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Netzwerk für die Proteomforschung

In dieser Woche tagen in Seefeld knapp 170 Wissenschaftler aus dem Bereich der Proteomforschung im Rahmen des 3. Internationalen Symposiums der Austrian Proteomics Platform. Internationale Spitzenforscher kommen dabei mit Nachwuchswissenschaftlern zusammen, um aktuelle Fragen dieses zukunftsträchtigen Forschungsbereiches zu diskutieren. Eröffnet wurde die Tagung am Dienstag von Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer.

Die „Austrian Proteomics Platform“ ist ein Verbundprojekt im Rahmen des Österreichischen Genomforschungsprogramms GEN-AU, das die wissenschaftliche Expertise in diesem sich sehr rasant entwickelnden Wissenschaftsgebiet bündeln soll. Heuer treffen sich in Seefeld bereits zum dritten Mal internationale Experten mit Nachwuchswissenschaftlern, um die neuesten Forschungsansätze im Bereich der Proteomik zu diskutieren. „Wir wollen hier die weltbesten Wissenschaftler mit unserem wissenschaftlichen Nachwuchs zusammenbringen“, erklärt Prof. Günther Bonn das Ziel der Veranstaltung. Der stellvertretende Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung zeichnet gemeinsam mit Prof. Lukas Huber vom Biozentrum Innsbruck für die Organisation des Meetings verantwortlich. „Die heutige Wissenschaft wird mehr den je von Netzwerken geprägt“, betont Prof. Huber, der die Österreichische Proteomik Plattform koordiniert. „Unsere Plattform ist ein gut funktionierendes Beispiel dafür. Wir sind stolz, dass wir hier auch international Akzente setzen konnten“, so Lukas Huber.

Erfolgreiche Positionierung

Die offizielle Eröffnung übernahm am Dienstag Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer höchst persönlich. Sie unterstrich damit die Bedeutung dieser Initiative im Rahmen des Genomforschungsprogramms, das nach einer sehr positiv verlaufenen internationalen Begutachtung dieses Netzwerkprojekt auch in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 2,25 Millionen Euro unterstützen wird. „Bereits nach den ersten drei Jahren zeigen sich mit über 30 Publikationen und mehreren Patentanmeldungen deutliche Erfolge für die österreichische Proteomforschung, die nun auf der Landkarte der internationalen Forschung deutlich sichtbar gemacht werden konnte“, so Ministerin Gehrer. Insgesamt fließen in das bis 2008 laufende Genomforschungsprogramm GEN-AU 62 Millionen Euro. In der vor kurzem bewilligten zweiten Phase war der Forschungsstandort Innsbruck besonders erfolgreich: Von den acht von Universitäten koordinierten Projekten kommen gleich drei Projekte von der Medizinischen Universität Innsbruck.

Proteinstrukturforschung im Aufschwung

Besonderer Gast der diesjährigen Tagung war Prof. Robert Huber, Chemie-Nobelpreisträger 1988. In seinem Eröffnungsvortrag schilderte er die Fortschritte, die die von ihm mitentwickelte Röntgenkristallographie von Proteinen mit sich gebracht hat. „Die Gen-Sequenzierung hat die medizinische Forschung revolutioniert. Ein Verständnis des Lebens auf molekularer Ebene erlangen wir aber erst, wenn die Übersetzung der Erbinformation in Proteine richtig verstanden wird“, so der Wissenschaftler. „Diese Interaktion ist freilich äußerst komplex, wie schon das einfache Beispiel von Raupe und Schmetterling zeigt: Beide haben dasselbe Genom und sind doch völlig unterschiedliche Lebewesen“. Besonders schwierig wird die Aufgabe für die Forscher deshalb, weil die Proteinstruktur nicht immer gleich bleibt, sondern durch jede chemische Reaktion verändert wird. Dennoch ist das Feld der Anwendungen für die Medizin sehr groß, allein die Entwicklung von Medikamente auf Basis der räumlichen Struktur von Proteinen („rational drug design“) hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung genommen.

Nachwuchs fördern

Neben dem Nobelpreisträger Robert Huber ist mit Prof. Kai Simons ein weiteres Aushängeschild der internationalen Wissenschaftsgemeinde in Seefeld anwesend. Der gebürtige Finne leitete lange eine Arbeitsgruppe am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg und ist seit 1998 Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. Dem anerkannten Zellmembranforscher ist der wissenschaftliche Nachwuchs ein besonderes Anliegen. „Für unseren Nachwuchs brauchen wir eine klare Karrierelaufbahn, wie es sie zum Beispiel in den USA gibt. Es genügt nicht, Wissenschaftler auszubilden, wir müssen sie auch selbständig arbeiten lassen“, so Prof. Simons. Die Österreichische Proteomik Plattform geht auch hier mit gutem Beispiel voran. An der Tagung in Seefeld bringt sie internationale Spitzenforscher mit Nachwuchswissenschaftler zusammen. Darüber hinaus werden im Rahmen von GEN-AU auch Mobilitätsstipendien für Nachwuchswissenschaftler vergeben.