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Gesundheitsmanagement: Wie viel Arbeit ist gesund?

Anfang Mai lud der AbsolventInnenverein ALUMN-I-MED zur Podiumsdiskussion. ExpertInnen diskutierten über verschiedene Aspekte des Gesundheitsmanagements. Die TeilnehmerInnen waren sich darüber einig, dass Arbeit prinzipiell gesund ist. Arbeitslosigkeit kann gravierende gesundheitliche, psychische und soziale Konsequenzen haben. Sehr kontrovers wurde über die Arbeitszeiten für ÄrztInnen in der Ausbildung diskutiert.

ALUMN-I-MED widmete seine erste Podiumsdiskussion 2017 einem gesellschaftlich besonders relevanten Thema. Diskutiert wurde das Thema Gesundheitsmanagement und inwieweit die Gesundheit von MitarbeiterInnen wirklich so gemanagt werden kann, dass Krankenstände zurückgehen und Menschen nicht vom Burn-out betroffen sind. Ein Thema, das aus verschiedenen Gesichtspunkten gesehen werden kann, wie Moderator ao.Univ.-Prof. Dr. Christoph Brezinka eingangs erläuterte. Nicht nur bei ÄrztInnen und anderen Angestellten in der Medizinbranche ist die Diskussion um die richtige Work-Life-Balance längst entbrannt. Aus Sicht von ExpertInnen ist diese Unterteilung in Arbeits- und Freizeit allerdings längst überholt: Schließlich sei alles Lebenszeit. Dieser Gedanke stehe bei modernen Gesundheitsmanagements-Modellen im Vordergrund. Auf dem ALUMN-I-MED Podium diskutierten die Arbeitsmedizinerin der D. Swarovski KG, Dr.in Gabriele Fluckinger, der Gesundheitspsychologe Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Stefan Höfer von der Medizinischen Universität Innsbruck, der Facharzt für Arbeitsmedizin aus Linz, DDr. Karl Hochgatterer, M. SC., und der Vizerektor für Personal der Universität Innsbruck, Ass.-Prof. Mag. Dr. Wolfgang Meixner.

Diskussion über die zulässige Höchstarbeitszeit
Kontrovers wurde insbesondere die Frage nach der maximalen Dauer eines Arbeitstages diskutiert. In einem Eingangsstatement verdeutliche ALUMN-I-MED Präsident Raimund Margreiter, wie stark sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren verändert hat. So wurde früher eine 80-Stundenwoche für ChirurgInnen als vollkommen normal angesehen. Raimund Margreiter verwies auf die USA, wo eine Arbeitszeit von 80 Stunden für ChirurgInnen in der Ausbildung auch heute noch empfohlen wird, insbesondere zur Qualitätssicherung, um genügend Praxis sicherzustellen und andererseits um das Risiko durch zu häufige Übergaben zu minimieren. Entgegen dieser Meinung gehen viele ExpertInnen heute allerdings davon aus, dass kürzere Arbeitszeiten dazu beitragen, Fehler zu verhindern. Der Arbeitsmediziner Karl Hochgatterer zitierte aus aktuellen Statistiken, die zeigen, dass das Unfallrisiko bei ArbeitnehmerInnen insbesondere nach 10 Stunden Arbeitszeit massiv ansteigen würde. Das Thema entwickelte sich zur Klammer der Veranstaltung, denn auch in der abschließenden Diskussion mit dem Publikum entbrannte die Frage, inwieweit vor dem Hintergrund der aktuellen Arbeitszeitengesetzgebung für ÄrztInnen auch in Zukunft noch garantiert werden kann, dass MedizinerInnen in der Ausbildung genügend Praxis bekommen und sich Fachwissen aneignen können. „Ein Fazit ist, dass sich die Gesellschaft geändert hat und mit dem Generationenwechsel auch eine andere Einstellung zur Arbeitszeit vorherrscht“, fasste Christoph Brezinka die unterschiedlichen Positionen zusammen.

Von der Arbeitsmedizin über den Marathon zu praktischen Beispielen
Hochgatterer, der aus Linz angereist war, nutzte sein Eingangsstatement auch um auf die Situation der Arbeitsmedizin in Österreich aufmerksam zu machen. „Zur Arbeitsmedizin zählt der gesamte Bereich des Arbeitsschutzes und der betrieblichen Gesundheitsförderung.“ Trotz dieser hohen Bedeutung gäbe es an keiner Universität in Österreich eine Forschungseinrichtung zur Arbeitsmedizin sowie Nachwuchssorgen. Der Gesundheitspsychologe Stefan Höfer lenkte den Fokus insbesondere auf die Rahmenbedingungen, die wichtig seien für das geistige, körperliche und soziale Wohlbefinden von ArbeitnehmerInnen. „Wir müssen uns darüber klar sein, dass Arbeit kein Sprint ist, sondern ein Marathon. Die Läufer müssen sich entsprechend darauf vorbereiten und die Veranstalter müssen entsprechende Bedingungen schaffen“, veranschaulichte Höfer.
Beispiele für Gesundheitsmanagement-Programme lieferte die Arbeitsmedizinerin Gabriele Fluckinger, die auf die praktischen Schwierigkeiten einging, die es bei der Umsetzung in Industriebetrieben gibt. „Prävention und Gesundheitsförderung sind Must-haves für Unternehmen.  Allerdings ist es eine Herausforderung, dass die Maßnahmen auch alle Bereiche durchdringen und zum Beispiel auch von SchichtarbeiterInnen angenommen werden.“ Das Programm „Uni gut drauf“ der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck stellte der Vizerektor für Personal, Wolfgang Meixner vor. Die erfolgreiche Einführung des betrieblichen Gesundheitsmanagements sei auch zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit verfolgt. „Wir wollen uns als attraktive Arbeitgeberin präsentieren, um beispielsweise auch bei Berufungen, die häufig sehr kompetitiv sind, gute Voraussetzungen zu haben,“ sagte Wolfgang Meixner.


(B. Hoffmann-Ammann)


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