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Nachruf: Ass. Prof. Dr. Helmut Biedermann

Am 19. Dezember 2021 verstarb Helmut Biedermann im 80. Lebensjahr in Nürnberg.

Mit ihm verliert die Univ. Klinik für Gefäßchirurgie der Medizinischen Universität Innsbruck einen langjährigen, von PatientInnen und MitarbeiterInnen gleichermaßen geschätzten Arzt. Gewissermaßen als Pionier des Fachgebietes hat er seinerzeit wesentlich zum exzellenten Ruf der Abteilung, der weit über den Standort hinausreichte, beigetragen.

Helmut Biedermann wurde im Mai 1942 in Innsbruck geboren. Er war der Sohn von Elfriede Biedermann (geb. Söllner), einer aus Tirol stammenden studierten Chemikerin und Günther Biedermann, einem Arzt aus Thüringen, der unter der damaligen Leitung von Burghard Breitner die urologische Abteilung in Innsbruck begründete.

Nach der Matura am Akademischen Gymnasium in Innsbruck, folgte aus persönlichem Interesse an kaufmännischen Fertigkeiten eine Zweitmatura an der Handelsakademie und schließlich das Medizinstudium an der Universität Innsbruck.

Nach Absolvierung des Turnus begann Helmut Biedermann zunächst eine umfassende allgemeinchirurgische Ausbildung an der damaligen I. Univ.-Klinik für Chirurgie (unter der Leitung von Franz Gschnitzer). Diese allgemeinchirurgischen Lehrjahre hat er selbst stets als unbedingt erforderliche Basis zum Erlernen chirurgischer Kompetenz betrachtet. Schließlich hat sich Helmut Biedermann dann aber der Gefäßchirurgie zugewandt, die seit 1961 unter der Führung von Gerhard Flora in Innsbruck aufgebaut wurde, und seit 1996 unter Gustav Fraedrich als eigenständige Klinik am Standort Innsbruck besteht.

Bis zu seiner Pensionierung Ende 2007 war Helmut Biedermann als sehr erfahrener, einsatzbereiter und vielseitiger Mitarbeiter der Innsbrucker Univ. Klinik für Gefäßchirurgie von PatientInnen wie Kolleginnen gleichermaßen geschätzt.

Eine Anekdote, die seine tiefe Verbundenheit mit der Universitätsklinik Innsbruck unterstreicht, sei an dieser Stelle erzählt. Nachdem er seinen letzten Nachtdienst am Sonntag den 30.12.2007 bestritten hatte (also gewissermaßen am absolut letztmöglichen Tag vor Pensionsantritt am 1.1.2008) bemerkte er, dass ein Mitarbeiter der Verwaltung (etwas zu voreilig) das Namensschild am Dienstzimmer bereits entfernt hatte. Helmut Biedermann veranlasste dieses nochmals neu zu montieren, da er ja immerhin noch einen Tag in Amt und Würden sei.

Der Blick auf die jahrzehntelange Tätigkeit von Helmut Biedermann an der Univ. Klinik für Gefäßchirurgie spiegelt in gewisser Hinsicht auch die enorme Entwicklung der Gefäßmedizin und insbesondere auch der operativen und interventionellen PatientInnenversorgung wider. Der Name „Professor BIEDERMANN“ stand für Expertise in der Behandlung von Erfrierungen, sodass über Jahrzehnte internationale PatientInnen mit irgendwo in der Welt erlittenen Erfrierungen sich nach den Empfehlungen der Innsbrucker Gefäßchirurgie erkundigten oder sich in Innsbruck behandeln ließen. Ebenso bekannt war Helmut Biedermann für die (in der Ära vor Viagra & Co) operative Behandlung bei erektiler Dysfunktion (Fertilitätschirurgie), für endoskopisch assistierte Behandlungsverfahren wie die subfasziale endoskopische Perforansvenenchirurgie, die video-kontrollierte lumbale oder auch die thorakoskopische Sympathektomie. Im Bereich der alpinen Höhenmedizin gelang es ihm, für die hyperbare Sauerstoffbehandlung der Höhenkrankheit, eine eigens von Biedermann konzipierten mobile Druckkammer in Innsbruck zu installieren. Helmut Biedermann war ein „akribischer Tüftler“ mit bewundernswerter Ausdauer, und dies vor allem auch während fordernder komplexer Operationen. Viele MitarbeiterInnen in der gefäßchirurgischen Ausbildung schätzten die Geduld, Ruhe und Souveränität von „Bie“, die umso grösser zu werden schien, je schwieriger sich die Situation gestaltete.

Außergewöhnlich war zudem der Erfindergeist von Helmut Biedermann: Die Erfindung eines kugelförmigen Tropfenzählers für die Flugrettung, der die Infusion von Luft verhinderte, wurde auf seinen Namen patentiert und im Jahr 1980 mit dem Tiroler Erfinderpreis geehrt. Diese Erfindung basierte auf seinen großen Erfahrungen in der Flugrettung, die er wie manch anderer Gefäßchirurg in der Zeit unter deren Pionier Gerhard Flora, begeistert mitgestaltete.

Helmut Biedermann war seit 1972 mit seiner geliebten Frau Trude Biedermann verheiratet, mit der er vier Kinder hatte. Leider hat er sehr früh, noch voll im Berufsleben stehend, seine Frau aufgrund eines Tumorleidens verloren. Seinen letzten Lebensabschnitt verbrachte er in Innsbruck und auf ausgedehnten Reisen rund um die Welt. Bei einem Besuch seiner jüngsten Tochter in Nürnberg, verstarb er schließlich überraschend, am 19. Dezember 2021.

Die MitarbeiterInnen der Univ. Klinik für Gefäßchirurgie, seine vormaligen KollegInnen und Kollegen, wie auch seine PatientInnen werden mit ihm und seiner Familie in dankbarer Erinnerung verbunden bleiben.

Josef Klocker

Gustav Fraedrich

Sabine Wipper

(Innsbruck, 24.01.2021)

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