search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Mediziner räumen ab

Erstmals hatte CAST, das Gründungszentrum der Innsbrucker Universitäten, heuer den „CAST Life Sciences Business Award“ ausgeschrieben. Die eingereichten Verwertungsideen wurden dabei von der Jury auf ihre Innovationskraft und wirtschaftliche Realisierbarkeit beurteilt. Die drei Preise gingen an Teams der Medizinischen Universität. Fürs kommende Jahr ist schon eine Fortsetzung geplant.

Den ersten Preis beim CAST Life Sciences Business Award 2004 erzielte a.o. Univ.-Prof. Dr. Hubertus Haas vom Institut für Molekularbiologie der Medizinischen Universität Innsbruck. Ziel der wissenschaftlichen Arbeiten von Haas ist es herauszufinden, wie humanpathogene Pilze Eisen-Ionen aufnehmen. Obwohl Eisen als vierthäufigstes Element in der Erdkruste vorkommt, können es Bakterien, Pilze und Pflanzen nur mit entsprechenden Hilfsmitteln, den sogenannten Siderophoren, für sich nutzen. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen der Arbeitsgruppe um Professor Haas nutzt der Pilz Aspergillus fumigatus Siderophore vor allem im pathogenen Lebenszyklus als Transport- und Speichermolekül für dreiwertige Eisenionen. Dieser Pilz, den man sehr häufig in Kompost, Biotonnen, Blumenerde und Tapeten findet, kann bei abwehrgeschwächten Menschen allergische Reaktionen auslösen oder sogar Organe wie Lunge, Magen, Darm und das Nervensystem befallen. Mit einem selbst entwickelten und vor kurzem zum Patent eingereichtem Nachweissystem will Professor Haas nun Hemmstoffe identifizieren, welche Siderophore gezielt blockieren und Pilzen wie Aspergillus fumigatus damit die lebensnotwendige Eisenversorgung abschneiden. Über ein so entstehendes Therapeutikum könnte beispielsweise der Heilungserfolg von Transplantationspatienten verbessert werden.

Operation fressen Seele auf?

Der zweite Preis ging an eine Gemeinschaftsproduktion der Universitätskliniken für Medizinische Psychologie, Orthopädie und für Anästhesie. Stellvertretend für das Team nahm a.o. Univ.-Prof. Dr. Stephan Doering von der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie den Preis in Empfang. Der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks gehört in Europa zu den häufigsten Operationen. Allein in Deutschland werden jährlich etwa 300.000 Eingriffe vorgenommen. Notwendig ist ein Eingriff immer dann, wenn durch fortgeschrittenen Gelenkverschleiß (Arthrose) entstehende Schmerzen und Bewegungseinschränkungen mit Medikamenten und anderen Maßnahmen nicht mehr ausreichend gelindert werden können. Dabei erfolgt die Operation häufig unter Teilnarkose (Rückenmarksbetäubung) - der Patient erlebt die Operation bei vollem Bewusstsein.

Um diesen auf das psychisch belastende Ereignis besser vorzubereiten, hat das Team um Professor Doering ein spezielles Video zur Operationsvorbereitung des Patienten entwickelt. Mit Hilfe des Videos hat dieser die Möglichkeit, die Operation in Gedanken bereits vorab zu erleben und sich mit den vielfältigen Eindrücken vertraut zu machen. Entsprechend vorbereitete Patienten zeigen laut einer Innsbrucker Studie deutlich weniger Angst (niedrigere Herzfrequenz vor und während der Operation), benötigen postoperativ weniger Schmerzmittel und zeigen bereits nach drei Monaten eine signifikant bessere Beweglichkeit im operierten Gelenk als Patienten, die den Film der Einreicher nicht gesehen haben.

CAST Life Sciences Business Award – Platz drei

A.o. Univ.-Prof. Dr. Markus Nagl vom Institut für Hygiene und Sozialmedizin ist der dritte Sieger beim CAST Life Sciences Business Award 2004. Er untersucht seit vielen Jahren die antibakterielle Wirkung von N-Chlortaurin, einer Substanz, die von den weißen Blutkörperchen zum Abtöten von Krankheitserregern und zum Schutz vor Entzündungen gebildet wird. Nachdem der Arbeitsgruppe vor wenigen Jahren die Synthese der körpereigenen Substanz im Labor gelungen war, waren die Vorausset-zungen zur klinischen Erprobung geschaffen. In einem ersten Heilversuch wurden bakterielle Bindehautentzündungen mit N-Chlortaurin-Augentropfen innerhalb weniger Tage geheilt, und damit die antiinfektiöse Wirkung von N-Chlortaurin eindrucksvoll gezeigt werden.

Erst kürzlich konnte die Arbeitsgruppe in einer Phase-II-klinischen-Studie an 40 Patienten, die an infizierten Beingeschwüren litten, die breite antimikrobielle Wirkung und die gute Verträglichkeit von N-Chlortaurin erneut bestätigen. Vor allem bei bakteriellen Infektionen im Auge, im Hals-Nasen-Ohrenbereich, sowie bei Harnwegs- und bei Hautinfektionen will man N-Chlortaurin in einem breiten Markt zur Anwendung bringen. Darüber hinaus prüft die Arbeitsgruppe künftig die Anwendbarkeit von N-Chlortaurin als antivirales oder antifungales Therapeutikum.

CAST Life Sciences Business Award – the next!

Die Teilnehmer beim ersten Award waren wie vorgesehen eine Reihe von WissenschaftlerInnen, die sich mit Möglichkeiten der Verwertung ihrer Forschungsergebnisse durchaus auseinandersetzt, bei denen aber die Gründung eines eigenen Unternehmens entweder noch verfrüht wäre oder aufgrund anderer Verwertungsmöglichkeiten nicht erstes Ziel ist. „Wir haben unseren Award als Gelegenheit für ForscherInnen konzipiert, eine erste unaufwändige, gedankliche Verknüpfung der eigenen Technologien mit Bedürfnissen möglicher Kunden und Bedingungen am Markt herzustellen. Als solche wird sich auch der Wettbewerb 2005 verstehen, dessen Startschuss im kommenden Frühjahr fallen wird“ informiert CAST-Geschäftsführer Christian Mathes dazu. Die Preisgelder im Gesamtwert von EUR 7.000,-- wurden im Rahmen eines Prämierungsdinners im Restaurant Lichtblick vergeben.