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Mit Dendritischen Zellen gegen Tumoren und Viren

Die Immuntherapie gegen Krebs ist eine vielversprechende Behandlungsform, bei der Verfahren zur Anwendung kommen, die das Immunsystem beeinflussen. An der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie wird die Entwicklung der Immuntherapie mit Dendritischen Zellen, welche die spezifische zelluläre Immunabwehr verstärken, seit langem vorangetrieben. Nun weisen neue Erkenntnisse aus kliniknahen Forschungsarbeiten einen erfolgversprechenden Weg zur Weiterentwicklung der Immuntherapie.

Die Rolle der zentralen, an allen Immunreaktionen des Organismus entscheidend beteiligten Dendritischen Zellen wird an der Innsbrucker Hautklinik (Direktor Univ.-Prof. Matthias Schmuth)bereits seit mehr als drei Jahrzehnten erforscht. So stammen wichtige Erkenntnisse über die immunogene Funktion dieser Zellen aus der Innsbrucker Gruppe, die in enger Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Kompetenzzentrum Medizin Tirol und dem daraus hervorgegangenen Forschungskonsortium Oncotyrol - Center for Personalized Cancer Medicine, gewonnen wurden. Das trifft insbesondere auf die epitheliale Spielart der Dendritischen Zelle, die sogenannte Langerhanszelle, zu. Die Relevanz dieser Forschungsarbeiten spiegelt sich im „Highly Cited“-Status zweier Innsbrucker Dermatologen, Prof. Gerold Schuler - seit 1995 Dermatologie Ordinarius in Erlangen - und a.o.Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Romani von der Univ.-Klinik für Dermatologie wider. Die Nutzbarmachung der herausragenden immunogenen Eigenschaften der Dendritischen Zellen wurde erstmals in Österreich von a.o.Univ.-Prof. Dr. Martin Thurnher von der Innsbrucker Universitätsklinik für Urologie, am Nierenzellkarzinom umgesetzt. Die Bemühungen zur Weiterentwicklung der Immuntherapie mit Dendritischen Zellen werden nun im Rahmen der Cell Therapy Unit im Oncotyrol von den beiden Gruppen gemeinsam getragen.

Dienliche Grundlagenforschung

Nun gibt es neue Ergebnisse aus zwei aktuellen, grundlagenorientierten Forschungsarbeiten, die in renommierten Wisssenschaftsjournalen veröffentlicht werden konnten. Dr. Christoph Tripp aus dem Team von Prof. Romani wollte herausfinden, ob und wie man die immunstimulatorische Fähigkeit von therapeutisch in die Haut gespritzten Dendritischen Zellen steigern kann. Er entwickelte dazu ein "klinik-nahes" Mausmodell. Dort gelang ihm mit der Vorbehandlung der Injektionsstelle für die therapeutisch injiziierten Dendritischen Zellen ("Konditionierung") mit immunstimulatorischen Oligonukleotiden ("CpG's" - eine Molekülform, die als Grundbaustein von DNA fungiert) eine klare Verbesserung der Immunisierung: Die Wanderung der Dendritischen Zellen in die Lymphknoten und deren Fähigkeit, ruhende, antigen-spezifische T-Lymphozyten (weiße Blutzellen, die der Immunabwehr dienen) zu stimulieren nahm deutlich zu. Dieser Ansatz könnte künftig durchaus Eingang in die klinische Praxis finden.

In einer weiteren Forschungsarbeit beantwortete Dr. Vincent Flacher die Frage, ob man Antigene direkt an die immunologisch relevanten Dendritischen Zellen in der Haut "adressieren" kann (Schlagwort "antigen targeting"). Das war in der Tat mit Hilfe von Antikörpern gegen Antigenaufnahmerezeptoren gut und effizient möglich. Minimale Mengen eines Antigens, das als Modell für einen Impfstoff dienen kann, werden von den Dendritischen Zellen der Haut aufgenommen. Die gezielte Adressierung der Langerhanszellen verstärkte auch massiv die resultierenden Immunantworten. Flacher konnte in ersten Experimenten dieses Phänomen auch für menschliche Haut bestätigen.

Diese Forschungen werden sowohl im Rahmen von Oncotyrol, als auch mit Unterstützung durch den FWF (Projekt von Privatdozentin Dr. Patrizia Stoitzner) und den Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank, weitergeführt. „Ziel dieser Arbeiten ist es letztendlich“, so Prof. Romani, „diese Erkenntnisse einer Anwendung am Patienten näherzubringen - ein langwieriges, aber erfolgversprechendes Vorhaben“.