search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Vierter erfolgreicher Durchlauf der Teaching Week in Thailand

Im Rahmen der ASEA-Uninet, dem partnerschaftliche Netzwerk asiatischer und europäischer Universitäten, besuchte tit.ao.Univ.-Prof. Siegfried Schwarz von der Sektion für Experimentelle Pathophysiologie und Immunologie am Innsbrucker Biozentrum heuer im August zum vierten Mal als Gastprofessor die Suranaree University of Technology (SUT) in Thailand. Diesmal war auch eine vierköpfige Delegation der Chulalongkorn University (CLU) von Bangkok, der größten Universität des Landes, dabei.

Der Austausch von Studierenden, Professorinnen und Professoren, von Wissen und Kompetenzen und die Förderung von Wissenschaft und Lehre bilden die Hauptziele der vor mehr als zwanzig Jahren unter Mitwirkung der Universität Innsbruck eingegangenen Partnerschaft ASEA-Uninet.

Intensive Partnerschaft

Dank der koordinativen Aktivitäten des Sozialmediziners Univ.-Prof. Dr. Walter Kofler besteht zwischen Thailand und Österreich innerhalb des ASEA-Netzwerkes ein besonders reger Austausch, der unter anderem auch zu einer Mitentwicklung am Medizinischen Curriculum der heuer erst 20 Jahre jungen SUT geführt hatte. „Im Rahmen eines 2007 abgehaltenen Symposiums wurde ein konkreter Kooperationsvertrag zwischen der SUT-Medical School und der Medizinischen Universität Innsbruck unterzeichnet, der bereits im April 2008 mit Leben erfüllt wurde“, erzählt Prof. Schwarz. Das Besondere des Medizinstudiums der SUT in Nakhon Ratchasima (drei Autostunden östlich von Bangkok gelegen) ist die Ausrichtung auf rural medicine. Gemeinsam mit Dr. Suksaweang erarbeitete Prof. Schwarz für die dortigen Studierenden im dritten Jahr ein über fünf Tage gehendes ganztägiges Lehr- und Lernprogramm, genannt Integrative Endocrinology Teaching Week, welche im August nun zum dritten Mal realisiert wurde.

Problemorientiertes und praxisbezogenes Lernen

Ein von Prof. Schwarz verfasster problem-oriented learning-Fall (POL) spannte sich wie ein roter Faden durch die ganze Woche, anhand dessen in mehreren Sitzungen alle Aspekte diskutiert werden konnten. Vor dem Hintergrund dieses didaktisch äußerst komplexen authentischen Falls eines Kindes mit Adrenogenitalem Syndrom (congenital adrenal hyperplasia), erlernten die Studierenden, ihre theoretischen Kenntnisse - am Tag zuvor in Vorlesungen von Prof. Nuannoi Chudapongse, Ph.D., SUT und Prof. Rungrudee Sriwasat, Ph.D., SUT, gewonnen - in der Praxis umzusetzen.

„Danach erlernten die Studierenden eine der grundlegendsten medical skills, die Venipunktion“, erklärt Prof. Schwarz den weiteren praktischen Ablauf dieser Woche. Dazu gab es eine Einführungsvorlesung und ein mehrstündiges Praktikum, in dem die thailändischen Studierenden unter hands-on-Mithilfe durch Prof. Schwarz und Prof. Suksaweang sich gegenseitig Blut abnahmen. Die Studierenden waren auch deshalb um dieses Praktikum sehr froh, da die meisten von ihnen sich noch auf Anti-Hepatitis C-Antikörper testen lassen mussten, bevor sie im Oktober den Klinischen Abschnitt ihres Studiums in einem der affilierten teaching hospitals antreten werden müssen. Wie von den Kollegen der Chulalongkorn University bestätigt wurde, ist dort ein solches Praktikum seit vielen Jahren eine selbstverständliche Pflichtveranstaltung. An der SUT wurde es vor drei Jahren von Prof. Schwarz eingeführt und heuer fand es zum ersten Mal unter „günstigeren“ Umständen statt: in den Räumen des völlig neu errichteten, vollklimatisiert und optimal ausgestatteten Clinical Skills Laboratoriums auf 250 Quadratmetern für einen Jahrgang von nicht mehr als 50 Studierenden. „Es war für mich genau der richtige Moment, dieses Labor dort zu sehen“, erzählt Prof. Schwarz, denn mit der Einrichtung eines entsprechenden „Trainingsraums für Fertigkeiten“ (Clinical Skills Lab) wird man in Kürze auch an der Medizinischen Universität Innsbruck den modernen Anforderungen der MedizinerInnenausbildung gerecht werden.

Weitere Schwerpunkte dieser Woche waren das wet lab-Praktikum im Labor, in dem die Studierenden in Kleingruppen in das Testverfahren ELISA für Progesteron eingeführt wurden, sowie das Praktikum Molecules of Life & Mutations. Für dieses bereits bewährte Praktikum interessierten sich auch Prof. Phisit Prapunwattana, Direktor des Departments of Biochemistry der Chulalongkorn University von Bangkok, der größten Universität des Landes, der der Medizinischen Universität Innsbruck bereits im April dieses Jahres einen Besuch abstattete, um mögliche Kooperationen zu sondieren. Die in dieser Intensivwoche unterrichteten 50 Studierenden des dritten Jahres müssen sich im März 2011 gemeinsam mit Studierenden aller anderen Medizinischen Universitäten von Thailand der National Board Examination in Bangkok stellen.

Ethische Aspekte im Studienplan

„Das Besondere des neuen Medizincurriculums der SUT“, betont Prof. Schwarz, „ist die Hereinnahme sozialer und ethischer Aspekte sowie persönlicher charakterlicher Einstellungen, etwa, dass sich die Studierenden ihrer Verantwortung für die Gemeinschaft bewusst sind. Rural medicine, so Prof. Suksaweang, bedeute auch, dass sich die Absolventen dieses Studiums verpflichten müssen, für eine bestimmte Anzahl von Jahren in ihrem angestammten ländlich-kleinstädtischen Herkunftskreis zu bleiben und ärztlich zu wirken, um einerseits die krasse medizinische Unterversorgung im ländlichen Bereich von Thailand zu mildern und andererseits den Absolventen zur Erlangung einer ethischen Berufshaltung zu verhelfen. Für 2011 wurde bereits wieder eine solche Intensivwoche beschlossen. Die Lehrtätigkeit in Thailand, weiß Schwarz, sei neben der akademischen vor allem auch eine menschlich sehr bereichernde Erfahrung.