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 Kongresspräsident Thomas Schmid mit Klinikdirektor Dietmar Öfner-Velano und dem wissenschaftlichen Leiter der Tagung Enrico Ruffini aus Turin. (v. li. n. re.) Fotocollage: Tirol Kliniken, C. Seiwald & Fotolia_67395523_S_Human Respiratory System_nerthuz.

Fortschritte in der Thoraxchirurgie

Ende Mai findet mit über 1.500 TeilnehmerInnen die weltweit größte Tagung zur Lungenchirurgie in Innsbruck statt. Ao.Univ.-Prof. Dr. Thomas Schmid von der Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Öfner-Velano) ist es gelungen, die 25. Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Thoraxchirurgie nach Innsbruck zu holen. Neue Behandlungsmöglichkeiten von Lungenkrebs sind eines der Themen des Meetings.

Die Innsbrucker Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie (VTT) hat bereits 2009 als erste Chirurgie Österreichs mit der sogenannten VATS (Videoassistierte Thoraxchirurgie) Operationsmethode begonnen. „Daher sind wir heute ein führendes europäisches Zentrum für diese Form der Lungenchirurgie“, betont ao.Univ.-Prof. Dr. Thomas Schmid, stellvertretender Direktor der VTT und Organisator des Kongresses. „Wir geben dieses Wissen in unseren, heuer seit fünf Jahren bestehenden VATS-Operationskursen, an Kolleginnen und Kollegen aus ganz Europa weiter.“ Die Europäische Gesellschaft für Thoraxchirurgie (European Socity European Society of Thoracic Surgeons, ESTS) zählt rund 1.200 Mitglieder in 70 verschiedenen Ländern und wurde 1993 gegründet.

Bessere Chancen für Lungenkrebs-PatientInnen
Hat der Lungenkrebs seinen Schrecken verloren? Dies war einer der Fragen die im Rahmen einer Pressekonferenz im Vorfeld des Kongresses geklärt wurden. Diese Frage mit ja zu beantworten, wäre allerdings sicherlich verfrüht, so die Experten. Bei früher Erkennung und dank neuer Operationsmethoden sind die Chancen für Betroffene in den letzten Jahren aber deutlich gestiegen. Der sogenannte „therapeutischer Nihilismus“, wie Schmid die Ohnmacht früherer Jahre gegenüber dem Lungenkrebs zusammenfasst, ist heute kein Thema mehr. „Diese Zeiten sind Gott sein Dank vorbei. Bei rechtzeitiger Diagnose eines Lungenkrebses ist die Prognose für die Patientinnen und Patienten heutzutage ausgezeichnet‘“, so der Lungenchirurg.

Aggressiver Krebs: Risikofaktor Rauchen
Insgesamt werden in Tirol bis zu 350 Neuerkrankungen pro Jahr registriert. Eine Zahl, die nicht sein muss. „Für mich als Arzt ist es nicht leicht zu akzeptieren, dass wir es auf der einen Seite mit einem äußerst aggressiven Krebs zu tun haben, der aber auf der anderen Seite einen so klaren und vermeidbaren Risikofaktor hat und zwar das Rauchen“, findet der Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie, Univ.-Prof. Dr. Dietmar Öfner-Velano, deutliche Worte. „Wobei Raucherinnen und Rauchern auch klar sein muss, dass Lungenkrebs nicht die einzige Krebsart ist, die durch das Rauchen begünstigt wird“.

Neben anderen Umweltfaktoren ist das Rauchen mit Abstand der größte Risikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs. Unterschätzt wurden in den vergangenen Jahren allerdings die negativen Folgen des Passiv-Rauchens, die deutlich stärker sein dürften als bisher angenommen. Ein weiteres negatives Phänomen können die MedizinerInnen derzeit beobachten. „Frauen holen deutlich auf. Dabei handelt es sich um Beobachtungen, die auch meine Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fächern der Medizin machen“, erklärt Öfner-Velano. „So wie z.B. der weibliche Herzinfarkt immer häufiger vorkommt, so steigen auch die Lungenkrebs-Erkrankungen bei Frauen immer mehr an. Gesamt gesehen liegt Österreich im Mittelfeld“.

Info VATS-Chirurgie
Bei der VATS handelt es sich um eine minimal-invasive Operationsmethode für Eingriffe an der Lunge. Für die PatientInnen bietet diese Form der „Knopflochchirurgie“ große Vorteile. Dadurch, dass nur kleine Hautschnitte notwendig sind, bleiben auch nur kleine Narben zurück, was deutlich weniger Schmerzen bedeutet und in weiterer Folge auch die Rehabilitationszeit signifikant verkürzt. In Innsbruck werden 95 Prozent aller LungenkrebspatientInnen mit Hilfe dieser Methode operiert. Ist der Krebs in einem frühen Stadium, dann haben Betroffene inzwischen gute Chancen (80% überleben die ersten fünf Jahre nach der Diagnose). „Dazu kommen die inzwischen flächendeckend eingeführten Tumorboards, in denen wir mit allen notwendigen Disziplinen zusammenarbeiten. So können wir sicherstellen, dass individuell die richtige Therapie gewählt wird“, so Schmid. „Immerhin werden 2/3 aller LungenkrebspatientInnen erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt“. Wichtig ist den MedizinerInnen daher noch ein Aufruf an ihre niedergelassenen Kolleginnen und alle RisikopatientInnen, immer an die Möglichkeit von Lungenkrebs zu denken. Vor allem bei RaucherInnen oder wenn ein chronischer Husten und vermehrte Infekte vorliegen. Lungenkrebs bietet kaum Möglichkeiten zur Früherkennung. Sicherheit kann nur ein CT bringen. „Wir müssen alles daran setzen den Tumor in einem frühen Stadium zu diagnostizieren“, sagt Schmid.

 

(J. Schwamberger/B. Hoffmann-Ammann)

 

Weitere Informationen:

25. Meeting der Europäische Gesellschaft für Thoraxchirurgie

Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie

 

 

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