search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

10jähriges Bestehen der Österreichischen Gesellschaft für Medizinische Mykologie

Vor 10 Jahren wurde in Innsbruck die Österreichische Gesellschaft für Medizinische Mykologie (ÖGMM) gegründet. Die medizinische Mykologie ist ein Teilbereich der medizinischen Mikrobiologie, der sich mit Pilzen als Krankheitserreger beschäftigt. Im Rahmen einer festlichen Veranstaltung feierte die ÖGMM kürzlich ihr Jubiläum mit Vorträgen renommierter europäischer ExpertInnen auf dem Gebiet der Pilzforschung.

Die aus der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft (DMykG) und der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP) hervorgegangene Vereinigung zielt auf die Stärkung der österreichischen, mykologischen Aspekte. Gründungspräsident Univ.-Prof. Reinhard Würzner, stellvertretender Direktor der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, der der Organisation sechs Jahre lang vorstand, lud im März zur feierlichen Jubiläumsveranstaltung an den Gründungsort Innsbruck.

Auf dem Festprogramm standen neben ausgesuchten wissenschaftlichen Beiträgen auch zeremonielle Highlights, wie die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Prof. Johannes Müller, langjähriges Vorstandsmitglied der DMykG und langjähriger Herausgeber der Zeitschrift „mycoses“ und der Festvortrag von Prof. Axel Brakhage, renommierter Mikrobiologe und Direktor des Instituts für Mikrobiologie an der Friedrich-Schiller Universität Jena.

Pilzvirulenz und Pilzerkrankungen

Der hervorragende Festvortrag von Prof. Brakhage, der durch eingebaute Videosequenzen sehr anschaulich die molekularen Mechanismen der Virulenz des Schimmelpilzes Aspergillus aufzeigte, reflektierte das zentrale Jubiläums-Thema der Pilzvirulenz. So wurde in weiteren Vorträgen anhand neuester Zahlen demonstriert, dass invasive Pilzinfektionen, insbesondere von früher selteneren Pilzen, im Ansteigen begriffen sind und dermatologische Pilzinfektionen häufig nur unzureichende Aufmerksamkeit erlangen. Referiert wurde außerdem über die Wertigkeit von PCR, MALDI-TOF und anderen neueren Diagnostikverfahren sowie über neue therapeutische Ansätze von Antimykotika-Anwendungen. Auch die sensible Thematik der Therapie bei Kindern wurde behandelt, nachdem es für viele Medikamente zu wenig oder gar keine Studien mit Kindern gibt.

Pilzerkrankungen im Gehirn, molekulare Aspekte und Thrombozyten

Die Immunantwort bei Pilzerkrankungen wurde aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: Neueste Ergebnisse insbesondere zum Komplementsystem im Gehirn belegen einerseits wie der Wirt Mensch Pilze bekämpfen kann, und andererseits wie Pilze diese Abwehr umgehen und behindern können; referiert wurde auch über die Rolle von dendritischen Zellen und Interferon-beta (immunstimulierendes Protein mit antiviraler und antitumoraler Wirkung) sowie zur Relevanz von Thrombozyten bei der Immunabwehr von Pilzen.

Dass Mikrobiologen auch mal über den medizinischen Tellerrand blicken, bewiesen Beiträge zur ökonomischen Schadensbilanz von Pilzen in Gebäuden oder bildhafte Eindrücke von Pilzen und wie diese über Jahrhunderte die Malerei, die Literatur und die Musik unserer Gesellschaft beeinflußt haben. Das Schlußresümee der Veranstaltung fand in Univ.-Prof.in Cornelia Lass-Flörl, Direktorin der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie und Delegierte der internationalen ECMM, deren Mitglied die ÖGMM ist, eine würdevolle Vortragende.