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Trauer um em. o. Univ. Prof. Dr. Otto Dapunt

Die Medizinische Universität Innsbruck nimmt in Trauer Abschied von em. o. Univ. Prof. Dr. Otto Dapunt, langjähriger Vorstand der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Innsbruck.

Em. o. Univ.-Prof. Dr. Otto Dapunt wurde am 12.3.1930 in Innsbruck geboren. Vom Elternhaus war eine akademische Karriere keinesfalls vorherbestimmt. Es sind neben den Talenten vor allem der außerordentliche Fleiß und Zielstrebigkeit, die Otto Dapunt einen Universitätsabschluss ermöglichte. Zahlreiche Lehrer begleiteten ihn auf seinem Weg als Arzt und Künstler. Max Weiler war sein Kunstlehrer am Gymnasium, der früh die Kreativität und das künstlerische Talent erkannte und förderte. Trotz seiner offensichtlichen künstlerischen Ader hat Otto Dapunt für die Zeit seiner beruflichen Schaffensperiode die kreative Energie vor allem auf die Patientinnen und die Wissenschaft gerichtet.

Das Medizinstudium absolvierte er in Innsbruck. Nach der Promotion 1956 an der Leopold-Franzens-Universität führte ihn der Ausbildungsweg an die hiesige chirurgische Universitätsklinik und 1959 an die Frauenklinik zum damaligen Ordinarius Siegfried Tapfer.

Otto Dapunt hat in einer Zeit, in der das noch nicht üblich war, verstanden, dass akademische Medizin nur durch Internationalisierung wachsen kann. Er hat daher in zahlreichen Aufenthalten die ganz großen im Fachgebiet aufgesucht. Der meisterhafte Operateur Tassilo Antoine an der ersten Frauenklinik in Wien wurde zu einem wichtigen Lehrer. Intensiviert wurde die Ausbildung in modernen Operationstechniken bei Saul Gusberg am Mount Sinai Hospital in New York. Es war aber dann ein geburtshilfliches Thema mit einer Monographie über die Bedeutung des engen Beckens in der modernen Geburtshilfe, das ihn dann 1968 zur Habilitation führte. 1970 ging Prof. Dapunt zu Josef Zander an die 1. Frauenklinik in der Maisstraße in München. Zander war einer der bedeutendsten deutschsprachigen Gynäkologen des 20. Jhdt. Er hat mit Butenandt die Steroidhormonforschung begründet und damit wirklich translationale Forschung betrieben.

1972 wurde Otto Dapunt in deutlicher Einhelligkeit als Ordinarius zum Nachfolger von Tapfer berufen, und er hat der Frauenklinik einen Modernisierungsschub gebracht. Es können nur einige wenige herausragende Entwicklungen Erwähnung finden:

Die Einrichtung eines Fortpflanzungslabors war damals außerordentlich innovativ und hat neben der Reproduktionsmedizin vor allem auch die onkologische Forschung vorangetrieben. Aus der Zusammenarbeit mit der University von Louiville und Jim Wittliff entstand ein sehr fruchtbares wissenschaftliches Netzwerk. Die Einführung der Hormonrezeptorbestimmung in Österreich durch dieses Labor war ein wichtiger Meilenstein. Neue diagnostische Wege wurden in Innsbruck beschritten, wie mit dem mikroskopischen Nachweisverfahren des Östrogenrezeptors.

Otto Dapunt war ein herausragender Operateur, mit einer klaren und systematischen Operationstechnik. Aber es war nicht nur das technische Geschick, sondern vor allem die stets mit seiner Erfahrung und seinem Wissen geleitete Strategie einer situationsangepassten Operation, die beeindruckte. Der Berliner Geburtshelfer Ernst Bumm hat treffend gesagt: „Operation ist Handwerk, Indikation ist Wissenschaft.“ Das hat Otto Dapunt zu einem wissenschaftlichen Operateur gemacht.

Zahlreiche Habilitationen, Primariatsbesetzungen und Rufe auf Professuren erfolgten in der Ära Otto Dapunt. Zwei Perioden fungierte er als Dekan der medizinischen Fakultät. 1998 emeritierte Otto Dapunt, ohne damit in den Ruhezustand zu treten. Er hat sich neue medizinische und künstlerische Ziele gesetzt.

Man wird der Person Otto Dapunt allein mit dem Curriculum Vitae nicht gerecht. Die Auflistung seiner weit über 200 wissenschaftlichen Veröffentlichungen, der vielen Auszeichnungen und ehrenvollen Mitgliedschaften, wie bei der Society Pelvic Surgeons, die weltweit nur 150 Mitglieder zählt, sind nur ein Teil. Mit seinem Wissen und hohen ethischen Grundsätzen hat er die Frauenheilkunde über Jahrzehnte geprägt. Er war nie nur technokratischer Gynäkologe, sondern immer Frauenarzt mit hohem Verständnis von Ethik und Humanismus, der stets den Menschen in den Mittelpunkt der Medizin gestellt hat.

Die Medizinische Universität Innsbruck lädt zu einem Gedenkgottesdienst am Dienstag, dem 3. Mai 2016, um 18 Uhr in die Universitätskirche am Innrain ein.

 

Innsbruck, am 28. März 2016                                                       Christian Marth

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