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Ein Gerichtsmediziner in der Arktis

Müde aber wohlbehalten schlossen die Innsbrucker Biologen Günter Köck und Harald Niederstätter ihre Forschungsreise in den hohen Norden Kanadas ab. Zehn Tage lang haben sie in arktischen Seen Saiblinge gefangen und Sedimentbohrungen vorgenommen. Mit Harald Niederstätter war ein DNA-Experte des Innsbrucker Instituts für Gerichtliche Medizin mit dabei.

Projektleiter Günter Köck von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und seine Mitarbeiter untersuchen, ob Fische aus den einander sehr ähnlichen und gegenüber Veränderungen der Umwelt sehr sensiblen Ökosystemen "Hochgebirgssee" und "arktischer See" als Biomonitoringsystem von globalen Klimaveränderungen verwendet werden können. Harald Niederstätter ist in diesem Projekt für die genetischen Untersuchungen der Saiblinge im Rahmen einer Populationsstudie zuständig. Als Basislager dient den Wissenschaftlern die Forschungsstation des Polar Continental Shelf Project (PCSP) in Resolute Bay. Die Station steht über Funk ständig mit den zahlreichen Außencamps, die teilweise mehrere hundert Kilometer von Resolute Bay entfernt sein können, in Verbindung und koordiniert Nachschub und Transport in nahezu jeden Winkel des kanadischen arktischen Archipels.

Umfangreiche Untersuchungen

Bei den Fischen werden Leber-, Nieren und Muskelproben für die Analyse von Schwermetallen (z.B. Cadmium, Quecksilber), organischen Schadstoffen (z.B. PCB) und stabilen Isotopen entnommen. Für die populationsgenetischen Studien werden Flossenstücke verwendet. Darüber hinaus werden die Otolithen entfernt, an denen später die Altersbestimmung der Tiere sowie Elementanalysen durchgeführt werden. Zusätzlich werden parasitologische Studien sowie paläolimnologische Untersuchungen an Seesedimenten durchgeführt. "Die Aufarbeitung der Fische und der Sedimentbohrkerne im Labor ist sehr zeitaufwendig, sodass wir erst gegen halb zwei Uhr früh ins Bett kommen", so Köck. Die Proben werden in Innsbruck am Institut für Zoologie und Limnologie und am Institut für Gerichtliche Medizin, sowie in den Labors der zahlreichen kanadischen Kooperationspartner (u.a. National Water Research Institute in Burlington) ausgewertet.

Schlechtes Wetter und Eis behindern die Arbeit

"Aufgrund der schlechten Wettersituation hat sich unser Arbeitsplan etwas verzögert“, erklärt der Expeditionsleiter Köck. „Wir sind erst mit einige Tagen Verspätung hier in unserer Basisstation eingetroffen, da das Flugzeug mehrere Male nicht laden konnte.“ Auf dem Programm der beiden Innsbrucker Wissenschaftler standen Probenentnahmen am Resolute Lake, North Lake und Amituk Lake auf Cornwallis Island, dem Sapphire Lake im Houghton Crater auf Devon Island sowie am Boomerang Lake auf Somerset Island. Neben dem Fang mit Schlauchboot und Netz verwendeten Köck, Niederstätter und ihr kanadischer Kollege Derek Muir heuer erstmals auch ein Elektrofischgerät, um Jungfische zu fangen. Behindernd für die Arbeit ist nicht nur das schlechte Wetter sondern auch die selbst im Sommer noch starke Eisbedeckung der Seen. Bis zu 90% der Seeflächen sind von dicken Eisschichten bedeckt. „Wir haben um diese Zeit hier noch nie soviel Eis gesehen. Zusammen mit dem starken Wind macht dies das Fangen von Fischen sehr schwierig.“, erklärt Köck. „Eine sehr kalte und mühsame Arbeit, die für unerfahrene Fischer zur Geduldsprobe werden kann.“

Ergebnisse dieses nun schon seit sieben Jahren laufenden Forschungsprojekts wurden unlängst im Bericht "Fische aus sensiblen Ökosystemen als Bioindikatoren von globalen Klimaveränderungen" in den Veröffentlichungen der Universität Innsbruck publiziert.