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ÖAW-Stipendien für sechs NachwuchsforscherInnen der MUI

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) schreibt jährlich Doktorandenstipendien zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses aus. Nach der letzten Vergaberunde konnten sich sechs JungforscherInnen der Medizinischen Universität Innsbruck im Wettbewerb um die begehrten DOC-Stipendien durchsetzen. Die Förderungen wurden vergangene Woche im Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien feierlich übergeben.

Im Rahmen ihrer vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Nachwuchsförderung schreibt die ÖAW derzeit neun Stipendienprogramme in allen Fachbereichen aus - drei dieser Programme richten sich an DoktorandInnen. Diese Stipendien sollen begabte Studierende zur wissenschaftlichen Arbeit motivieren und das wissenschaftliche Potential Österreichs vergrößern. Für junge Wissenschaftlerinnen aus den Bereichen Technik, Naturwissenschaften und Medizin sowie Biowissenschaften und Mathematik gibt es ein eigenes Programm: DOC-fFORTE. Es soll helfen, die Zweitabschlüsse von Frauen in diesen Disziplinen zu steigern und in der Folge die Präsenz von Frauen in leitenden und verantwortlichen Positionen in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen, in der außeruniversitären Forschung und im Unternehmenssektor erhöhen.

Die StipendiatInnen der Medizinischen Universität Innsbruck

Gleich sechs junge, engagierte WissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck haben diesmal die Gelegenheit genutzt und erwarben für ihre ausgezeichneten Forschungsleistungen eines der kompetitiven Forschungsstipendien.

Melanie Amort, Sektion für Genomik und RNomik, Biozentrum: Revealing the Elusive Molecular Biology of the Vault RNA and the Vault RNP (DOC-fFORTE)

In zahlreichen fundamentalen biologischen Prozessen spielen RNAs, welche nicht proteinkodierend sind (ncRNAs), eine wichtige Rolle. Im Labor konnten Melanie Amort und Ihre KollegInnen in Vorarbeiten zeigen, dass die sogenannte Vault-assoziierte RNA infolge einer Epstein Barr Virus Infektion von B-Lymphozyten signifikant hochreguliert wird. Die Vault RNA ist Teil des Vault Partikels, dem größten bisher bekannten Ribonukleoprotein Komplex. Die genaue Funktion ist trotz seiner gigantischen Größe noch relativ unbekannt. Nun soll im Rahmen des Doc-fForte Stipendiums geklärt werden, wie die Virusinfektion mit dem Vault Komplex beziehungsweise mit der Vault RNA zusammenhängt.

Theresa Hautz, Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie: Investigation of Targeted Local Therapy to Overcome Skin Rejection in Reconstructive Transplantation (DOC-fFORTE)

Weltweit wurden bis heute 67 Hand- und 13 Gesichtstransplantationen mit großem Erfolg durchgeführt - sieben Hände wurden davon an der Universitätsklinik Innsbruck transplantiert. Um die Nebenwirkungen der immunsuppressiven Therapie zu reduzieren, befasst sich Dr.in Theresa Hautz in ihrer Forschung im Zuge ihres PhD-Studiums (Betreuer: Ao. univ. Prof. Dr. Stefan Schneeberger) mit der Entwicklung von neuen, lokalen Behandlungsstrategien zur Verhinderung der Hautabstoßung. Die Haut ist ein äußerst immunogenes Gewebe in einem composite tissue allogaft und somit besonders häufig von Abstoßung betroffen. In Zusammenarbeit mit der Universität Genf (Dr. Yogeshvar Kalia, Skin Bioengineering Group) wird der Effekt von epikutan applizierten Adhäsionsmolekülblockern und Immunsuppressiva in einem Extremitätentransplantationsmodell an der Ratte untersucht. Die Penetration dieser Substanzen wird durch Laserporation der Epidermis verbessert. Dieses Therapiekonzept soll die systemische Immunsuppression und damit Nebenwirkungen reduzieren, was eine breite Anwendung der rekonstruktiven Transplantation ermöglichen würde.

Monika Höll, Programm Molekulare Onkologie, Tiroler Krebsforschungsinstitut: The Role of Nox4 in Prostate Carcinogenesis: Molecular Mechanisms and Potential Applications (DOC-fFORTE)

ROS (reactive oxygen species) werden unter anderem von NADPH-Oxidasen (NOX), einer Familie von membrangebundenen Enzymen, produziert. Abhängig von ihrer Konzentration beeinflussen sie Zellwachstum und Differenzierung, oder triggern zelluläre Apoptose und Seneszenz. NOX sind in eine Reihe von chronischen Erkrankungen wie Atherosklerose, Alzheimer oder Krebs involviert und sind daher ein attraktiver Ansatz für Behandlungsansätze. Ziel des PhD-Projektes ist die gezielte Reduktion der jeweiligen NOX Isoformen und eine anschließende Charakterisierung der Auswirkungen hinsichtlich des Wachstums und Überlebens der Zellen. Sollte es - wie erwartet - gelingen, durch das Ausschalten der NOX die Zellen in Zellzyklusarrest oder Apoptose zu treiben, wird als weiterführendes Ziel die Etablierung eines Therapieansatzes basierend auf pflanzlichen NOX Inhibitoren anvisiert.

