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Genorte für die zentrale Fettleibigkeit gefunden

Die Statistikerin Dr. Claudia Lamina von der Sektion für Genetische Epidemiologie hat gemeinsam mit Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums München und der Oxford University drei neue Genorte für die zentrale Fettleibigkeit gefunden. Einer der Geneffekte tritt nur bei Frauen auf. Damit ist erstmals ein genetischer Hinweis auf die typischen Unterschiede in der Bauchform von Männern und Frauen gefunden.

Adipositas, also erhebliches Übergewicht, ist einer der Hauptrisikofaktoren für Herzerkrankungen und Diabetes. Die Identifizierung neuer Gene kann helfen, die molekularen Mechanismen zur Entstehung von Adipositas und seiner Folgeerkrankungen aufzuklären. Adipositas wird in der Regel über den Body-Mass-Index (BMI) definiert, der das Gewicht relativ zur Körpergröße im Quadrat beschreibt. Ein entscheidender Risikofaktor für chronische Erkrankungen ist insbesondere die erhöhte Fettsammlung am Bauch. Bei hohem Taillenumfang oder einem Taillen-Hüft-Verhältnis von über 1 spricht man umgangssprachlich von einem „Apfeltyp“ der Bauchform oder Bauchspeck. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen typisch männlichen und typisch weiblichen Bauchformen. Die genauen Gründe dafür sind bislang nicht vollständig entschlüsselt.

Ein Genort nur bei Frauen exprimiert

Im Rahmen des internationalen GIANT-Konsortiums haben nun Dr. Claudia Lamina und ihre Kollegen aus München, Regensburg und Oxford drei Genorte für die zentrale Adipositas gefunden. Dafür werteten die Wissenschaftler die genomweiten Daten von 40.000 Personen aus, unter anderem aus der KORA-Bevölkerungsstudie des Helmholtz Zentrums München, und brachten sie in Zusammenhang mit Taillenumfang und Verhältnis zwischen Taille und Hüftumfang bei den Studienteilnehmern. Einer der drei Genorte, das TFAP2B Gen, ist hauptsächlich in den Fettzellen exprimiert und deshalb ein sehr plausibler Kandidat für Adipositas. Der biologische Mechanismus für die anderen beiden genetischen Varianten, eine in der Nähe des LYPLAL1 Gens und die andere im MSRA-Gen, ist unbekannt. „Einer der Geneffekte, die wir gefunden haben, tritt nur bei Frauen auf“, erläutert Studienleiterin Prof. Iris Heid vom Helmholtz Zentrum München und der Universität Regensburg. „Damit haben wir erstmals einen genetischen Hinweis auf den verbreiteten Unterschied im Verhältnis zwischen Taille und Hüftumfang zwischen Männern und Frauen gefunden.“

Rolle der zentralen Adipositas besser verstehen

Unterschiede zwischen Mann und Frau finden sich auch in der Verbreitung von Krankheitsbildern, die als Folge von Adipositas entstehen können. Zum Beispiel treten Herzerkrankungen bei Frauen weniger häufig auf als bei Männern. Die genauen Gründe für diese Unterschiede sind jedoch noch nicht vollständig entschlüsselt. Ohne Zweifel spielen genetische Effekte für die Entstehung von Adipositas im Vergleich zu Ernährung und Bewegung eine nachgeordnete Rolle. „Aber gerade für die Aufklärung möglicher geschlechtsspezifischer Ursachen bei der Entstehung von Adipositas und chronischen Folgekrankheiten wie Diabetes oder Herzerkrankungen bieten uns die gefundenen Genorte einen neuen und vielversprechenden Ansatz“, sagen die Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift PLoS Genetics veröffentlicht haben.

Seit Anfang des Jahres in Innsbruck

Dr. Claudia Lamina arbeitet seit Anfang des Jahres an der von Prof. Florian Kronenberg geleiteten Sektion für Genetische Epidemiologie am Department für Medizinische Genetik, Molekulare und Klinische Pharmakologie der Medizinische Universität Innsbruck, zunächst als Wissenschaftliche Mitarbeiterin, seit Mitte Juni als Universitätsassistentin. Zuvor war sie über vier Jahre am Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrum München - Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt in Neuherberg bei München tätig. Claudia Lamina hat an der LMU München und der Kansas State University Statistik studiert.