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Endokrine Chirurgie

Endokrinologiezentrum Innsbruck

Ärzteteam:
Dr. M. Eberwein
Dr.in Katharina Esswein

Spezialsprechstunde:
Dienstag 09:30 bis 14:00
Tel. +43 (0)50 504 22511

 

In der Spezialsprechstunde behandeln wir Erkrankungen der hormonbildenden Drüsen (Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Nebenniere, Bauchspeicheldrüse, die NET/GEP Tumore und genetisch bedingte, hormonelle Tumorsyndrome).

Gutartige Schilddrüsenerkrankungen (benigne Struma)
Die Schilddrüse (de.wikipedia.org/wiki/Schilddrüse) ist ein schmetterlingsförmiges Organ, bzw. eine hormonproduzierende Drüse. Sie liegt hufeisenförmig vor der Luftröhre und ist mit dieser durch ein Band (Gruberband, Berry-Ligament) verbunden. Die Schilddrüse produziert die Schilddrüsenhormone (T3, T4), welche stimulierend auf alle Organfunktionen wirken! Deshalb sind bei einem Überschuß an Schilddrüsenhormonen alle Organfunktionen stimuliert, während sie bei einer Unterfunktion verlangsamt sind. Krankhafte Vergrößerungen der Schilddrüse nennt man Kropf (Struma). Die häufigste zu operierende Schilddrüsenerkrankung ist die Knotenstruma mit Verdacht auf Vorliegen eines Schilddrüsenkarzinoms. Eine der bekannten Ursachen der Knotenstruma ist ein Jodmangel in der Nahrung, welcher seit Jahrzehnten erfolgreich durch Jodzusatz im Speisesalz bekämpft wird. Viele Patienten haben aber in der Kindheit noch einen relativen Jodmangel erlitten bzw. sind unter Jodmangel aufgewachsen. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass die Knotenstruma vielfach eine familiäre (genetische) Grundlage hat. Durch Beseitigung des Jodmangels ist das Größenwachstum der Knoten nicht mehr so ausgeprägt.

Knotenstruma (Struma multinodosa)
Hier bestehen in der Schilddrüse mehrere Knoten unterschiedlicher Größe. Sie können bis zu 10 cm im Durchmesser und größer werden. Bei vielen Knoten in der Schilddrüse ist es schwierig, jeden Knoten hinsichtlich seiner Bösartigkeit zu untersuchen. Zudem kann eine Knotenstruma kosmetisch beeinträchtigen und auch die Luft- und Speiseröhre einengen.

Minimal invasive Schilddrüsenoperationen bei entsprechender Indikation.
Die Indikation für eine minimal invasive Schilddrüsenoperation ist in der Regel bei Knoten, welche kleiner als 3 cm sind, bei Ausschluss einer Thyroiditis, keinem Hinweis auf Malignität und keiner Schilddrüsenvoroperation gegeben. Diese Operation wird an unserer Klinik mit großem Erfolg durchgeführt. Der Eingriff ist mit geringster Gewebemobilisation möglich (kleiner seitlicher Hautschnitt von 1,5 cm Länge).

Kalter Knoten, Verdacht auf Schilddrüsenkarzinom
Wenn bei Ihnen ein kalter Knoten beschrieben wurde, so heißt das, dieser Knoten kann kein Schilddrüsenhormon produzieren. In unseren Breiten sind ca. 10% der kalten Knoten bösartig. Zurzeit gibt es keine Methode, mit der vor der Operation eine Bösartigkeit mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Aus diesem Grunde sollten kalte Knoten operiert werden. Kleinere kalte Knoten können sehr leicht minimal invasiv entfernt werden. Bei einem kalten Knoten bzw. wenn aus den Voruntersuchungen sich der Verdacht der Bösartigkeit ergibt, wird meistens der betreffende Schilddrüsenlappen entfernt und eine sog. „Schnellschnittuntersuchung“ durchgeführt. Während Sie noch in Narkose liegen, wird das entfernte Schilddrüsengewebe zum Institut für Pathologie geschickt und dort hinsichtlich einer Bösartigkeit histologisch (feingeweblich) untersucht. In ca. 70% - 80% (d.h. nicht in allen Fällen) kann die richtige Diagnose im Schnellschnitt gestellt werden. Jedes Gewebe, das im Schnellschnittverfahren untersucht wurde, wird ausnahmslos in weiteren Gewebeuntersuchungen genauestens aufgearbeitet. Wenn nun entweder schon im Schnellschnitt während der Operation oder in wenigen Fällen erst nach Vorliegen der immer durchgeführten ausführlichen Gewebeuntersuchung ein bösartiger Tumor der Schilddrüse diagnostiziert wurde, wird eine komplette Entfernung der Schilddrüse und der Halslymphknoten angeschlossen.

