search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Oncotyrol positiv evaluiert

Eine Internationale Expertenkommission bestätigt dem Krebsforschungszentrum Oncotyrol Exzellenz und empfiehlt eine weitere dreijährige Förderung von 2012 bis 2015. In ihrer letztwöchigen Pressekonferenz würdigte die Landesregierung ausdrücklich die Leistung der Tiroler Universitäten am Erfolg des Kompetenzzentrums. Die Medizinische Universität ist Gesellschafterin der Oncotyrol GmbH und auf vielfältige Weise an Oncotyrol beteiligt: Zahlreiche Institute und Kliniken sind wissenschaftliche Partner in Oncotyrol-Projekten. Univ.-Prof. Lukas A. Huber, Direktor des Biozentrums, ist wissenschaftlicher Leiter von Oncotyrol.

Den Wert von angewandter Forschung zu beurteilen ist keine einfache Aufgabe: Publikationen in Fachzeitschriften - der übliche Gradmesser für wissenschaftliche Leistung - reichen nicht aus. Im Gegenteil: Manchmal stehen sie einer Patentierung und anschließenden wirtschaftlichen Verwertung im Weg. Auf die Umsetzung in die Praxis kommt es aber in der angewandten Forschung gerade an. Andererseits sind rein wirtschaftliche Kennzahlen wie Umsatz oder Gewinn auch nicht geeignet, um Forschung zu beurteilen, denn Entwicklungen, gerade im Life Science Bereich, brauchen viel Zeit: Es dauert, bis der wirtschaftliche Erfolg messbar wird.

Was tun? Eine kritische Bewertung ist schließlich nötig, wenn Steuergelder in Millionenhöhe verwendet werden. Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG holt sich international anerkannte Experten zu Hilfe, um die von ihr abgewickelten Kompetenzzentren zu beurteilen. Sie sollen gewissermaßen in die Zukunft schauen. Die Fachleute sind in der Lage, Perspektiven und Potentiale zu erkennen, die sich heute schon anhand der bisherigen Ergebnisse und Strategien erkennen lassen. Kürzlich musste sich das Tiroler Krebsforschungszentrum Oncotyrol einer solchen Evaluierung unterziehen.

Positive Beurteilung nach kritischer Begutachtung

Sieben Experten aus Deutschland, Belgien, Finnland, Kanada, Großbritannien, USA und Österreich haben das K1-Zentrum zwei Tage lang genauestens unter die Lupe genommen. Dabei haben sie sowohl das in den letzten drei Jahren Erreichte geprüft als auch die Pläne für die zweite Förderperiode ab 2012. Untersucht wurde die Qualität der Forschungsprojekte (bisherige und geplante), die Organisation, Kennzahlen wie Anzahl an Beschäftigten oder Patenten und zusätzlich eingeworbene Fördermittel.

Für die Oncotyrol-MitarbeiterInnen und das Management war die Evaluierung ein Nerventest, denn die Prüfer nahmen ihre Aufgabe sehr ernst und stellten viele kritische Fragen. Doch dann kam die erlösende Botschaft: Die Beurteilung fiel umfassend positiv aus. Besonderes Lob spricht die Jury der wissenschaftlichen Exzellenz und der rasch erarbeiteten, internationalen Sichtbarkeit von Oncotyrol aus. Damit erreicht Oncotyrol zwei ganz wesentliche Zielsetzungen des Kompetenzzentren-Programms der FFG. Die Jury empfiehlt den Programmeigentümern, dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie dem Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, die Förderung für weitere drei Jahre ab 2012.

Der Löwenanteil der öffentlichen Finanzierung für Oncotyrol kommt ab 2012 mit 4,5 Mio. Euro von Bundesseite via FFG. Die Länder Tirol und - zu einem kleinen Teil - das Land Salzburg steuern gemeinsam 2,25 Millionen Euro bei. Mit den künftigen Investitionen der Firmenpartner in Höhe von 6 Millionen Euro (45 Prozent) und jenen der Wissenschaftspartner (5 Prozent) stehen insgesamt 13,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Tiroler Landesregierung ließ es sich nicht nehmen, die positive Nachricht heute selbst zu verkünden: Im Rahmen einer Pressekonferenz gaben Landeshauptmann Günther Platter und Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf das positive Evaluierungsergebnis bekannt und gratulierten dem Oncotyrol-Management. Besonders hervorgehoben wurde die Leistung der Tiroler Universitäten, insbesondere der Medizinischen Universität aber auch der Privatuniversität UMIT in Hall. Außerdem nutzten die Politiker die Gelegenheit, um sich die Oncotyrol-Forschung im Laborgebäude am Innrain 66a genau anzusehen und erklären zu lassen. Hervorgehoben wurde insbesondere die Bedeutung, die der Sonderforschungsbereich 021 „Cell Proliferation and Cell Death in Tumors“ und ganz generell das Biozentrum der Medizinischen Universität als Basis für Oncotyrol darstellt.

