search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Dritter HUS-Weltkongress in Innsbruck

Der dritte Weltkongress zum Hämolytisch Urämischen Syndrom (HUS) und verwandten Erkrankungen - organisiert vom institutsübergreifenden HUS Team Innsbruck (HTI) - fand in Gedenken an den letztjährig verstorbenen Direktor der Pädiatrie I, Univ.-Prof. Lothar Bernd Zimmerhackl statt, der die ersten Kongresse organisiert hatte. WissenschafterInnen aus aller Welt diskutierten die Gemeinsamkeiten der verschiedenen HUS-Formen vor dem Hintergrund des in Norddeutschland ablaufenden EHEC O104:H4 Ausbruchs. Die Ansammlung renommierter HUS-ExpertInnen in Innsbruck lockte auch Fernseh-Teams von ORF und ARD an.

Mehr als 130 Wissenschaftler kamen Ende Mai zum 3. HUS-Weltkongress nach Innsbruck in das Hotel Grauer Bär. Wie schon im vergangenen Jahr eröffnete auch heuer Rektor Univ.-Prof. Herbert Lochs persönlich den Kongress und lud zur gemeinsamen Trauerminute für Prof. Zimmerhackl. Organisatorische Unterstützung erhielt der Kongress von der Kongresssekretärin Claudia Triendl und den Direktoren der Univ.-Klinik für Pädiatrie I, ao. Univ.Prof.in Elisabeth Steichen-Gersdorf, der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie, Univ.-Prof.in Cornelia Lass-Flörl, der Univ.-Klinik für Innere Medizin IV (Nephrologie und Hypertensiologie), Univ.-Prof. Gert Mayer und dem Zentrallabor der Medizinischen Universität Innsbruck, Univ.-Prof. in Andrea Griesmacher als Chairpersonen.

EHEC assoziiertes HUS

Während man vor der EHEC-Epidemie noch erklären musste, dass HUS für hämolytisch-urämisches Syndrom steht, ist dieser Begriff nun in aller Munde. Über EHEC induziertes HUS referierten Prof. Helge Karch, Leiter des deutschen HUS-Referenzzentrums am Universitätsklinikum Münster, Prof. Phillip Tarr von der Washington University, Prof. Ramon Exeni aus Argentinien, Prof. Hesham Safouh aus Äqypten und Dr.in Alejandra Rosales (HTI) - letztere mit interessanten Langzeitdaten des großen, von Innsbruck aus koordinierten, HUS-Registers. Aber auch andere Bakterien, wie Pneumokokken, und Autoimmun-Antikörper können, wie Dr. Johannes Hofer (HTI) in einem Übersichtsvortrag präsentierte, ein HUS auslösen.

Der Schwerpunkt des Kongresses lag aber auf der Betrachtung der „atypischen“ HUS-Formen, die durch angeborene Mutationen in einem Teil des Immunsystems, dem sogenannten Komplementsystem, verursacht werden können. Durch diese Mutationen, meist in Regulatorproteinen, kann das System nicht mehr eingebremst werden und reagiert überschießend. Prof. Matthew C. Pickering aus London stellte dazu Tierstudien vor. Sowohl aus genetischer wie auch aus histopathologischer und therapeutischer Sicht wurden die Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zwischen dem atypischen HUS und einer weiteren komplementvermittelten Nierenerkrankung, der membranoproliferativen Glomerulopnephritis (MPGN) beleuchtet. Dazu referierten Prof. Santiago Rodriguez de Cordoba (Spanien), Prof. Sanjeev Sethi (USA), Prof. Richard Smith (USA) und PD Christoph Licht (Kanada). Inwieweit Transplantationen im Therapieverlauf notwendig und sinnvoll sind, beleuchtete Prof. Dr. Jeffrey M. Saland (USA). Besonderes Interesse galt den ersten Daten zur Therapie mit Eculizumab, die Dr.in Magdalena Riedl (HTI) vorstellte. Dieser humanisierte Antikörper gegen Komplement C5, dessen Prototyp von Prof. Reinhard Würzner in Göttingen und Cambridge charakterisiert wurde, kann die Komplementkaskade wirksam hemmen.

Typisches HUS und Komplement

Neben einer Würdigung von Prof. Zimmerhackl ließ Kongress-Präsident Würzner vor allem noch einmal jene Experimente Revue passieren, die insbesondere mit Dr.in Dorothee Orth von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie zur Feststellung geführt hatten, dass Komplement auch beim typischen HUS eine große Rolle spielt. Prof.in Diana Karpman (Schweden) und Dr.in Marina Noris (Italien) präsentierten hierzu eindrucksvolle unterstützende und weiterführende Daten. Damit schien der Komplementinhibitor Eculizumab auch in der Therapie des typischen HUS einsetzbar. Die drei, zeitgleich mit dem Kongress publizierten, erfolgreich therapierten Fälle untermauerten dies. „In einigen Wochen wird man dann die Eculizumab-Therapieerfolge der PatientInnen in den Krankenhäusern Norddeutschlands genauer evaluieren können“, so Prof. Würzner.

Der nächste HUS-Weltkongress wird zusammen mit dem EHEC-Weltkongress VTEC2012 in Amsterdam stattfinden - unter maßgeblicher Mitgestaltung und -organisation durch das Innsbrucker HUS-Team.