Bei Schilddrüsenüberfunktion wird in gewissen Fällen die Operation durchgeführt. Bei einer sogenannten „multifokalen Autonomie“ wird die Überfunktion durch mehrere hormonproduzierende Knoten verursacht. In diesen Fällen zeigt nur die Operation einen entsprechenden Erfolg.
Beim autonomen Adenom besteht nur ein Knoten, welcher zu einer Überfunktion führt. Mit der Radiojodtherapie ist hier eine alternative Methode gegeben. Beim sogenannten Morbus Basedow handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper gegen die Schilddrüse gerichtet sind, und diese zu einer dauernden überschießenden Hormonproduktion stimulieren. Bei der Hälfte der Patienten kommt es zu einem Hervortreten der Augäpfel (Orbitopathie). Bei sehr großen Strumen, Unverträglichkeit der notwendigen Medikamente, bei Frauen unter 40 Jahre und Kindern wird bei dieser Erkrankung nicht die Radiojodtherapie, sondern die Operation der Schilddrüse empfohlen.

Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinome)
Papilläres und follikuläres Schilddrüsenkarzinom. Bei differenzierten Schilddrüsenkarzinomen wird wegen vieler Vorteile für das Outcome eine totale Thyroidektomie mit zentraler und auch lateraler funktioneller Lymphadenektomie durchgeführt. Der wichtigste Vorteil der totalen Thyroidektomie beim Schilddrüsenkarzinom  ist die bessere Effektivität der nachfolgenden Radiojodtherapie. Weitere Vorteile sind die eventuelle Entfernung zusätzlicher Tumorherde, da das papilläre Karzinom in bis zu 50% multizentrisch (mehrere Tumorherde in der Schilddrüse) auftritt; Thyreoglobulin ist nur dann als Tumormarker brauchbar, wenn eine komplette Thyroidektomie vorliegt (auch gutartiges SD-Gewebe sezerniert Thyreoglobulin), etc. Nur beim occulten (nicht intraoperativ durch Schnellschnitt diagnostizierten) Mikrokarzinom (Definition: Tumordurchmesser kleiner 1 cm, keine Überschreitung der Schilddrüsenkapsel, Tumor komplett entfernt) wird keine nachfolgende Komplettierungsthyroidektomie (Entfernung der Schilddrüsenreste) und auch keine Radiojodtherapie gefordert. Wird hingegen das Mikrokarzinom intraoperativ mittels Schnellschnitt diagnostiziert, wird eine totale Thyroidektomie mit zentraler Lymphadenektomie empfohlen (ermöglicht in jedem Fall eine nachfolgende Radiojodtherapie, welche aber nur bei high risk-Mikrokarzinomen in Erwägung gezogen wird).