Innovatives Testsystem für potenzielle Wirkstoffe gegen Knochenmarkstumor

Eines der neuen Projekte in Förderperiode zwei beschäftigt sich mit dem Multiplen Myelom. Dieser unheilbare Knochenmarkstumor wird jährlich bei 50.000 Patienten in Europa und den USA diagnostiziert und führt jedes Jahr bei 25.000 Patienten zum Tod. Dass es bislang keine personalisierten Medikamente zur Behandlung gibt, liegt unter anderem daran, dass ein gutes Testsystem für potenzielle Wirkstoffe, ein sogenannter Assay, fehlt. Oncotyrol hat in zwei Forschungsprojekten bereits einige Wirkstoffkandidaten entdeckt und wird ab 2012 in einem neuen Projekt das Testsystem zum Screening weiter entwickeln. Von regionaler Seite wollen sich die TILAK und die ugichem GmbH sowie als internationale Partner Roche Diagnostics, Pan-Biotech (beide Deutschland) und das ungarische Biotech-Unternehmen Vichem Chemie beteiligen. Für das neue Testsystem will man einzigartige Zellkulturbedingungen schaffen, bei denen die Tumorzellen in einem naturähnlichen Umfeld aus Blutgefäßen, Immunzellen und Bindegewebszellen gezüchtet werden. Erst die Beobachtung der Tumorzellen in diesem System wird verlässliche Aussagen ermöglichen, ob die Test-Wirkstoffe wirklich nur die Tumorzellen töten und gesunde Zellen wie körpereigene Immunzellen verschonen. Die Beobachtung des Verhaltens der Zellen erfolgt mit Hilfe eines innovativen automatisierten Zellkultursystems der beteiligten Pan-Biotech vor Ort in Innsbruck.

Beispielhafter Know-How-Transfer

Univ.-Prof. Prof. Dr. Lukas Huber, der wissenschaftliche Leiter von Oncotyrol, erläutert: „Das Multiple Myelom-Projekt ist Best Practice für das Oncotyrol-Prinzip. Denn eine aussichtsreiche Entdeckung auf molekularer Ebene - zum Beispiel von Biomarkern oder Wirkstoffkandidaten - schafft es nur dann zum individuellen Einsatz am Krankenbett, wenn sie effizient verzahnt weiter bearbeitet wird. Alle TeilnehmerInnen der Wertschöpfungskette, das sind ForscherInnen, MedizinerInnen, HTA-ExpertInnen sowie für die Durchführung der klinischen Studien oder die Vermarktung in Frage kommende Unternehmen sind bei Oncotyrol vom Start weg in die Entwicklung eingebunden. Diesen Vorsprung beim Technologietransfer werden wir in der zweiten Förderperiode von Oncotyrol weiter ausbauen und als klares Alleinstellungsmerkmal der Tiroler Krebsforschung positionieren.“

Bernhard Hofer, Geschäftsführer von Oncotyrol, fühlt sich in seiner bisherigen Strategie bestärkt: „Die wichtigste Aufgabe des Oncotyrol-Managements ist es, dafür zu sorgen, dass erfolgversprechende Therapieansätze möglichst schnell zum Patienten kommen. Firmenpartner für Phase zwei haben wir deshalb verstärkt nach ihrer Bereitschaft ausgewählt, Forschung in die Praxis umsetzen zu wollen. Die dabei erzielten Erlöse fließen teilweise auch an Oncotyrol zurück und werden in weitere Forschung investiert. So sorgen wir heute schon für eine nachhaltige und langfristige Zukunft des Krebsforschungszentrums.“

Starke Beteiligung der Medizinischen Universität

In der zweiten Phase von Oncotyrol (ab Sommer 2012) sind folgende wissenschaftliche Partner der Medizinischen Universität Innsbruck beteiligt:

• Biocenter: Division of Bioinformatics

• Biocenter: Division of Cell Biology

• Department of Dermatology and Venereology

• Department of Gynecology and Obstetrics

• Department of Pediatrics II

• Department of Pediatrics IV

• Department of Therapeutic Radiology and Oncology

• Department of Urology

• Division of Genetic Epidemiology incl. Genotyping Unit

• Division of Hematology & Oncology

• Division of Virology

Weitere Institute werden als assoziierte Partner an Oncotyrol-Projekten mitarbeiten.

Eine Auflistung der bereits in Phase I beteiligten Institute findet sich auf der Oncotyrol-Homepage.