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Auszeichnung für Innsbrucker Chemiker

Heute, Donnerstag, erhält Dr. Herbert Oberacher vom Institut für Gerichtliche Medizin in Berlin den Adolf-Martens-Preis für den Bereich Analytische Chemie. Er wird für die Entwicklung neuer analytisch-chemischer Methoden für Anwendungen in der Bioanalytik ausgezeichnet. Ein von ihm in Innsbruck entwickeltes Verfahren gilt als zukunftsträchtige Alternative für gängige DNA-Analysemethoden.

In seinen Forschungsarbeiten beschäftigt sich Dr. Herbert Oberacher mit Verfahren, die die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie mit der Massenspektrometrie verbinden. Dies kann zur Charakterisierung von Nukleinsäure-Molekülen und hier im Speziellen zum effizienten Auffinden von Sequenzvariationen in genomischer DNA verwendet werden. „Damit lassen sich hochinteressante Fragestellung der medizinischen Diagnostik, der forensischen Genetik oder auch der Populationsgenetik einfacher, schneller und billiger beantworten“, erläutert Oberacher. Seit Mai 2004 besteht eine Kooperation mit der Firma Applied Biosystems, die dem Institut für Gerichtliche Medizin ein hocheffizientes Massenspektrometer im Wert von rund 700.000 Euro für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt hat. In nur einem Jahr gelang es Herbert Oberacher die Eignung des Gerätes für die Analytik von Nukleinsäuren zu zeigen und dessen Leistungscharakteristika zu erheben. Mit dem Verfahren können hundertmal niedere Detektionsgrenzen als mit anderen massenspektrometrischen Systemen erzielt werden. Dabei werden die molekularen Massen mit solch hoher Genauigkeit gemessen, dass damit jede Art von Sequenzvariation in mehreren hundert Basenpaar langen DNA-Molekülen detektiert werden kann.

Weitere Forschung gesichert

„Dies stellt einen Weltrekord dar. Mit üblichen massenspektrometrischen Verfahren können bisher Einzelbasenaustausche in DNA-Fragmenten nur bis zu einer Länge von 25 bis 30 Basenpaaren erkannt werden“, so Dr. Oberacher. „Unsere Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass dieses Analyseverfahren aufgrund seiner Effizienz eine zukunftsträchtige Alternative zu gängigen DNA-Analysemethoden darstellt.“ Als nächstes wollen die Forscher Analyseprotokolle für Anwendungen im Bereich der forensischen Typisierung und der medizinischen Diagnostik etablieren. Langfristig soll das Verfahren auch einem breiteren Anwenderkreis zugänglich gemacht werden. „Durch eine Förderung im Rahmen des FFG-Bridge-Progamms in der Höhe von über 200.000 Euro können wir das Massenspektrometer für weitere zwei Jahre anmieten“, erklärt Prof. Richard Scheithauer, Vorstand des Instituts für Gerichtliche Medizin. „Applied Biosystems unterstützt uns dabei ebenfalls.“

Engagement des Nachwuchses fördern

Herbert Oberacher hat in Innsbruck Chemie studiert und 2002 mit ausgezeichnetem Erfolg promoviert. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität des Saarlandes kehrte er 2003 nach Österreich zurück und arbeitet seither als Universitätsassistent am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck. Der Adolf-Martens-Preis wird in der Regel im Abstand von zwei Jahren für die Disziplinen „Werkstoffwissenschaften, Materialforschung und -prüfung“ und „Analytische Chemie“ oder „Sicherheitstechnik“ ausgelobt. Die Preise sind mit jeweils 3.000 Euro dotiert. Der Adolf-Martens-Fonds e. V. will das Engagement vor allem jüngerer Forscherinnen und Forscher fördern und würdigen. Ausgezeichnet werden sowohl grundlagenorientierte Arbeiten wie auch technische Entwicklungen und Transferleistungen, von denen innovative Impulse für die Industrie erwartet werden.