in Dr.in Cornelia Lass-Flörl). Für seine Forschungen wurde Wilfried Posch bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis des Fürstentums Liechtenstein und dem diesjährigen Mikrobiologiepreis.

Im Forschungsfokus des jungen Molekularbiologen steht die Wechselwirkung von unterschiedlich opsonisiertem HIV mit Dendritischen Zellen (DC). Im Rahmen der Opsonisierung wird die Oberfläche von Fremdzellen oder Fremdkörpern, die in den Körper eingedrungen sind, aufgrund ihres Antigenmusters von Faktoren des Komplementsystems und später auch von Antikörpern bedeckt und damit markiert; je nach Opsonisierungsmuster ruft HIV unterschiedliche Antworten in DC hervor. Auf der Suche nach innovativen und effektiven Immunantworten im Rahmen einer HIV-Infektion gelang es Wilfried Posch in der nun prämierten Arbeit, den Effekt der Umgehung von Restriktionsmechanismen in DC nachzuweisen. „Die kovalente Bindung von Komplementfragmenten an HIV-1 führt dazu, dass Restriktionsmechanismen in dendritischen Zellen umgangen werden und dadurch eine starke Stimulierung effektiver Immunantworten gegen das Virus ausgelöst wird“, erklärt Wilfried Posch das weitreichende Forschungsergebnis. Bei Restriktionsfaktoren, wie dem von einer französischen Arbeitsgruppe erstmals mit HIV assoziierten Faktor SAMHD1,  handelt es sich um zelluläre Verteidigungsmechanismen, um die HIV-1 Vermehrung in den Zellen zu blockieren. Im Labor konnte Posch erstmals in DCs nachweisen, dass komplement-opsonisiertes HIV-1 den Faktor SAMHD1 in DCs phosphoryliert, wodurch die Restriktion aufgehoben und eine stärkere Immunantwort ausgelöst wird.
(Link zur Forschungsarbeit: http://dx.doi.org/10.1371/journal.ppat.1005005)

Aus der Dr. Otto Seibert-Stipendien-Schenkung erhalten in diesem Jahr zwei Studierende der Medizinischen Universität Innsbruck,  nämlich Caren Agreiter und Paul Nardelli, ein mit jeweils 3.600 Euro dotiertes Stipendium für ihre hervorragenden Studienleistungen. Antragsberechtigt sind Südtiroler Studierende, die als ordentliche Studierende von Bachelor-, Master- oder Diplomstudien in Humanmedizin, Zahnmedizin oder Molekulare Medizin eingeschrieben sind.

Caren Agreiter kommt aus einer Südtiroler Medizinerfamilie. Wäre ihr der Arzt-Beruf damit nicht schon in die Wiege gelegt, wäre die Wahl Ihres Studiums schon aufgrund ihres Interesses an naturwissenschaftlichen Fächern – die sie schon zu Schulzeiten „besonders faszinierend und herausfordernd“ fand – auf die Humanmedizin gefallen. Auch ihre angestrebte sportliche Karriere als Leichtathletin darf als zusätzlicher Motivationsgrund gelten. „Beim Sport spürt man das Wunderwerk des menschlichen Bewegungsapparates am eigenen Leib, im Studium lerne ich, diese komplexen Funktionen noch besser zu verstehen“, erklärt die junge Südtirolerin. Bis zum Verfassen der Diplomarbeit bleibt der Studentin im 3. Semester zwar noch Zeit, eine Idee zum Thema ist aber bereits entstanden: Das große Feld der endokrinologischen Prozesse im Körper von Leistungssportlerinnen kann sich die sportliche Medizinstudentin jedenfalls sehr gut als Forschungsgebiet vorstellen.

