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Otto Seibert Preis für Anita Kloss-Brandstätter

Im Rahmen eines kleinen Festaktes wurden vergangenen Donnerstag die Otto-Seibert Preise an ForscherInnen beider Universitäten verliehen. PD Dr.in Anita Kloss-Brandstätter von der Sektion für Genetische Epidemiologie (Direktor: Univ.-Prof. Florian Kronenberg) erhielt den Otto Seibert Wissenschaftsförderungspreis für ihre zukunftsweisende Arbeit zu mitochondrialen DNA-Mutationen und deren essentieller Rolle im Krankheitsverlauf von Prostatakarzinomen.

Das Archäologische Museum im 3. Stock des Universitätshauptgebäudes bot das gewohnt angemessene Ambiente für den gemeinsamen Festakt der Medizinischen Universität Innsbruck und der Universität Innsbruck zur Auszeichnung herausragender wissenschaftlicher Leistungen mit den Otto Seibert Preisen. Von der Universität Innsbruck erhielten Mag. Jürgen Bernard vom Institut für Physikalische Chemie der Fakultät für Chemie und Pharmazie, Dr.in Gabriella Bock vom Institut für Pharmazie der Fakultät für Chemie und Pharmazie und Dr. Michael Meyer vom Institut für Geologie und Paläontologie der Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften den Dr. Otto Seibert-Wissenschafts-Förderungspreis, der Dr. Otto Seibert-Preis zur Förderung von Forschung für gesellschaftlich Benachteiligte ging an  Ao.Univ.-Prof. Dr. Michael Ganner vom Institut für Zivilrecht. Den Preis zur Förderung junger, begabter WissenschafterInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck übergab Forschungsvizerektor Univ.-Prof. Günther Sperk an die Humangenetikerin PD Dr.in Anita Kloss-Brandstätter.

Prostatakarzinom: Zusammenhang zwischen mtDNA-Mutationen und PSA-Wert

Mit der Identifizierung des Zusammenhangs zwischen Mutationen im mitochondrialen Genom (mtDNA) und erhöhten PSA-Werten (PSA steht für prostataspezifisches Antigen und dient als Gewebemarker im Blut) bei Prostatakarzinom-Patienten gelang PDin Kloss-Brandstätter gemeinsam mit ihrer Forschungsgruppe aus der Sektion für Genetische Epidemiologie und der Univ.-Klinik für Urologie ein wichtiger Beitrag für die verbesserte Verlaufskontrolle von Prostatakarzinomen und deren Metastasen.

Das an der Universitätsklinik für Urologie seit über zehn Jahren als Vorsorgeprogramm etablierte PSA-Screening gilt als international einzigartiges Vorzeigeprojekt, mit dem es gelang, die Sterblichkeitsrate bei Prostatakarzinomen in Tirol um 40 Prozent zu senken. Für eine noch effizientere Diagnostik birgt die Erforschung von zugrunde liegenden genetischen Varianten sowie primären Biomarkern vielversprechendes Potential. Aufgrund ihrer wichtigen Funktion für den Energiehaushalt und die Apoptose der Zelle werden Veränderungen im Mitochondriengenom neben ihrer Relevanz in der anthropologischen Forschung auch als wichtige Faktoren in der Tumorentwicklung gesehen.

Der Fokus der Untersuchung des Teams um Kloss-Brandstätter, die mittels 'superior sequencing' weltweit erstmals das gesamte mitochondriale Genom bei Gewebe mit Prostatakarzinom im Vergleich zu gesundem Gewebe derselben Person beleuchtete, lag dabei sowohl auf der Bestimmung der Häufigkeit als auch auf der Beschreibung der potentiellen Konsequenzen von somatischen, also tumorspezifischen mtDNA-Mutationen, womit ein weites Mutationsspektrum aufgezeigt werden konnte. „Wir untersuchten im Rahmen unserer Arbeit kanzerogenes und gesundes Gewebe von 30 Männern in verschiedenen Erkrankungsstadien und konnten zeigen, dass spezifische mitochondriale DNA-Mutationen (mtDNA-Mutationen) eine relevante Rolle im Krankheitsverlauf von Prostatakarzinomen spielen, indem sie eine Korrelation mit erhöhten PSA-Werten aufweisen", erklärt Kloss-Brandstätter die zentralen Erkenntnisse der Studie. Weitere Forschungsarbeiten fokussieren nun auf detaillierte Mechanismen über die Art und Weise dieses Einflusses.

Die Preisträgerin

PDin Anita Kloss-Brandstätter wurde 1978 in Lienz geboren. An der Universität Innsbruck studierte sie Biologie, Geologie und Mathematik und dissertierte 2003 zu forensischer mtDNA Analyse am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck, wo sie - neben einem weiteren Studium der Technischen Mathematik - als Assistentin tätig war. Seit 2007 ist Anita Kloss-Brandstätter Universitätsassistentin an der Sektion für Genetische Epidemiologie (Direktor Univ.-Prof. Florian Kronenberg), wo sie vergangenes Jahr in Humangenetik habilitierte. Für ihre Forschungsleistungen zu Themen aus der Genetischen Epidemiologie, aus der Bioinformatik, zur mitochondrialen DNA, Telomeren, sowie Genvariationen bzw. zur Genetik komplexer Erkrankungen wurde die Verfasserin zahlreicher Originalartikel bereits mehrfach ausgezeichnet.

Der Stifter Otto Seibert

Der aus Deutschland stammende Dr. Otto Seibert war Arzt und wurde 1902 geboren. Bei einer Bergwanderung in Südtirol überanstrengte sich der Mediziner offenbar etwas. Der damalige Vizebürgermeister der Gemeinde Klobenstein, Dr. Hans Gamper, der zufällig in der Nähe war, brachte Seibert daraufhin in das nächstgelegene Krankenhaus. Seinem Helfer zutiefst dankbar gebar Dr. Seibert die Idee, eine Stiftung für Südtiroler Studierende anzulegen. Seibert nahm Kontakt mit dem damaligen Rektor der Universität Innsbruck, Prof. Rainer Sprung, auf und erzählte ihm von seinem Vorhaben. Gemeinsam arbeiteten sie einen „Stiftbrief" aus. Otto Seibert verstarb im Jahr 1988. Der Arzt stiftete den Wissenschaftsförderungspreis, den Preis für Forschung zur Förderung gesellschaftlich Benachteiligter, den Preis zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen sowie Stipendien für Südtiroler Studierende. Der Dr. Otto Seibert Wissenschaftspreis geht nach dem Willen des Stifters jedes Jahr an Forschende aus den Fachbereichen Rechtswissenschaften und Naturwissenschaften.

(dh)

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