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Suche nach Marker und Therapie

Das neu gegründete Integrierte Forschungs- und Therapiezentrum (IFTZ) der Medizinischen Universität Innsbruck will die Kluft zwischen theoretischer und klinischer Medizin überbrücken. Doz. Sylvia Bösch, Leiterin der Ataxie-Ambulanz an der Univ.-Klinik für Neurologie, untersucht in einem der ersten IFTZ-Projekte Ursachen und mögliche Therapien der Spinozerebellären Ataxie vom Typ 2 (SCA2).

Ataxien sind neurologische Erkrankungen, die Gleichgewichts- und Bewegungsstörungen zur Folge haben. Die Spinozerebelläre Ataxie vom Typ 2 (SCA2) wird autosomal dominant vererbt, jeder Anlageträger wird auch an SCA2 erkranken. Nachkommen von Betroffenen tragen ein 50-prozentiges Risiko die Krankheit zu ererben und später daran zu erkranken. Betroffen von der Erkrankung ist das Kleinhirn der Patientinnen und Patienten, die neben Gleichgewichtsstörungen oft an Doppelbildern, Muskelschwäche und peripheren Lähmungen leiden. Die Behinderungen werden meist so stark, dass die Erkrankung schließlich zum Tod führt. Bis heute gibt es keine wirksame Therapie für diese weltweit verbreitete Erkrankung. In Österreich lebt eine große Familie mit dieser genetischen Krankheit. Rund 30 Personen haben die Krankheit bisher entwickelt, weitere 40 sind Risikoträger. Seit über 15 Jahren betreut Doz. Sylvia Bösch diese Patientinnen und Patienten und hat dabei große klinische Erfahrung gesammelt. Mit dem nun vom IFTZ finanzierten Forschungsprojekt möchte sie den Weg zu einer erfolgreichen Therapie ebnen.

Auf dem Weg zu einer Therapie

„Als ersten Schritt werden wir versuchen, einen biologischen Marker für die SCA2 zu identifizieren“, erklärt Sylvia Bösch. Dieser so genannte Biomarker soll als verlässlicher Indikator für den möglichen Einfluss neuer therapeutischer Ansätze dienen. „Dies ist wichtig, weil es bei diesen Erkrankungen bisher enorm schwierig ist, die Wirkung einer Behandlung rasch nachzuweisen.“ Die Wissenschaftler um Doz. Bösch und Prof. Schneider beabsichtigen einen Assay zu entwickeln, mit dem das für die Erkrankung typische Protein, Ataxin 2, in Lymphozyten quantitativ bestimmt werden kann. Dieses Protein wird von den Trägern der genetischen Mutation kontinuierlich produziert und im Körper angereichert. „In einer zweiten Phase werden wir einen Molekülkomplex untersuchen, der bei der Translation der DNA in Ataxin 2 beteiligt sein könnte“, so Sylvia Bösch. „In Zelllinien von Patienten beabsichtigen wir zu untersuchen, ob und in welchem Ausmaß dieser Molekülkomplex (MID1) an der Unterhaltung des Krankheitsprozesses beteiligt ist. Wenn das – wie wir glauben – so ist, werden wir Substanzen in-vitro testen, die diesen Komplex effektiv hemmen.“ Eine dieser Substanzen könnte Lithium sein, das schon lange in der Humanmedizin eingesetzt wird und offenbar die DNA-Bindung an den MID1 Komplex modifiziert. „Bestätigen sich diese Hypothesen in-vitro, so wollen wir in der letzten Projektphase Lithium an einer kleinen Patientengruppe testen und mit Hilfe unseres Surrogat-Markers und den bereits vorhandenen klinischen Markern den Einfluss von Lithium auf die SCA2 in-vivo prüfen."

IFTZ fördert klinische Forschung

Am Ende des dreijährigen Projektes könnte dann ein verlässlicher Biomarker für die Suche nach möglichen Substanzen für die Therapie und - im besten Fall - auch ein erster Behandlungsansatz für diese bisher unheilbare Krankheit stehen, hofft Sylvia Bösch. „Ein Erfolg dieses Projekts könnte aber auch für eine ganze Gruppe von Erkrankungen von Bedeutung sein, denn unser Ansatz kann auch auf andere neurologische Krankheiten übertragen werden.“ Das vom IFTZ geförderte Projekt führt Doz. Sylvia Bösch gemeinsam mit der Arbeitsgruppe um Prof. Rainer Schneider vom Institut für Biochemie der Universität Innsbruck durch. Neben diesem Projekt hat der externe Beirat für die erste Förderphase des IFTZ zwölf weitere Forschungsvorhaben zur Förderung empfohlen.