Sportlich und in jedem Fall leistungsstark ist auch der zweite Otto Seibert-Stipendiat Paul Nardelli. Der bis vor wenigen Jahren aktive Ski Alpin Rennläufer bringt es auch im Studium zu Höchstleistungen und hat den ersten wie den zweiten Studienabschnitt bereits mit Auszeichnung abgeschlossen und in diesem Jahr auch die 5. Kumulative Modulprüfung mit der Höchstnote 1 abgelegt. „Bestimmung von Weichteil- und Knochendurchmesser für den intraossären Zugang bei Erwachsenen“ heißt das Thema seiner Diplomarbeit, die der junge Bozner im Bereich Notfallmedizin bei einer Forschungsgruppe unter der Leitung von Prim PD Dr. Peter Paal schreibt. „Ich beschäftige mich darin mit dem intraossären, also in die Knochenmarkshöhle gelegten, Zugang, der im Notfall bei kritisch Kranken oder Verletzten schnell und effektiv angelegt werden kann und eine rasche Verabreichung von Infusionen, Medikamenten und Blutprodukten ermöglicht, sofern kein konventioneller peripherer Venenzugang in der gebotenen Zeit angelegt werden kann“, erzählt Nardelli. Die retrospektive monozentrische Studie hat zum Ziel, die optimalen Nadellängen für einen intraossären Zugang an den empfohlenen Knochen-Punktionsorten zu ermitteln, um die Effizienz und Sicherheit des Zuganges noch weiter zu steigern.

Die PreisträgerInnen beider Universitäten im Überblick

Dr. Otto Seibert-Wissenschafts-Förderungs-Preis:

Mag. Dr. Bernhard Egger, Institut für Zoologie

Priv.-Doz. Dr. Gregor Heißl, E.MA, Institut für Öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungslehre

Dr. Otto Seibert-Preise zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen:

Mag. Dieter Schemeth, Institut für Analytische Chemie und Radiochemie

Dipl.-Math. Lukas Benedikt Kraus, Bakk. Phil., PhD, Institut für Christliche Philosophie

assoz. Prof.in Mag.a Dr.in Christine Konecny, Institut für Romanistik

Mag.a Evelyn Gallmetzer, PhD, Institut für Italienisches Recht

Dr. Otto Seibert-Stipendien-Schenkung:

Elias Eccli, Institut für Ionenphysik u. Angewandte Physik

Eleonora Chiappini, Institut für Italienisches Recht

Paul Nardelli, Humanmedizin - Medizinische Universität Innsbruck

Caren Agreiter, Humanmedizin - Medizinische Universität Innsbruck

Dr. Otto Seibert-Preis zur Förderung von Forschung für Gesellschaftlich Benachteiligte:

Dr. Andreas Pircher PhD, Universitätsklinik für Innere Medizin V

Dr. Wilfried Posch, Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie

Der Stifter Otto Seibert

Der aus Deutschland stammende Dr. Otto Seibert war Arzt und wurde 1902 geboren. Bei einer Bergwanderung in Südtirol überanstrengte sich der Mediziner offenbar etwas. Der damalige Vizebürgermeister der Gemeinde Klobenstein, Dr. Hans Gamper, der zufällig in der Nähe war, brachte Seibert daraufhin in das nächstgelegene Krankenhaus. Seinem Helfer zutiefst dankbar gebar Dr. Seibert die Idee, eine Stiftung für Südtiroler Studierende anzulegen. Seibert nahm Kontakt mit dem damaligen Rektor der Universität Innsbruck, Prof. Rainer Sprung, auf und erzählte ihm von seinem Vorhaben. Gemeinsam arbeiteten sie einen „Stiftbrief“ aus. Otto Seibert verstarb im Jahr 1988. Der Arzt stiftete den Wissenschaftsförderungspreis, den Preis für Forschung zur Förderung gesellschaftlich Benachteiligter, den Preis zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen sowie Stipendien für Südtiroler Studierende. Der Dr. Otto Seibert Wissenschaftspreis geht nach dem Willen des Stifters jedes Jahr an Forschende aus den Fachbereichen Rechtswissenschaften und Naturwissenschaften.

(D. Heidegger)

Link:

Stipendien aus der Otto Seibert Stiftung

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