Medulläres Schilddrüsenkarzinom (MTC) Eine Sonderform des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms ist das medulläre Schilddrüsenkarzinom (ca. 4 - 7% aller Schilddrüsenkarzinome). Das MTC hat mit dem Calcitonin einen excellenten Tumormarker. Das MTC zeigt verständlicherweise keine Radiojodaufnahme, da es aus den parafollikulären C-Zellen ausgeht. Typisch für das MTC ist eine frühe Systemisierung (Ausbreitung über Lymph-und Blutbahn) mit vor allem cervicalen Lymphknotenmetastasen und auch hämatogenen Knochen- und Lebermetastasen. Dies bedeutet, daß eine Heilung beim MTC nur im präklinischen Stadium erreichbar ist. Da mit Calcitonin ein organspezifischer Tumormarker vorliegt, ist das Calcitoninscreening von großer Bedeutung. Das Serumcalcitonin kann zwar falsch positiv erhöht sein wie z.B.: bei Niereninsuffizienz, Rauchern, oder Patienten, welche älter als 60 Jahre sind. Bei Patienten mit basal erhöhtem Calcitonin wird in jedem Fall eine Stimulation der Sekretion von Calcitonin durchgeführt (Pentagastrintest), wobei alle Patienten mit einer Stimulierbarkeit auch eine C-Zell-Pathologie (C-Zell Hyperplasie, MTC) aufweisen. 25 % der MTC treten familiär auf und sind durch eine entsprechende genetische Untersuchung diagnostizierbar (Mutation im RET-Protoonkogen, Chromosom 10). Da bei einer RET Mutation eine 100%ige Penetranz zur Entstehung eines MTC besteht (die Transformation der C-Zellhyperplasie zum MTC verläuft allerdings je nach unterschiedlicher Mutation unterschiedlich schnell), wird eine prophylaktische Thyroidektomie bei vorliegender Mutation empfohlen. Aus diesen Gründen ist es essentiell, bei jedem Patienten mit einem MTC eine genetische Untersuchung zu machen, da er ein sogenannter „Indexpatient“ sein könnte. Die familiären MTC können isoliert auftreten („familiäres MTC-only“) oder mit multiplen endokrinen Neoplasien  Typ IIa (MTC, bilaterale Phäochromozytome, Hyperparathyroidismus) oder Typ IIb (MTC, bilaterale Phäochromozytome, Neurofibrome, marfanoider Habitus) assoziiert sein. Da die Radiojodtherapie keine Wirksamkeit zeigt, und auch perkutane Radiatio sowie Chemotherapie wenig Effizienz zeigen, kommt der Chirurgie (totale Thyroidektomie und systematische prophylaktische Lymphadenektomie) große Bedeutung zu.

Anaplastisches Karzinom Das anaplastische Karzinom wird zunehmend seltener diagnostiziert. Wie das follikuläre Karzinom ist es sehr mit Jodmangel assoziiert. Die Prognose ist denkbar schlecht. Von vielen endokrinen Chirurgen wird das anaplastische Schilddrüsenkarzinom als eine nicht chirurgische Erkrankung betrachtet. Gelegentlich wächst das anaplastische Karzinom nicht infiltrativ, sondern eher verdrängend, womit sich hier dann doch eine Indikation zur Operation ergeben kann. Meistens beschränkt sich die Operation allerdings auf  die Gewinnung einer Gewebsprobe sowie die Anlage eines Tracheostomas.

Lymphom
Das primäre Lymphom der Schilddrüse entsteht immer auf dem Boden einer Hashimoto Thyroiditis. Klinisch präsentiert sich das Lymphom wie das anaplastische Karzinom als sehr schnell wachsende Struma.

Insuläres Karzinom
Dieses Karzinom liegt prognostisch zwischen differenziertem und anaplastischem Karzinom. Es wurde früher als sogenannte “wuchernde Struma Langhans“ bezeichnet.

Metastasen
Bei generalisiert metastasierenden Tumoren finden sich in 9% der Fälle Metastasen in der Schilddrüse. Klinisch relevant sind Metastasen meistens nur beim Nierenzellkarzinom. Eine Hemithyroidektomie ist in der Regel ausreichend.

Hämangioendotheliom: äußerst selten.

Prophylaktische Operationen bei RET Mutationen (medulläres SDCa)
Falls bei Patienten mit medullärem Schilddrüsenkarzinom und nachgewiesener Keimbahnmutation deren Angehörige ebenfalls dieselbe Mutation aufweisen, wird unter bestimmten Voraussetzungen ab einem definierten Alter die prophylaktische Thyroidektomie empfohlen, da die Penetration bei Patienten mit Mutation fast immer 100% erreicht.

