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Neopterin: ein kardiovaskulärer Risikofaktor

Die niedermolekulare Substanz Neopterin ist ein zuverlässiger Indikator zur Abschätzung der Überlebenswahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Patienten. Dies hat die Arbeitsgruppe um Prof. Dietmar Fuchs von der Sektion für Biologische Chemie am Biozentrum gemeinsam mit deutschen Forschern nun nachgewiesen. Die Daten wurden vor kurzem in der Fachzeitschrift Clinical Chemistry veröffentlicht.

Anfang der 1980-Jahre eröffnete eine Entdeckung an der damaligen Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck den Weg für die laboratoriumsdiagnostische Anwendung der Neopterinbestimmung zur Erfassung der Immunaktivität. Seither wurden in wissenschaftlichen Untersuchungen im In- und Ausland verschiedene diagnostische Anwendungsmöglichkeiten des Neopterin aufgezeigt, wie zum Beispiel die Unterstützung der Differentialdiagnose bei Infektionskrankheiten und der Einsatz im Screening von Spenderblut zur Früherkennung eines Infektionsrisikos in ganz Österreich. Daneben ergab sich für die Neopterinbestimmung eine ausgezeichnete prognostische Wertigkeit zur Vorhersage das späteren Krankheitsverlaufs, die etwa bei mit HIV infizierten Patienten nicht schlechter ist als die wesentlich aufwändigere und teurere direkte Quantifizierung der HIV-Belastung mittels PCR. Auch bei verschiedensten bösartigen Tumorerkrankungen ist der Neopterinspiegel für das Überleben von prognostischer Bedeutung.

Ergebnis einer groß angelegten Studie

Nun hat die Arbeitsgruppe um Prof. Dietmar Fuchs von der Sektion für Biologische Chemie am Biozentrum Innsbruck gemeinsam mit Forschern der Universität Mannheim die Bedeutung von Neopterin für die Abschätzung der Überlebenswahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Patienten untersucht. Dabei wurden die Daten von 1.801 Teilnehmer der LURIC-Studie (Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health study) mit und ohne koronarer Herzerkrankung über einen mittleren Beobachtungszeitraum von acht Jahren analysiert und mit etablierten Risikofaktoren verglichen. „Dabei zeigte sich, dass der Neopterinspiegel bei den Studienteilnehmern als ein unabhängiger Prädiktor für die kardiovaskuläre und die Gesamtmortalität ist“, sagt Prof. Fuchs, „und zwar bei allen in die Studie aufgenommenen Teilnehmern, mit und ohne stabile koronare Herzerkrankung.“ Am engsten korrelierten die Neopterinspiegel mit der Nierenfunktion und dem N-terminalen pro-B-Typ natriuretischen Peptid (NT-proBNP), aber auch nach Anpassung der Neopterinspiegel in Bezug auf Alter, Geschlecht, Body Mass Index (BMI), Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck, Raucher/Nichtraucherstatus, LDL und HDL Cholesterol, Triglyzeride, glomeruläre Filtrationsrate, NT-proBNP, C-reaktives Protein und klinischem Status bei der Untersuchung blieb Neopterin ein signifikanter Prädiktor. Nur NT-proBNP konnte die alleinige Wertigkeit des Neopterin geringfügig abschwächen.

International bestätigt

Diese richtungweisenden Studienergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Clinical Chemistry veröffentlicht und stehen in guten Einklang mit mehreren Untersuchungen über Neopterin als kardiovaskulärem Risikofaktor aus Japan, Norwegen und Großbritannien. Gemeinsam mit Partnern der Imperial College School of Medicine hat Prof. Fuchs diese neuen Daten auch in einem Übersichtsbeitrag in Current Medicinal Chemistry zusammengefasst und diskutiert.

Ende Februar findet am Arlberg wieder der alljährliche internationale Winterworkshop zur Pteridin-Forschung statt. Rund 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren dort klinische, chemische und biochemische Aspekte von Pteridinen wie Neopterin.