search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

home>mypoint>news>702005.html

NEWS_NEJM_Tilg.jpg

Nicht nur ein „Bauchgefühl“, der Zusammenhang zwischen Mikrobiota und Thrombosen

Das internationale Renommee von Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg als Kliniker und Forscher auf dem Gebiet der gastroenterologischen Entzündungsbiologie schlägt sich aktuell in einem wissenschaftlichen Kommentar im hochrangigen Fachmagazin New England Journal of Medicine (NEJM) nieder. „A Gut Feeling about Thrombosis“ skizziert den, auf grundlagenwissenschaftlichen Daten basierenden Zusammenhang zwischen Nahrungsaufnahme, der Keimwelt des Darms und dem Entstehen von Thrombosen.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ForscherInnen aus Innsbruck mit wissenschaftlichen Kommentaren in einem der weltweit renommiertesten Fachjournale wie dem New England Journal of Medicine zu Wort kommen. So geschehen in der Ausgabe vom 23. Juni. Unter der Rubrik „Clinical Implications of Basic Research“ beschreibt Univ.-Prof. Herbert Tilg, Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin I an der Medizinischen Universität Innsbruck und ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Entzündungsbiologie des Darms neueste Erkenntnisse aus der Mikrobiota-Forschung und deren klinischer Relevanz für die Entstehung von Thrombosen.

Thrombosen können durch mehrere Faktoren verursacht werden, genetisch (gestörte Blutgerinnung) oder durch äußere Einflüsse (Bettlägrigkeit oder länger andauernde, eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit) bedingt sein und unterschiedliche Symptome zeigen. Bei einer großen Anzahl von Thrombose-PatientInnen kann keine eindeutige Ursache für die Entstehung des Blutgerinnsels festgestellt werden. Aktuelle Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung liefern nun Hinweise für einen neuen Zusammenhang, wonach auch die Nahrungsaufnahme bzw. deren Verstoffwechslung im Magen-Darm-Trakt einen signifikanten Einfluss auf die Entstehung einer Thrombose hat.

Mikrobiota – Forschungsfeld mit hohem Therapiepotenzial
„Mit dem Essen nehmen wir Phosphatidylcholin – das sich vor allem in tierischen Produkten befindet – auf, das zu Cholin verstoffwechselt und mithilfe des bakteriellen Enzyms mTMA-lyase zu Trimethylamin (TMA) umgewandelt wird. Dieser Vorgang wird also von Keimen der Mikrobiota veranlasst und findet in unserem Darm unentwegt statt. TMA wird schließlich in der Leber durch das körpereigene Enzym FMO3 zu TMAO (TMA-N-oxid) weiter verstoffwechselt“, beschreibt Prof. Tilg den relevanten Stoffwechselweg. Erst seit wenigen Jahren ist bekannt, dass ein erhöhter TMAO-Spiegel im Serum mit kardiovaskulären Erkrankungen korreliert. In Mäusen konnte nun zudem nachgewiesen werden, dass TMAO auch die Eigenschaft besitzt, Blutplättchen zu aktivieren, die in aggregierter Form zur Thrombose führen.

„Diese neu beschriebene Funktion von TMAO und damit der Nachweis, dass die Nahrung und die Keime des Darms mit der Thromboseentstehung in signifikanter Verbindung stehen, wird die Diagnostik und Therapie von Thrombosen  revolutionieren“, kommentiert Mikrobiota-Forscher Herbert Tilg die überraschenden Forschungsergebnisse im NEJM. Fleisch, Wurst und Co müssten zwar nicht gleich verdammt werden, doch könne die Nahrung sehr wohl ein verstärkendes Element im Rahmen weiterer Risikofaktoren sein, meint Tilg.

Die große Rolle der Mikrobiota sei somit nicht nur für die Entstehung zahlreicher Systemerkrankungen sowie Krebs, sondern auch für die Bildung von Thrombosen belegt. Weitere Forschungen zielen auf die Hemmung und Ausschaltung der Enzyme mTMA-lyase und FMO3 als zentrale Regulatoren dieses Stoffwechselvorgangs.

(D. Heidegger)

 

Links:

A Gut Feeling about Thrombosis. Herbert Tilg, M.D., N Engl J Med 2016; 374:2494-2496, June 23, 2016

Univ.-Klinik für Innere Medizin I

Aktuell