Voruntersuchungen  zu Schilddrüsenoperation
- nuklearmedizinische Voruntersuchung (Schilddrüsenambulanz)
- internistische Voruntersuchung (bei Patienten älter als 40 Jahre)
- laryngologische Untersuchung (Stimmbandfunktion) durch HNO Arzt

Neuromonitoring
Seit nunmehr 15 Jahren wird das intraoperative elektrische Neuromonitoring sehr erfolgreich an unserer Klinik angewendet. Das Monitoring wird immer, auch bei minimal invasiven Operationen verwendet. Nur eine anatomische Struktur, welche eindeutig identifiziert wird, kann entsprechend geschont werden. Mit dieser Methode kann man den Stimmbandnerv akustisch orten und dessen anatomische Intaktheit überprüfen. Es ist sehr hilfreich bei Rezidivoperationen und Karzinomen und hat auch in der Ausbildungssituation große Bedeutung.

Nebenschilddrüsenüberfunktion (Hyperparathyreoidismus)
Die Nebenschilddrüsen sind ca. reiskorngroße, hormonproduzierende Drüsen, welche sehr benachbart der Schilddrüse gelegen sind. In der Regel finden sich je zwei solche Nebenschilddrüsen an jeder Seite der Schilddrüse (insgesamt vier Nebenschilddrüsen).

Parathormon
Das Parathormon wird von den Nebenschilddrüsen produziert. Diese sind wie schon der Name sagt im Bereich der Schilddrüse gelegen. Normalerweise hat man vier Nebenschilddrüsen. Das Parathormon bewirkt über mehrere Mechanismen eine Erhöhung des Kalziumspiegels im Blut. Der wichtigste Mechanismus ist die Freisetzung von Kalzium aus dem großen Kalziumdepot des Skeletts. Beim Gesunden wird das Parathormon in den Blutkreislauf abgegeben, wenn der Blutkalziumspiegel vermindert ist, um diesen wiederum zu normalisieren. Falls eine Nebenschilddrüsenüberfunktion besteht, wird ständig inadäquat Parathormon aus einer oder mehreren Nebenschilddrüsen ausgeschüttet.

Primärer Hyperparathyroidismus Der primäre Hyperparathyroidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion) ist neben der Zuckerkrankheit eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen. Bis auf wenige vererbte Formen des primären Hyperparathyroidismus ist die Ursache unbekannt. Die Beschwerden sind mitunter vor allem im Anfangsstadium der Nebenschilddrüsenüberfunktion relativ uncharakteristisch (Knochenschmerzen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit), sodass nicht an eine Nebenschilddrüsenüberfunktion gedacht wird.  Erst bei längerem Bestehen können schwerere Knochenveränderungen (10% der Patienten erleiden bei leichteren Verletzungen schon Knochenbrüche), Nierensteine, aber auch diffuse Verkalkungen der Niere oder auch Funktionseinschränkungen der Niere ohne Verkalkungen, auftreten. Das Entstehen von Magen-und Zwölffingerdarmgeschwüren wird durch den ständig erhöhten Kalziumspiegel im Blut gefördert. Weiters ist der adäquate Kalziumspiegel im Blut für die Funktion der Nerven- und Muskelzellen von Bedeutung. Bei ständig erhöhtem Blutkalziumspiegel kann es deshalb zu einer Beeinträchtigung der Funktion der Nervenzellen und Muskulatur kommen. Viele Patienten klagen über Müdigkeit und Leistungsschwäche bzw. haben psychische Probleme wie Depression etc. (endokrines Psychosyndrom). In den letzten Jahren wurde durch Studien bekannt, dass Patienten mit Nebenschilddrüsenüberfunktion vermehrt kardiovaskuläre Probleme (Herzinfarkt, Hirninfarkt, Durchblutungsstörungen der Extremitäten etc.) bekommen.

Eindrüsenerkrankung Da mit 90 - 95%iger Wahrscheinlichkeit nur eine der 4 Nebenschilddrüsen krankhaft verändert ist, muss man in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nur diese eine veränderte Nebenschilddrüse entfernen.