Markus A. Keller, Sektion für Biologische Chemie, Biozentrum: Enzymology of Long Chain Aliphatic Aldehyd Metabolism in Mammalia (DOC)

Der Nachwuchswissenschaftler Markus Keller ist als Dissertant an der Sektion für Biologische Chemie, Biozentrum tätig, wo er den Metabolismus langkettiger Aldehyde untersucht. Eine prominente Quelle dieser Fettaldehyde in Zellen ist die enzymatische Spaltung von Etherlipiden durch das Enzym Alkylglycerol Monooxygenase. Ziel des prämierten Forschungsprojekts ist eine umfassende Charakterisierung des Enzyms und seiner Regulation. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit bildet der Abbau der toxischen Fettaldehyden zu Fettsäuren. Diese Reaktion wird von der Fettaldehyd-Dehydrogenase katalysiert, die somit eine Schutzfunktion für Zellen ausübt. Die rezessive Erbkrankheit Sjögren Larsson Syndrom tritt auf, wenn die Funktion der Fettaldehyd-Dehydrogenase durch Mutationen gestört ist. Markus Keller plant mit Hilfe von High-throughput Screening Methoden niedermolekulare Verbindungen zu identifizieren, welche die Struktur dieses Enzyms stabilisieren (sogenannte pharmakologische Chaperone), und so als mögliche Therapie für Patienten dienen könnten.

Katharina Winkler, Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin: Maturation of Oocytes Isolated from Cryopreserved Ovarian Tissue after Culture in a Perifusion System (DOC-fFORTE)

Eine meist wenig beachtete Nebenwirkung vieler Chemotherapien, aber auch von Bestrahlungen im Bereich des kleinen Beckens, ist die Schädigung der Ovarien (Eierstöcke). Die damit einhergehende Ovarialinsuffizienz bedeutet für viele Frauen und Mädchen ein verfrühtes Einsetzten der Menopause und somit den Verlust ihrer Fertilität. Ein vielversprechender, wenn auch noch experimenteller Ansatz, die Fruchtbarkeit dieser Krebspatientinnen zu erhalten ist die Kryokonservierung von Ovarialgewebe (Aufbewahren von Zellen durch Einfrieren). Ziel des PhD-Projektes ist es, den Effekt der Kryokonservierung auf das Gewebe mit speziellem Augenmerk auf die Eizellen zu untersuchen, sowie ein In-vitro-Kulturverfahren zu entwickeln, das es ermöglicht, Ovarialgewebe zu stimulieren und Eizellen zu maturieren. Entgegen konventioneller In-vitro-Kulturverfahren soll ein neuartiges, dynamisches System erprobt werden, das an der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin bereits erfolgreich im Mausmodell etabliert wurde.

Claudia Wöss, Sektion für Entwicklungsimmunologie, Biozentrum: Investigating the Role of BH3-only Proteins in BAFF-mediated B cell Survival (DOC-fFORTE)

Die Doktorandin Claudia Wöss untersucht in ihrem Projekt die Rolle von “BH3-only” - proapoptotischen, den programmierten Zelltod fördernden - Proteinen in der Entwicklung von B-Zellen. Bevor B Lymphozyten reif und immunkompetent werden, müssen diese eine Reihe von Selektionsprozessen überstehen. Das zur Tumor Nekrose Faktor (TNF) Familie gehörige Zytokin BAFF (B cell-activating factor) spielt bei der Entwicklung von B Zellen eine entscheidende Rolle, indem es das Überleben von Vorläuferzellen gegen Ende der Reifung sichert. Das Fehlen von BAFF führt zum Verlust von unreifen B-Lymphozyten (Transitionale B Zellen vom Typ 2) und somit zu einem Mangel an reifen B Zellen sekundärer lymphatischer Organe. Diese B Zellen differenzieren normalerweise im Zuge einer Immunantwort in Antikörper bildende B Zellen aus. Der Verlust von BAFF bewirkt ein Immunglobulindefizit, die Überexpression fördert jedoch die Ausbildung von Autoimmunkrankheiten, möglicherweise auch die Entstehung bestimmter Tumorerkrankungen. Mit Hilfe von genetischen Modellen erforscht Claudia Wöss nun, welche BH3-only Proteine für den Verlust von B Zellen in Abwesenheit von BAFF verantwortlich sind, mit dem Ziel, die Wirksamkeit BAFF-neutralisierender Therapien bzw. die auf Nachahmung von „BH3- only“ Protein basierenden Therapien zu testen.