Mehrdrüsenerkrankung Doppeladenome: von vier Drüsen können in 2 - 4% der Fälle zwei Drüsen pathologisch verändert sein.Vier-Drüsenerkrankung (Hyperplasie): in ca. 6 - 7% der Fälle mit primärem Hyperparathyreoidismus sind alle vier Nebenschilddrüsen pathologisch verändert. Man entfernt in diesen Fällen drei ganze und eine halbe Nebenschilddrüse. Am häufigsten wird eine Nebenschilddrüsenüberfunktion bei einer Bestimmung des Serumkalziums zufällig entdeckt, wenn dieses erhöht ist. Bei erhöhtem Serumkalziumspiegel sollte auf alle Fälle eine Nebenschilddrüsenüberfunktion in Betracht gezogen, und das Parathormon bestimmt werden. Ist das Parathormon und das Serumkalzium erhöht, ist die Diagnose schon relativ sicher. Die weitere komplette Abklärung, welche in allen Fällen auch eine Bestimmung des Kalziums im 24 Stunden-Harn beinhalten sollte, wird in der Regel vom Internisten oder Endokrinologen durchgeführt.

Da Patienten mit Nebenschilddrüsenüberfunktion innerhalb von fünf Jahren Symptome bekommen, und viele der Organschädigungen nicht reversibel sind (Gefäßverkalkung, Nierenverkalkung, Knochenschädigung) und andererseits der Eingriff in ca. 90 % minimal invasiv (1,5 cm Hautschnitt) durchgeführt werden kann, gilt die Empfehlung, jeden Patienten zu operieren. Bei milden Formen der Nebenschilddrüsenüberfunktion ist die Dringlichkeit allerdings nicht groß.

Falls die biochemische Diagnose ausreichend gesichert ist und vom Arzt empfohlen wird, sich operieren zu lassen, wird von uns folgendes Vorgehen vorgeschlagen:

  1. Besprechung der vorliegenden Befunde und der weiteren Untersuchungen sowie eventuell schon Festlegung des Operationstermins. Ihr Arzt wird dazu einen Termin in unserer Sprechstunde für endokrine Chirurgie vereinbaren.
  2. Welche Untersuchungen sind weiters notwendig (wenn man sich zur Operation entschlossen hat)?
    Da die Nebenschilddrüsen in normaler Größe nur ca. so groß wie ein Reiskorn sind, kann man sie mit den üblichen bildgegebenden Verfahren wie Ultraschall oder Computertomographie nicht darstellen (alle Strukturen im Körper, die kleiner als 1 cm sind, sind schwer bildgebend zu erfassen). Eine pathologisch veränderte Drüse ist im Durchschnitt auch nur 1,5 cm groß. Zudem weiß man nicht, welche der vier Drüsen die krankhaft veränderte ist.
    Weiters können die Drüsen nicht in typischer Position, sondern sehr variabel von der Schädelbasis bis zum Herzbeutel liegen (ektope Lage). Aus diesem Grund wird von uns eine präoperative Lokalisationsdiagnostik mittels einer nuklearmedizinischen Untersuchung (MIBI-SPECT) und Computertomographie durchgeführt.
    Diese Untersuchungen dauern ca. einen halben Tag und können ambulant durchgeführt werden! Für diese Untersuchung sollten sie nüchtern kommen. Es wird eine Kanüle in die Vene eingelegt. Sie werden auf eine entsprechende Vakuummatte gelegt und im Abstand von 1-3 Stunden werden beide Untersuchungen durchgeführt! Sie können dann wieder nach Hause gehen. Von einem speziellen Computer werden dann alle Daten punktgenau übereinandergelagert! Diese Untersuchung wurde in Innsbruck entwickelt und ermöglicht derzeit die beste Voraussage, wo die veränderte Nebenschilddrüse gelegen ist. Diese Untersuchung ist auch Voraussetzung für die minimal invasive Operation.
  3. Falls erwünscht, können diese Befunde noch vor der Operation mit Ihnen besprochen werden.
  4. Falls nun der Operationstermin feststeht, sollte Sie ihr Hausarzt noch zu einem HNO Arzt überweisen, welcher die Stimmbandfunktion überprüft! Den schriftlichen Befund bitte zur stationären Aufnahme mitnehmen!
  5. Der Hausarzt sollte Sie auch zu einem Internisten überweisen welcher die Laborbefunde, Lungenröntgen etc. durchführt! Diesen schriftlichen Befund bitte ebenfalls zur Operation mitnehmen.

Minimal invasive Nebenschilddrüsenoperation: in ca. 90% der Fälle kann die Nebenschilddrüsenoperation minimal invasiv durchgeführt werden (bei Eindrüsenerkrankung). Die minimal invasive Operation (ca. 1,5 cm Hautschnitt) erfordert zwei Voraussetzungen: erstens eine verlässliche Lokalisationsdiagnostik, zweitens den intraoperativen Parathormonassay, s.u.). Viele Patienten haben nach erfolgreicher Nebenschilddrüsenoperation ein sog. „hungry bone syndrome“ mit Rekalzifizierungstetanien bei postoperativer Hypokalziämie. Je stärker die Skelettschädigung präoperativ war, desto stärker ist die postoperative Hypokalziämie ausgeprägt. Wenn die supprimierten verbliebenen Nebenschilddrüsen wieder Parathormon sezernieren, steigt wiederum der Serumkalziumspiegel. Der Nadir der Hypokalziämie ist in der Regel am 3. postoperativen Tag.

Klassische bilaterale Halsexploration: falls in der präoperativen Lokalisationsdiagnostik kein eindeutiges Adenom lokalisiert werden kann (sehr selten) ist die bilaterale Halsexploration (bis vor einigen Jahren Goldstandard) durchzuführen.


Subtotale Parathyroidektomien bei reaktivem Hyperparathyroidismus: bei Patienten mit reaktivem Hyperparathyreoidismus liegt in der Regel eine Erkrankung aller vier Nebenschilddrüsen zugrunde. Die chirurgische Therapie ist bei uns die subtotale Parathyroidektomie (Entfernung von 3 ½ Nebenschilddrüsen) mit Kryokonservierung. Falls die Nebenschilddrüsenfunktion postoperativ nicht ausreicht kann kryokonserviertes Gewebe in den Unterarm in Lokalanästhesie implantiert werden.

Lokalisationsdiagnostik mittels Bildfusion (CT-MIBI-SPECT-image fusion): in Innsbruck wurde zusammen mit der Radiologie I sowie mit der Nuklearmedizin die Bildfusion (Kombination eines speziell angefertigten CT mit einem MIBI-Spect) entwickelt. Diese Methode mit sehr gutem Erfolg bei allen Patienten präoperativ durchgeführt. Beide Untersuchungen werden am sog. „blue bag“, das ist eine Vakuummatratze,  gemacht. Durch Fixation des Körpers mit dieser Vakuummatratze und der Möglichkeit der Übereinanderlagerung beider Untersuchungen kann eine sogenannte „virtuelle Halsexploration“ durchgeführt werden. Man kann präoperativ sehr genau die pathologische Nebenschilddrüse lokalisieren, was eine der Voraussetzungen für das minimal invasive Vorgehen darstellt! (Bild!). Bei Vergleich unserer Daten mit denen der üblichen Lokalisationsdiagnostik (MIBI-Spect, Ultraschall) in der Literatur ist die Bildfusion deutlich überlegen und somit die derzeit beste Methode zur Lokalisation von vergrößerten Nebenschilddrüsen! (Link zu Ann Surg Arbeit?).

Intraoperativer Parathormonassay (Quick-PTH): das Parathormon hat bei normaler Nierenfunktion eine Halbwertszeit von nur 2-3 Minuten. Dies ermöglicht eine intraoperative Messung des Parathormons und eine Entscheidungsfindung, da das Messergebnis nach ca. zehn Minuten vorliegt (Quick-PTH). Vor der Ära der minimal invasiven Operation wurde als Goldstandard die bilaterale Halsexploration durchgeführt. Bevor nicht alle Nebenschilddrüsen intraoperativ gefunden wurden, hat der Operateur keine Nebenschilddrüse entfernt. Es lag in der Beurteilung des Chirurgen ob eine Nebenschilddrüse vergrößert war oder nicht. Nur die vergrößerte Nebenschilddrüse wurde entfernt. Seit der Einführung des intraoperativen PTH-Assays wird die in der präoperativen Lokalisationsdiagnostik pathologisch vermutete Nebenschilddrüse exstirpiert! Fällt der Parathormonwert zehn Minuten nach der Exstirpation um 50% im Vergleich zum Wert vor der Narkoseeinleitung ab, besteht eine Spezifität von 99% dass alles pathologische Nebenschilddrüsengewebe entfernt wurde!  

Wie verläuft der Operationstag? Ab 22 Uhr des Vortages der Operation sollten Sie nichts mehr essen und trinken. Am Operationstag wird ca. eine Stunde vor der Operation die sogenannte Operationsvorbereitung bei Ihnen durchgeführt. Dazu wird Ihnen die vom Anästhesisten verordnete medikamentöse Vorbereitung gespritzt. Ebenso werden Antithrombosestrümpfe angelegt. Bereits am Vortag der Operation wird eine Spritze in das Unterhautfettgewebe zur Vorbeugung gegen Thrombosen verabreicht. Nach der Operation kommen Sie in den Aufwachraum, wo Atemfunktion und Kreislauffunktion noch für einige Stunden überwacht werden. Am Operationstag sind Schmerzen und Übelkeit häufig. Diese Beschwerden können aber sehr gut behandelt werden. Am Abend des Operationstages können Sie bereits Flüssigkeiten zu sich nehmen.

Wie lange muss ich in der Klinik bleiben? Am darauffolgenden Tag können Sie wie gewohnt essen und auch aufstehen. Wurde die Schilddrüse minimal invasiv operiert, können Sie nach Überprüfung der Stimmbandfunktion bereits nach Hause gehen.
Falls Sie an der Nebenschilddrüse minimal operiert wurden, können Sie jedoch noch nicht nach Hause gehen. Nach Entfernung der überaktiven Nebenschilddrüse dauert es mehrere Tage bis die restlichen, bis zur Operation unterdrückten, Nebenschilddrüsen wiederum die Funktion aufnehmen und Parathormon produzieren. Bis dies der Fall ist, kann es zu einer spiegelbildlichen Verminderung des Serumkalziumspiegels kommen, da nun das Kalzium wieder in den Knochen eingebaut wird. Dies kann zu Krämpfen in den Fingern führen (Rekalzifizierungstetanien, bzw. sog.: „hungry bone syndrome“). Da es in dieser Situation notwendig sein kann, Kalzium intravenös zu verabreichen, sollten Sie noch einige Tage in der Klinik bleiben. In der Regel steigt der Kalziumspiegel am 3. postoperativen Tag!

Gibt es Alternativen zur Operation? Eigentliche Alternativen zur Operation gibt es derzeit noch nicht. Die Instillation von Alkohol in die Nebenschilddrüsen hat sich nicht bewährt, da es in einem hohen Prozentsatz der Patienten zu Schädigungen des Stimmbandnervs kam.

Muß ich weitere Nachkontrollen machen? Es sollten auf alle Fälle weitere endokrinologische Kontrollen erfolgen. Die erste Kontrolle der Nebenschilddrüsenfunktion erfolgt noch während des stationären Aufenthalts, die nächstfolgende drei Monate nach der Operation.

Kann der Nebenschilddrüsenüberfunktion auch ein bösartiger Nebenschilddrüsentumor zugrunde liegen? Bei maximal 1% der Patienten liegt der Nebenschilddrüsenüberfunktion ein bösartiger Tumor der Nebenschilddrüse zugrunde. Wenn exzessiv hohe Blutwerte von Parathormon bestehen, muss an ein Nebenschilddrüsenkarzinom gedacht werden.

Kann die Erkrankung wieder erneut auftreten? Wenn Nebenschilddrüsengewebe im Körper verbleibt, kann natürlich die Nebenschilddrüsenüberfunktion wiederum auftreten. Dies ist allerdings in der Praxis ein äußerst seltenes Ereignis.